Wer meine Artikel regelmäßig liest, weiß vermutlich inzwischen, dass ich nicht nur ein großer Filmfan, sondern auch ein leidenschaftlicher Kinogänger bin und damit in der heutigen Zeit zumindest in Deutschland zu einer aussterbenden Art gehöre. Eins meiner besten Kinoerlebnisse war 2018, als ich kurz vor Halloween nach London reiste, um im legendären Prince Charles Cinema an einem nächtlichen Filmmarathon teilzunehmen, bei dem sechs Filme aus einer ganz besonderen und für mich prägenden Zeit gezeigt wurden. Gezeigt wurden ausschließlich Teenie-Horrorfilme, die ursprünglich zwischen 1996 und 2000 in die Kinos kamen, angefangen mit Der Hexenclub bis Final Destination als Abschlussfilm. Die Atmosphäre diese Filme unter Gleichgesinnten (und größtenteils gleichaltrigen) Horrorfans in einem Kultkino zu erleben, war unvergleichlich.
Einer der Filme, der im Rahmen des Marathons lief, den ich aber auch schon bei seiner Erstveröffentlichung heimlich (weil ich noch nicht 16 war) im Kino gesehen habe, war Robert Rodriguez' The Faculty, der hierzulande auch als Faculty – Trau keinem Lehrer erschienen ist. Der Film war Rodriguez' Nachfolger zu From Dusk Till Dawn und das Drehbuch schrieb Kevin Williamson, der sich zuvor mit Scream und Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast einen Namen als erfolgreichster Autor des Teenie-Horrors gemacht hat (beide Filme waren ebenfalls Teil des Marathons). The Faculty war jedoch eine Abkehr von seinen bisherigen Horrorfilmen. Junge Menschen und gewitzte Dialoge waren zwar weiterhin Kernelemente, doch diesmal war es kein irrer Killer mit Messer oder einem Fischerhaken, der sie jagte, sondern Aliens, die eine Highschool (und später vermutlich die ganze Welt) zu übernehmen versuchten. The Faculty war im Prinzip nichts Anderes als eine Teenie-Version von Die Körperfresser kommen.
Spätere Stars wie Jordana Brewster (Fast & Furious), Elijah Wood (Der Herr der Ringe) und Josh Hartnett (Pearl Harbor) spielten in dem Film als Highschool-Schüler mit, die es mit Hilfe von Koffein (!) mit der außerirdischen Bedrohung aufnehmen. Als der Film an Weihnachten 1998 in die US-amerikanischen Kinos kam, waren die Reaktionen gemischt, an den Kinokassen war er jedoch erfolgreich und genießt inzwischen denselben Kultstatus wie viele andere Teenie-Horrorfilme der Ära. Ein Nachfolger wurde überraschenderweise nie produziert, doch fast 30 Jahre nach dem ersten Film scheint jetzt Zeit für ein Remake zu sein. Rodriguez kehrt als Produzent der Neuauflage zurück, das Drehbuch schreibt Newcomer Drew Hancock, dessen Regiedebüt Companion – Die perfekte Begleitung aktuell mit schwärmenden Kritiken in den USA (zu Recht!) für Furore sorgt und nächste Woche in die deutschen Kinos kommen wird. Wer die Regie des Remakes übernehmen wird, steht noch nicht fest.
Ich mag The Faculty echt gerne und als eine Momentaufnahme seiner Zeit macht er auch heute einen Riesenspaß. Dennoch bin ich einer neuen Version nicht abgeneigt, denn wir sprechen hier schließlich von einem Film, der sich selbst großzügig bei anderen Werken bedient hat. Hancock als Autor ist schon mal eine gute Ausgangsposition.
Quelle: Variety
