Ray Fisher in Justice League © 2017 Warner Bros. Pictures
Quellen: Ray Fisher Twitter, Variety
Der eigene Kinofilm des blitzschnellen DC-Superhelden The Flash ist eine der schwersten Geburten in der modernen Geschichte von Comicverfilmungen. Wenn alles endlich nach Plan läuft, wird der Film im November 2022 in die Kinos kommen – mehr als acht Jahre nach seiner ersten Ankündigung und Ezra Millers Besetzung in der Titelrolle, und vier Jahre nach dem ersten geplanten Starttermin des Films.
Barry Allen alias The Flash wird seine Kämpfe in dem Film nicht alleine bestreiten, sondern gleich die Unterstützung von zwei Batmans bekommen – Michael Keaton und Ben Affleck, die beide in der Rolle zurückgeholt werden, mit der sie eigentlich schon abgeschlossen hatten. Wie Keatons Batman in den Film überhaupt hineinpasst, erklärt sich vermutlich durch das Multiversum-Konzept, das in The Flash erforscht werden wird.
Doch auch ein anderer bekannter DC-Charakter sollte in The Flash auftreten. Mehr als ein Jahr bevor Ray Fisher seinen ersten vollwertigen Auftritt als Cyborg in Justice League hatte, wurde bekannt, dass er auch in The Flash neben Miller auftreten würde. Die Chemie der beiden jüngsten Mitglieder der Justice League sollte in ein weiteres Abenteuer übertragen werden. Auch als Justice League gefloppt ist und die Zukunft eines zusammenhängenden DC-Kinouniversums plötzlich in der Schwebe war, hielt das Studio an dem Plan fest, Cyborg in dem Film zu haben.
Dazu wird es nun nicht kommen. Während Ray Fisher mit den Vorwürfen gegenüber einigen Schlüsselfiguren von Warner, die er erstmals im Sommer vorgebracht hat, noch nicht fertig ist, ist Warner mit ihm fertig. In einem zweiseitigen über Twitter veröffentlichten Text verkündete Fisher, dass er von Warner aus dem Cast von The Flash entfernt worden sei. Laut eigener Aussage sei er stark gegen diese Entscheidung, finde sie aber nicht überraschend. Den kompletten Tweet könnt Ihr unten nachlesen:
Please Read.
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— Ray Fisher (@ray8fisher) January 13, 2021
Falls Ihr neu bei der Ray Fisher/Warner Bros.-Soap seid, hier ein kurzer Überblick dazu, was bisher geschah: Im Juli hat Fisher Joss Whedon, der die Nachdrehs zu Justice League von Zack Snyder übernahm und wesentlich für die Kinofassung des Films mitverantwortlich war, widerliches, unprofessionelles und missbräuchliches Verhalten vorgeworfen. Außerdem sollen Jon Berg und Geoff Johns, die damals gemeinsam DC Films geleitet haben, ihn gedeckt haben. Berg hat die Vorwürfe abgestritten und gesagt, dass Fisher lediglich mit der Entwicklung seines Charakters unzufrieden gewesen sei.
Im August leitete Warner eine interne Ermittlung zu Fishers Vorwürfen ein. Laut Fisher sei der Ermittler nicht, wie er es sich wünschte, unparteiisch, und würde wichtige Zeugen nicht befragen. Fisher warf dem aktuellen DC-Films-Chef Walter Hamada vor, ihm in einem Telefonat vorgeschlagen zu haben, Whedon und Berg öffentlich den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen, wenn er dafür von Johns ablässt. Im Gegenzug stritt Warner diese Behauptung Fishers vehement ab und erklärte, Fisher würde mit dem Ermittler nicht kooperieren und die angekündigten Beweise für Fehlverhalten der beschuldigten Personen nicht vorlegen.
Aquaman-Darsteller Jason Momoa stellte sich öffentlich hinter Fisher, und auch Wonder Woman Gal Gadot bestätigte, dass sie keine gute Erfahrung mit Joss Whedon hatte.
Die interne Untersuchung wurde kürzlich abgeschlossen. Die Ergebnisse wurden zwar nicht öffentlich gemacht, Fisher zeigte sich mit ihnen aber nur zum Teil zufrieden. Jon Berg hat mit Warner nicht mehr viel zu tun, und Joss Whedon ist als Showrunner der HBO-Serie "The Nevers", produziert von Warner, angeblich aus Erschöpfung ausgestiegen, was jedoch von vielen als Beendigung des Arbeitsverhältnisses zwischen den Seiten interpretiert wurde. Geoff Johns ist aber weiterhin eng mit Warner verknüpft als Schöpfer der Serie "Stargirl" und Co-Schöpfer von "Titans". Außerdem schreibt er die "Green Lantern"-Serie für HBO Max. Es gibt auch keinerlei Anzeichen, dass Warner das Arbeitsverhältnis mit ihm beenden wird. Ob aus diesem oder auch einem anderen Grund, Fisher hatte kurz nach Beendigung der Untersuchung eine neue Zielscheibe, den DC-Films-Chef Walter Hamada. Er bezeichnete ihn als einen "gefährlichen Möglichmacher", also jemanden, der toxisches Verhalten anderer toleriert und ermöglicht. Fisher kündigte an, künftig an keinem Film mehr beteiligt sein zu wollen, an dem Hamada auch beteiligt ist.
Hamada wurde im Januar 2018 von Warner als Nachfolger von Berg und Johns für die Leitung von DC Films befördert und konnte das Ruder des etwas kränkelnden Filmuniversums erfolgreich herumreißen, indem er den Fokus mehr auf Einzelfilme legte und auch mutigere Projekte wie Joker und The Suicide Squad vorantrieb. Ich weiß nicht, ob Fisher ernsthaft damit rechnete, dass das Studio Hamada, dessen Vertrag kürzlich erst verlängert wurde, nach seinen Vorwürfen feuern würde, aber das wäre illusorisch. Also blieb nur eine Schlussfolgerung: Wenn Fisher in keinem Film mit Hamada als Produzent mitspielen möchte, kann er eben in The Flash nicht dabei sein. In dem Punkt stimme ich mit Fisher daher überein: Überraschend ist die aktuelle Entwicklung wahrlich nicht.
Genau das entgegnete Warner auch auf Fishers obigen Tweet. Dabei stärkte das Studio zugleich Geoff Johns den Rücken: (aus dem Englischen)
Letzten Sommer wurde Mr. Fisher die Möglichkeit gegeben, seine Rolle als Cyborg in The Flash wieder zu verkörpern. Angesichts seiner Aussage, dass er in keinem Film mitwirken würde, an dem Mr. Hamada beteiligt wäre, machen wir ohne ihn weiter. Warner Bros. bleibt im Geschäft mit Geoff Johns, der weiterhin "Stargirl", "Batwoman", "Doom Patrol", "Superman & Lois" und "Titans" sowie weitere Projekte für das Studio produziert.
Ann Sarnoff, die Vorsitzende von Warner Bros., veröffentlichte zudem eine Presseerklärung, in der sie Hamada in Schutz nahm:
Ich glaube Walter Hamada und dass er die Untersuchung weder verhindert noch gestört hat. Ferner habe ich vollstes Vertrauen in den Verlauf und die Ergebnisse der Untersuchung. Walter ist ein respektierter Anführer, den seine Kollegen, Mitmenschen und ich als einen Mann guten Charakters und Integrität kennen. Wie ich zuletzt bei der kürzlich erfolgten Verlängerung von Walters Vertrag gesagt habe, bin ich darauf gespannt, wohin er DC Films führen wird, und freue mich darauf, mit ihm und dem Rest des Teams zusammenzuarbeiten, um unser DC-Multiversum auszubauen.
Es ist tatsächlich schon bemerkenswert, dass Warner Fisher trotz der Schlammschlacht angeboten hat, als Cyborg in The Flash zurückzukehren. Wenn er nichts mehr mit der leitenden Figur von DC Films zu tun haben will, ist es natürlich seine Entscheidung. Da alle Aussagen bislang recht nebulös geblieben sind, kann man schwer ein Urteil darüber fällen, wer hier welchen Mist gebaut hat. Es ging sicher nicht alles mit den rechten Dingen bei der Produktion von Justice League zu, doch ob es seitens Fisher ein kluger Schachzug war, auch gegen den aktuellen DC-Films-Chef vorzupreschen, sei dahingestellt.
Neue Cyborg-Szenen von Fisher werden wir demnächst dennoch sehen, denn in Zack Snyders Director’s Cut von Justice League wird die Figur eine deutlich größere Rolle haben und laut Snyder das Herz des Teams sein. Fisher gehörte auch zu den Darstellern, die für die Fassung letztes Jahr neue Szenen gedreht haben. Fisher hat klargestellt, dass wenn Snyder ihn künftig darum bitten würde, als Cyborg zurückzukehren, würde er es für ihn jederzeit tun. Ich denke aber, dass seine Zeit im DCEU jetzt endgültig vorüber ist.
Um seine Glaubwürdigkeit noch einmal zu bestärken, hat Fisher einen Audio-Mittschnitt (siehe unten) seines abschließenden Gesprächs mit der internen Ermittlerin veröffentlicht, in dem sie ihn für tadellose Mitarbeit und Offenheit lobt. Wirklich Neues erfährt man darin aber auch nicht:
Here is a clip from my final conversation with @WarnerMedia’s independent investigator on December 11th, 2020.
Hopefully it lends itself to the truth of the investigation, and to the credibility of my current claims against Walter Hamada’s dangerous behavior.
A>E pic.twitter.com/S96ozzIUD5
— Ray Fisher (@ray8fisher) January 16, 2021
Laut Fishers Tweet sollte Cyborg entgegen einigen Berichten nicht bloß einen Gastauftritt, sondern eine größere Rolle in dem Film haben. Ob die Rolle einfach neu besetzt werden wird oder ob man auf den Charakter einfach verzichten wird, werden wir demnächst erfahren. Im April sollen die Dreharbeiten zu The Flash endlich beginnen. In unsere Kinos soll er dann am 3.11.2022 kommen. Ohne Ray Fisher.
Die Artikel zum Ego-Trip Warner/Fisher werden immer Belangloser. Weil keine neuen Erkenntnisse geliefert werden. Bis auf die nicht belegten Vorwürfe weiß der gemeine Fan immer noch nicht was genau Fisher am Set widerfahren ist.
Ich habe es jeden Tag mit irgendwelchen Ärschen auf der Arbeit zu tun. Gemeinhin als Alltag bekannt. Na und. Der Fisher sollte mal Kartext reden. Bis dahin bleibt er für mich ein Jammerlappen.