Quelle: JoBlo
Ein Problem, das viele Filmfans (einschließlich meiner Wenigkeit) mit dem "Found Footage"-Format in Genrefilmen haben, ist, dass fast immer der Zeitpunkt kommt, zu dem man sich fragt, weshalb die Protagonisten im Moment hoher Gefahr die Kamera nicht einfach fallen lassen und wegrennen? Natürlich sind die Menschen im Zeitalter von Selfie-Sticks und Smartphone-Kameras davon besessen, jeden interessanten (und uninteressanten) Moment ihres Lebens zu dokumentieren, doch ich würde vermuten, dass die Angst ums eigene Leben doch überwiegt, wenn man von Zombies, Aliens, Dämonen, Trolls oder anderen Unwesen verfolgt wird. Auch wenn die Prämisse darin besteht, dass es sich um eine Dokumentar-Filmcrew handelt, geht deren Hingabe an die Arbeit doch irgendwie zu weit. Dieses inhärente Manko des "Found Footage"-Stilmittels betrifft auch einige der besten Filme des Genres wie Cloverfield oder [REC], die jedoch so spannend sind, dass man sich darüber einfach keine Gedanken mehr macht.
Einige wenige Filme haben jedoch Anstalten gemacht, dieses Problem zu lösen und den "Found Footage"-Einsatz zu rechtfertigen, wie beispielsweise [REC]², der zum Teil aus der Perspektive der Kameras aufgenommen wurde, die fest an den Kampfanzügen der Spezialeinheiten montiert sind, die im Film in das verseuchte Haus hineingeschickt werden.
Einen solchen Versuch hat auch der kanadische Independent-Filmemacher Matthieu Ratthe mit seinem Langfilmdebüt The Gracefield Incident unternommen, in dem drei Paare ein Wochenende in einer abgelegenen Hütte verbringen und Zeugen der Bruchlandung eines Raumschiffs werden, an dessen Bord sich nicht gerade freundlich gesinnte E.T.s befinden. Als Regisseur, Drehbuchautor, Produzent, Cutter, Kameramann und Hauptdarsteller ist Ratthe an fast jedem Aspekt des Films beteiligt gewesen und hatte es scheinbar auch genug von fadenscheinlichen Erklärungen, weshalb die Kamera immer draufgehalten wird. In seinem Film installiert der Hauptcharakter, den er selbst spielt, eine Mikro-Kamera in sein künstliches Auge, um das gesamte Wochenende filmisch einzufangen (weil man das halt so macht, schätze ich). Deshalb wird der Film zu einem Großteil wortwörtlich aus der Ich-Perspektive des Protagonisten präsentiert.
Abgedreht ist The Gracefield Incident bereits seit geraumer Zeit, denn der erste Trailer zum Film ist bereits 2014 (!) erschienen. Wie das bei vielen Independent-Produktionen ist, nehmen die Post-Production und die Suche nach einem Verleih viel Zeit in Anspruch. Diesen Monat wird The Gracefield Incident endlich in den USA über Video-on-Demand und in ausgewählten Kinos veröffentlicht und dazu gibt es zum Film einen neuen Trailer:
Was man sieht, mutet recht klassisch an. Menschen, die von unsichtbaren Kräften in die Luft hochgezogen werden, Kornkreise, telekinetische Aktivitäten, blinkende Lichter und vermutlich nicht allzu schlaue Hauptfiguren. Der Trailer weckt Erinnerungen an Filme wie Extraterrestrial (2014), Altered, Area 51 aber auch Blair Witch und andere in Wäldern spielende "Found Footage"-Horrorstreifen. Als Genrefan werde ich dem Film eine Chance gegen, wenn er hierzulande erscheint (vielleicht ja schon beim Fantasy Filmfest?), doch ich setze die Erwartungen nicht allzu hoch an.
Unten findet Ihr zwei Plakate zu dem Film: