Al Pacino und Robert De Niro in The Irishman © 2019 Netflix
Quellen: Netflix, Indiewire
Mehr als zwei Jahre nach Drehbeginn und noch viele Jahre mehr nachdem Martin Scorseses sein Traumprojekt als Rückkehr zum Mafiafilm erstmals erwähnte, wird The Irishman am 27. September als Eröffnungsfilm des New York Film Festivals endlich seine Weltpremiere feiern. Der Vorführungsbeginn ist mit 15 Uhr ungewöhnlich früh angesetzt und jetzt wissen wir auch den Grund dafür. The Irishman hat eine Laufzeit, die dem häufig inflationär verwendeten Begriff "Epos" wirklich gerecht wird. Auf der Festivalseite wird die Filmlänge mit satten 210 Minuten angegeben. Das macht The Irishman zum mit Abstand längsten Spielfilm in Scorseses langer Karriere. Die bisherigen Spitzenreiter waren The Wolf of Wall Street mit knapp 180 Minuten und Casino mit 178. Generell ist Scorsese nicht gerade für kurze und knackige Filme bekannt. Von Dokumentarfilmen abgesehen, war ist sein letzter Film mit weniger als zwei Stunden Laufzeit mehr als 30 Jahre her (Die Farbe des Geldes). Allerdings inszenierte er auch Meine italienische Reise, eine Doku, die mit 246 Minuten noch länger ist. Verglichen zu Good Fellas (146 Minuten) packt The Irishman mehr als eine ganze Stunde noch drauf.
Die Seite des NYFF lässt sich noch etwas Spielraum, indem unter der Laufzeit der Hinweis steht, dass sie sich noch ändern könnte. Allerdings hat Scorsese zuvor schon erzählt, dass der Film irgendwo zwischen drei und vier Stunden lang sein würde.
Der Film wird bei seiner Premiere ohne Pause gezeigt werden. Dreieinhalb Stunden erscheinen natürlich schon sehr lang. Es ist der längste US-amerikanische Mainstream-Film seit über zwei Jahrzehnten (spätere Langfassungen wie bei Der Herr der Ringe ausgenommen). Doch andererseits erzählt The Irishman auch die Geschichte eines Mannes von seinen Dreißigern bis zum hohen Alter, durchweg gespielt von Robert De Niro, der mittels revolutionärer Computereffekte entsprechend verjüngt werden soll. Außerdem hat der legendäre Filmkritiker Roger Ebert schon treffend gesagt: "Ein guter Film ist nie zu lang, ein schlechter nie kurz genug." Bei Scorsese bin ich zuversichtlich, dass die Laufzeit verdient sein wird. Die drei Stunden von The Wolf of Wall Street vergingen auch wie im Flug.
The Irishman ist eine Netflix-Produktion und der Streaming-Anbieter wird den Film exakt zwei Monate nach seiner Uraufführung, am 27. November, weltweit veröffentlichen. Damit er such für die nächsten Oscars qualifiziert, wird es in den USA auch eine Kinoauswertung geben, die am 1. November beginnen wird. Es ist eine vergleichbare Strategie zu Alfonso Cuaróns Roma letztes Jahr. Auf unsere Nachfrage hin erklärte Netflix, dass ein Kinostart in Deutschland noch nicht feststeht, es aber diesbezüglich Überlegungen darüber gibt. Ich kann nur hoffen, dass es dazu kommt, wie schon bei Roma, der eigentlich in allen Arthouse-Kinos zu sehen war. Ein Film von Martin Scorsese braucht die große Leinwand!
Neben Robert De Niro spielen in The Irishman die schauspielerischen Schwergewichte Al Pacino, Harvey Keitel und der aus dem Ruhestand zurückgekehrte Joe Pesci mit. Das Drehbuch stammt vom Oscargewinner Steve Zaillian (Schindlers Liste). Auf keinen anderen Film freue ich mich dieses Jahr noch so sehr wie auf diesen. Sorry, Star Wars.
Den ersten Teaser-Trailer zu The Irishman findet Ihr hier.
Offizieller Inhalt:
"Robert De Niro, Al Pacino und Joe Pesci spielen die Hauptrollen in Martin Scorseses epischer Erzählung um organisierte Kriminalität THE IRISHMAN. Der Thriller spielt im Nachkriegsamerika und wird aus der Perspektive des Weltkriegs-Veteranen Frank Sheeran (De Niro) erzählt; einem Schwindler und Auftragsmörder, der mit den berüchtigtesten Figuren des 20. Jahrhunderts zusammenarbeitet. Dabei geht es um eines der größten ungelösten Rätsel der amerikanischen Geschichte; das Verschwinden des legendären Gewerkschaftsführers Jimmy Hoffa (Pacino) und die verzweigten Wege des organisierten Verbrechens, die bis in die Politik führen."