Matt Damon und Adam Driver in The Last Duel © 2021 20th Century Studios
Quelle: Marc Maron’s WTF Podcast
Ridley Scotts zweiter Film dieses Jahr, der starbesetzte House of Gucci, ist gestern in den USA angelaufen und erste Einspielergebnisse aus den Previews deuten jedenfalls darauf hin, dass der Film trotz schwächerer Kritiken erheblich besser an den Kinokassen abschneiden wird als Scotts erster Beitrag, das Mittelalter-MeToo-Drama The Last Duel. Der $100 Mio teure Streifen, den Disney von 20th Century Fox beerbt hat, spielte trotz positiver Reaktionen seitens der Kritiker und Zuschauer weltweit keine $30 Mio ein und das bedeutet einen fetten Verlust für das Studio. Scott selbst machte keinen Hehl daraus, dass er den Misserfolg des Films als sehr enttäuschend empfindet. Als wir den letzten Artikel zum Thema veröffentlicht haben, sprachen viele Facebook-Kommentare darunter, dass der Film einfach schlecht vermarktet wurde. Doch Scott selbst sieht es anders. Obwohl er bei Disney anfangs skeptisch war, war er sehr zufrieden damit, wie das Studio das Marketing gehandhabt hat: (aus dem Englischen)
Disney hat den Film fantastisch vermarktet. Die Bosse liebten den Film… Ich habe mir Sorgen gemacht, dass er nichts für sie wäre.
Schuld am Kassenflop sieht er woanders und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Gleichgültige, Handy-fixierte Millennials seien dafür laut ihm verantwortlich:
Darauf läuft es hinaus – was wir heutzutage haben, sind Zuschauer, die mit diesen Scheißhandys erzogen wurden. Die Millennials wollen nichts lernen, außer man sagt es ihnen auf einem Handy.
Das ist natürlich etwas verallgemeinernd, aber ich denke, wir erleben das aktuell bei Facebook. Ich denke, es ist eine Irreführung, die dort passiert ist, die dieser jüngsten Generation falsches Selbstvertrauen gegeben hat.
Er selbst bereut keineswegs den Film gedreht zu haben – oder auch jeden anderen Film in seiner Karriere:
Man entscheidet es letztlich. Fox hat es entschieden. Wir alle dachten, dass es ein großartiges Drehbuch war. Und wir haben es gemacht. Man kann nicht immer gewinnen. Ich habe noch nie einen einzigen Film bereut, den ich gemacht habe. Nichts. Ich habe sehr früh gelernt, mein eigener Kritiker zu sein. Die einzige Sache, worüber man eine Meinung haben sollte, ist das, was man gerade selbst gemacht hat. Geh dann weg. Stell sicher, dass du glücklich bist. Und blicke nie zurück. Das bin ich.
So sehr ich Scott und viele seiner Filme mag, kann ich definitiv nicht unterschreiben, dass alles, was er anfasst, qualitativ wirklich super ist. Auch er hatte seine Rohrkrepierer. The Last Duel gehört qualitativ definitiv nicht dazu, aber seien wir mal ehrlich – welches große Publikum soll sich denn gerne ein zweieinhalbstündiges Mittelalter-Vergewaltigungsdrama anschauen?
In einem früheren Interview machte der etwas verbittert klingende Scott es Martin Scorsese und Francis Ford Coppola gleich und holte gegen die moderne Welle von Comicverfilmungen aus:
Die besten Filme leben von ihren Charakteren und wir können danach auf die Superhelden zu sprechen kommen, wenn ihr wollt, denn ich mach sie fertig. Ich mache sie verdammt noch mal fertig. Sie sind scheißlangweilig. Deren Drehbücher sind überhaupt nicht gut.
[…]
Ich habe drei großartige Superheldenfilme gemacht. Einer ist Alien mit Sigourney Weaver. Einer wäre Gladiator und einer wäre Harrison Ford (in Blade Runner). Sie sind Superheldenfilme. Also warum haben heutige Superheldenfilme keine besseren Geschichten? Sorry, ich komme vom Thema ab, aber ich meine, kommt schon, Superheldenfilme werden hauptsächlich von ihren Spezialeffekten gerettet und das wird für jeden langweilig, der mit Spezialeffekten arbeitet, wenn man das Geld hat.
Ich denke, Fans von Filmen wie Iron Man, Black Panther oder Guardians of the Galaxy würden durchaus sagen, dass auch diese Streifen vor allem von ihren Charakteren und nicht nur Spezialeffekten leben.
Stimmt Ihr Scott zu?