Quelle: A24
Mit Filmen wie Requiem for a Dream, The Wrestler und Black Swan hat sich Darren Aronofsky einen Ruf als Regisseur düsterer, zum Teil wirklich unangenehmer Dramen erarbeitet, die tief in die dunkelsten Ecken der menschlichen Psyche blicken. Fünf Jahre nach seinem polarisierendsten und vermutlich verstörendsten Werk mother! kommt sein neuster Film. The Whale ist etwas weniger experimentell und abgedreht als Aronofskys letzten Streifen, sondern wandelt eher auf den realitätsnäheren Spuren von The Wrestler und wirft wieder einen ungeschönten Blick auf einen innerlich und äußerlich gequälten Menschen am Rande der Gesellschaft. Auch das ist zu einer Spezialität von Aronofsky geworden und hat seinen Schauspielern wie Ellen Burstyn und Mickey Rourke in Vergangenheit Oscarnominierungen eingebracht.
Es ist auch nicht Aronofskys Rückkehr auf die Kinoleinwände, für die The Whale bislang die größte Aufmerksamkeit erhalten hat, sondern Brendan Frasers erste große Kinorolle seit zehn Jahren. Im Fernsehen feierte Fraser seit einigen Jahren schon ein Comeback, doch es ist die Rolle in The Whale, die ihn endgültig wieder ins Rampenlicht rückt und ihn von einer Seite zeigt, die die Fans von Die Mumie oder Teuflisch noch nie gesehen haben. In The Whale spielt Fraser mit Fatsuit und unter schwerem Make-up den 270 Kilo schweren Charlie, der versucht, eine Beziehung zu seiner 17-jährigen Tochter (Sadie Sink aus "Stranger Things") wieder aufzubauen. Diese verachtet ihn jedoch, denn vor vielen Jahren hat Charlie seine Familie für einen Mann verlassen. Als sein Partner gestorben ist, hat er seinen Schmerz und seine Schuldgefühle gegenüber seiner Familie mit Essattacken verarbeitet, was letztlich zu seinem Aussehen in dem Film geführt hat.
Einen ersten Eindruck von dem Film vermittelt der gestern veröffentlichte Trailer zu The Whale, den Ihr unten sehen könnt. Hinter dem Film steckt das prestigeträchtige Studio A24, das schon gefeierte Filme wie Moonlight, Everything Everywjhere All At Once, Midsommar und Lady Bird herausgebracht hat. In den USA wird The Whale am 9. Dezember in die Kinos kommen. Hierzulande hat Plaion Pictures die Vertriebsrechte, hat aber noch keinen Starttermin festgelegt.
Hong Chau ("Watchmen"), Ty Simpkins (Insidious) und Samantha Morton (Minority Report) spielen weitere Rollen in dem Film, doch es ist ganz und gar Frasers Show, so wie The Wrestler einst aus Mickey Rourke die beste Performance seines Lebens herausgeholt hat. In Venedig feierte The Whale seine Weltpremiere und erhielt eine sechsminütige Standing Ovation, die Fraser zu Tränen gerührt hat. Obwohl der Film selbst die Kritiker deutlich mehr spaltet als The Wrestler oder Black Swan gilt Fraser als einer der Favoriten für den nächsten Hauptdarsteller-Oscar. Ich würde es dem grundsympathischen Schauspieler von ganzem Herzen gönnen und hoffe, dass noch viele interessante Projekte mit ihm folgen werden. Demnächst wird er in Martin Scorseses Western Killers of the Flower Moon zu sehen sein.