Quelle: Uproxx
Mit dem Marvel Cinematic Universe hat der Comic-Riese Marvel den Fans eine Kinowelt geschenkt, von der sie lange nur träumen konnten. Nicht alle Filmfans springen begeistert auf den Marvel-Zug auf, doch es lässt sich nicht abstreiten, dass das von Marvel gemeinsam mit Disney erschaffene Filmuniversum sowohl bei den Kritikern als auch bei den Kinogängern zahllose Fans hat. Die Einnahmen an den Kinokassen sprechen für sich und es ist auch beeindruckend, dass obwohl es zwischendurch das eine oder andere kleine Tief gab, kein einziger MCU-Film bei den Kritikern bislang völlig durchgefallen ist. Das erschaffene Universum funktioniert und zumindest für mich als Fan der Materie gehören die neuen Marvel-Filme zu den großen Highlights, auf die ich mich freue. Erst letztes Jahr hat das Studio mich mit Guardians of the Galaxy erneut ins Staunen versetzt und meinen Lieblingsfilm von 2014 abgeliefert. Auch dieses Jahr wird Avengers: Age of Ultron auf meiner persönlichen Liste sehr gut abschneiden.
Ein Grund, weshalb das Marvel-System so gut läuft, ist, dass das Universum wie eine gut geölte Maschine funktioniert. Allzu großen Risiken werden nicht eingegangen und das Universum ist von den Köpfen des Studios, angeführt von Kevin Feige, sehr weit im Voraus durchdacht und durchgeplant. Da haben die Regisseure einzelner Filme unter Umständen deutlich weniger Einfluss und Spielraum zur Entfaltung, als es ihnen lieb ist, doch das ist der Preis dafür, dass die Filme bei den Fans stets für Begeisterung sorgen. Diese Einstellung hat das Studio bereits des Öfteren in Konflikt mit einigen Filmemachern gebracht, zuletzt auch mit Joss Whedon, der mehrfach offen zugegeben hat, dass Age of Ultron nicht ganz nach seinen Vorstellungen lief und er einige Kompromisse eingehen musste. Ein weiteres berüchtigtes Beispiel ist natürlich auch der Ausstieg des Regisseurs Edgar Wright bei Ant-Man, nachdem er acht Jahre lang an der Entwicklung des Films gearbeitet hat. Auch ist es kein Zufall, dass weder Kenneth Branagh noch Joe Johnston nach der Arbeit am ersten Thor bzw. dem ersten Captain America sonderlich erpicht darauf waren, ins Marvel-Universum zurückzukehren.
Ein weiterer Marvel-erfahrener Regisseur, der jetzt die Welt an seinem Unmut über die Zusammenarbeit mit Marvel teilhaben ließ, ist Alan Taylor, der Filmemacher hinter Thor – The Dak Kingdom. Bereits zum Kinostart des Films hat er klar gemacht, dass er über die Abspannsequenz des Films, in der Benicio del Toros Collector eingeführt wird, alles andere als glücklich war und froh war, dass er die Szene nicht selbst drehen musste. Es war jedoch scheinbar nicht sein einziges Problem. Während der Pressetour zu seinem neuen Film, Terminator: Genisys, sprach er über die Arbeit an großen Hollywood-Blockbustern und die "qualvolle" Zusammenarbeit mit Marvel im Speziellen:
Sie waren beide sehr unterschiedlich. Ich habe jetzt zwei große Filme gemacht und dabei gelernt, dass man keinen $170 Mio teuren Film mit fremdem Geld macht, ohne sich dabei viel abzustimmen.
Die Erfahrung mit Marvel war besonders qualvoll, weil ich in gewisser Hinsicht absolute Freiheit beim Dreh bekam und in der Postproduktion wurde daraus ein ganz anderer Film. Ich hoffe, das wird sich bei mir nie wiederholen und ich würde das auch niemand anderem wünschen.
Bei Terminator war es anders. Die Geschichte, die wir erzählen wollten, ist die Geschichte, die wir letztlich in die Kinos bringen. Aber es gab natürlich viel Zusammenarbeit, wie es bei einer so großen Produktion auch normal ist.
Für Taylor war Thor 2 sein erster Kinofilm, nachdem er Erfolge mit der Regie mehrerer "Game of Thrones"-Folgen verbuchte. Ich schätze, dass HBO den Serienregisseuren deutlich mehr Freiraum lässt und Taylor nicht auf die Marvel-Maschine vorbereitet war, in der jedes Zahnrädchen ins nächste greifen muss, damit das gesamte Uhrwerk läuft. Seinen Frust kann ich dennoch nachvollziehen. Nichtsdestotrotz fand ich Thor – The Dark Kingdom eigentlich überaus gelungen, auch wenn er gemeinhin als einer der schwächeren MCU-Filme gilt. Für mich persönlich war es eine Verbesserung gegenüber dem ersten Film, da Tom Hiddlestons Loki mittlerweile zu einer interessanteren Figur ausgearbeitet wurde und weil der Film neben Guardians of the Galaxy für mich zu den humorvollsten Einträgen in Marvels Kinouniversum gehört. Verglichen mit einem deutlich weniger geglückten Sequel wie Iron Man 2, war der zweite Thor (beinahe) ein Volltreffer, mit einigen wenigen Abzügen in der B-Note.
Wie seht Ihr das?