Harrison Ford in Die Stunde der Patrioten (1992) © Paramount Pictures
Quelle: Indiewire
Neben Ian Fleming und John le Carré gehört Tom Clancy zu den bedeutendsten Autoren von Spionageromanen und Politthrillern des 20. Jahrhunderts. Die berühmtesten Schöpfungen der drei Schriftsteller sind jeweils James Bond, George Smiley und Jack Ryan. Allen drei gelang schon vor langer Zeit erfolgreich der Sprung von den Romanseiten auf die Leinwand bzw., im Falle von le Carrés Smiley, auch ins Fernsehen, und alle drei wurden inzwischen von unterschiedlichen Schauspielern verkörpert. Die James-Bond-Filmreihe ist nach über 50 Jahren und sechs Darstellern erfolgreicher denn je. Der letzte Smiley-Darsteller, Gary Oldman, erhielt für seine Performance in Dame, König, As, Spion seine erste Oscarnominierung. Nur bei Clancys berühmtestem Romanhelden, dem CIA-Analytiker (und späteren US-Präsidenten) Jack Ryan, klappte es in letzter Zeit nicht so gut wie bei seinen britischen Berufsgenossen. Seit 1990 spielten vier verschiedene Darsteller Ryan in fünf Filmen, zuletzt Star-Trek-Star Chris Pine in Jack Ryan: Shadow Recruit. Der Film sollte eigentlich der Auftakt eines großen Tom-Clancy-Filmuniversums werden, doch der kommerzielle Misserfolg und lauwarme Kritiken erstickten die Idee im Keim.
Stattdessen wird Jack Ryan demnächst zum Serienhelden. Amazon produziert die zehnteilige Serie "Tom Clancy’s Jack Ryan" unter der Führung des "Lost"-Showrunners Carlton Cuse. Nach Alec Baldwin, Harrison Ford, Ben Affleck und Chris Pine übernimmt John Krasinski die Titelrolle. Auf den ersten Blick scheint Jim Halpert aus "The Office" nicht die naheliegendste Wahl für die Rolle des gewieften CIA-Agenten zu sein, doch er erfüllt eigentlich genau die Prämisse, nach der sich die Serienmacher richten: Jack Ryan soll anfangs absolute Jedermann-Qualitäten besitzen, ein gewöhnlicher Kerl sein, der in eine ungewöhnliche Situation gerät. Das hat Regisseur Daniel Sackheim ("The Americans"), der drei Folgen der ersten Staffel inszenierte, bei einem Gespräch im Rahmen der Television Critics Association Pressetour erklärt. Als Inspiration für diese Herangehensweise bei der Darstellung von Jack Ryan wurden die beiden Filme mit Harrison Ford in der Rolle herangezogen: (aus dem Englischen)
Es ist eine neue Geschichte und adaptiert keinen der Romane. Aber ich denke, dass sie von den Harrison-Ford-Filmen inspiriert ist. […]
Was an den Filmen mit Harrison Ford so toll war, war, dass er ein Alltagsheld ist. Er ist kein Superheld. Er ist heldenhaft, aber er ist verletzlich und Er fürchtet sich nicht davor, Angst zu haben. Er war ein gewöhnlicher Mann und ein Held. […] In der ersten Folge, wenn wir auf Ryan treffen, ist er ein Analytiker. Er entdeckt etwas und wird in die Feldarbeit eingespannt. Nach und nach wird er zu einem Feldagenten. Die erste Staffel folgt einem Kerl, der noch lernt, wie es ist, ein CIA-Agent zu sein bzw. was der Unterschied zu einem Analytiker mit einem Bürojob ist.
Ich denke, dass die meisten Zuschauer, die alle bisherigen Filme gesehen haben, sich einig sind, dass Fords Darstellung von Jack Ryan in Die Stunde der Patrioten und Das Kartell bislang die beste war. Man kann sich darüber streiten, ob es auch die besten Jack-Ryan-Filme überhaupt waren, denn auch Jagd nach Roter Oktober war sehr gelungen, doch darin war Sean Connery der wahre Star und Alec Baldwins Jack Ryan spielte eher die zweite Geige. Deshalb kann ich es nur begrüßen, wenn die Macher der Serie ihre Inspiration von den beiden Filmen mit Ford beziehen.
Der Ansatz, einen ganz jungen Jack Ryan zu zeigen, noch bevor er zu einem erfahrenen CIA-Agenten wird, ähnelt sich wiederum Jack Ryan: Shadow Recruit, wird aber hoffentlich etwas spannender und weniger generisch sein, als Kenneth Branaghs Film, der ohne den Ryan-Namen jeder x-beliebige Actionthriller hätte sein können.
Sackheim bestätigte auch, dass die Serie erst 2018 bei Amazon Video veröffentlicht werden wird. Ursprünglich nannte er sogar den März 2018 als Releasemonat, doch Amazon korrigierte und ließ den genauen Veröffentlichungszeitraum weiterhin offen. Neben Krasinski spielt in der Serie Abbie Cornish (Ohne Limit) als Cathy Mueller mit, Ryans Love Interest und spätere Ehefrau, die in den Ford-Filmen von Anne Archer verkörpert wurde und in Jack Ryan: Shadow Recruit von Keira Knightley. Wendell Pierce ("The Wire") spielt Admiral James Greer, Ryans Chef bei der CIA, der in den ersten drei Ryan-Verfilmungen von James Earl Jones dargestellt wurde. Timothy Hutton ("American Crime") wird in einer wiederkehrenden Rolle als CIA-Operationsleiter Singer zu sehen sein, während Easy-Rider-Veteran Peter Fonda in der ersten Folge Cathy Muellers Vater spielen wird (mit der Option für weitere Auftritte in der Zukunft). Der oscarnominierte Filmemacher Morten Tyldum (The Imitation Game, Passengers) führte bei der Pilotfolge Regie.