Alicia Vikander in Tomb Raider © 2018 MGM/Warner Bros. Pictures
Quellen: The Wrap, The Hollywood Reporter
Mit "The Last of Us" ist HBO etwas gelungen, woran sehr viele zuvor schon gescheitert sind: Eine universell gepriesene Videospielverfilmung. Der Serie gelingt das Kunststück sowohl die Fans der Vorlage glücklich zu machen als auch Zuschauer zu begeistern, die noch nie in ihrem Leben einen Gamecontroller in der Hand gehalten haben. "The Last of Us" ist nicht nur eine tolle Game-Adaption, sondern einfach eine verdammt gute Serie, die zu Recht bereits als einer der heißesten Kandidaten bei den nächsten Emmys gehandelt wird.
Vor "The Last of Us" lag die Messlatte für akzeptable Videospieladaptionen denkbar niedrig. Man war schon froh, wenn sie halbwegs solide waren und keine kompletten Desaster wie Assassin’s Creed oder Uwe Bolls Ergüsse. Tatsächlich gab es in den letzten paar Jahren schon einen Aufwärtstrend mit durchaus passablen, wenn auch nicht herausragenden Videospielverfilmungen wie Uncharted und Sonic the Hedgehog.
In diese Kategorie fiel für mich auch der letzte Tomb-Raider-Film mit der schwedischen Oscarpreisträgerin Alicia Vikander in der Rolle der Schatzjägerin Lara Croft. Der Film kam 2018 in die Kinos und basierte auf den rebooteten "Tomb Raider"-Spielen, die etwas düsterer und bodenständiger waren und die Hauptfigur zumindest etwas realistischer (einschließlich einer deutlichen Brustverkleinerung) gestaltet haben. So war auch Vikanders Lara auch weit entfernt von Angelina Jolies Darstellung der Abenteurerin und mir hat der neue Film trotz seiner durchaus vorhandenen Makel deutlich mehr Spaß bereitet als die beiden Filme mit Jolie. Der neue Tomb Raider hat Videospieladaptionen ganz sicher nicht revolutioniert, doch es war ein kurzweiliger, flotter Abenteuer-Actionfilm mit einer tollen Hauptdarstellerin, die sich nach vielen Dramarollen erstaunlich gut als Actionheldin behauptet hat.
Der knapp $100 Mio teure Film war mit $275 Mio Einspiel kein Überflieger an den Kinokassen, aber offenbar erfolgreich genug, dass MGM 2019 die Entwicklung eines Sequel in Auftrag gegeben hat. Dieses wurde zunächst für 2021 terminiert und Sightseers-Regisseur Ben Wheatley wurde für die Regie verpflichtet. Leider gehörte Tomb Raider 2 zu den Opfern der Pandemie. Der geplante Drehbeginn im Frühjahr 2020 wurde erst verschoben, dann verließ Wheatley das Projekt, um stattdessen mit MEG 2 sein Blockbuster-Debüt zu feiern, und der Film, wurde vom Startplan genommen.
"Lovecraft Country"-Serienmacherin Misha Green hat Anfang 2021 als Autorin und Regisseurin übernommen, doch der Film kam nur schleppend voran, obwohl Vikander weiterhin Feuer und Flamme war, als Lara Croft zurückzukehren. Am Ende war MGM einfach zu langsam. Um die Filmrechte an "Tomb Raider" zu behalten, musste der neue Film spätestens am 1. Mai 2022 in Produktion gehen. Das Studio hat die vertraglich vereinbarte Deadline nicht eingehalten und hoffte auf Verlängerung, um den Film dieses Jahr zu drehen. Diese wurde seitens GK Films, die die Rechte von Square Enix erworben haben, jedoch nicht gewährt und MGM verlor die Rechte. Angeblich hatte Vikander noch einige Einwände gegen das existierende Drehbuch und sie konnten nicht rechtzeitig gelöst werden.
Mit dem Verlust der Rechte starb leider auch Tomb Raider 2 mit Vikander endgültig. In Hollywood entbrannte natürlich sofort ein massiver Bieterwettstreit um die freigewordenen Rechte, an dem u. a. Netflix und Warner Bros. beteiligt waren. Am Ende ging jedoch Amazon als Sieger hervor, was natürlich ironisch ist, da MGM inzwischen Amazon gehört. Insider-Berichten zufolge soll der Erwerb der "Tomb Raider"-Rechte zu den größten Investitionen in der Geschichte des Streamers gehören.
Doch Amazon hat weitaus ambitioniertere Pläne für Lara Croft als einen weiteren Film. Laut The Hollywood Reporter plant der Konzern ein großes, zusammenhängendes "Tomb Raider"-Medienuniversum. Bereits angekündigt ist eine "Tomb Raider"-Realserie, die von Phoebe Waller-Bridge geschrieben und produziert wird. Multitalent Waller-Bridge gehört zu den gefragtesten Namen im Film- und Seriengeschäft seit ihren Triumphen mit "Fleabag" und "Killing Eve". Sie wurde u. a. angeheuert, um das Drehbuch zum Bond-Film Keine Zeit zu sterben aufzupolieren und spielt dieses Jahr eine Schlüsselrolle in Indiana Jones und der Ruf des Schicksals. Vielleicht wird ihre Erfahrung beim berühmtesten Abenteuerfilm-Franchise aller Zeiten auch ihre Arbeit an der "Tomb Raider"-Serie prägen. Aktuell ist sie jedoch nur hinter den Kulissen an der Serie beteiligt.
Darüber hinaus wird Amazon ein brandneues "Tomb Raider"-Videospiel, das von Crystal Dynamics entwickelt wird, herausbringen und plant auch einen neuen Film, der im selben Universum spielen soll wie die angekündigte TV-Serie. Waller-Bridge ist aktuell jedoch weder am Spiel noch am Film beteiligt. Wer die neue Lara spielen wird, steht noch nicht fest. Wenn schon Vikander nicht zurückkehren darf, würde ich gerne Aubrey Plaza (Operation Fortune) für die Rolle vorschlagen.