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Quelle: Variety
Koreanische Filme und Serien sind aktuell in aller Munde. Erst der weltweite Kassen- und Oscarerfolg Parasite, dann das Netflix-Phänomen "Squid Game" haben vielen Zuschauern offenbart, was eingefleischte Filmfans schon lange wussten: die Koreaner haben’s drauf! Das Land produziert schon seit vielen Jahren hochinteressante Filme aus unterschiedlichsten Genres, die jedoch meist Geheimtipps von Cineasten geblieben sind. Noch vor Parasite und "Squid Game" hat 2016 jedoch ein anderer südkoreanischer Film zumindest im Horrorbereich Millionen Fans weltweit begeistert. Yeon Sang-hos intensiver, temporeicher Train to Busan war das, was World War Z hätte idealerweise sein sollen: ein blutiger, unerbittlicher und gnadenloser Zombiereißer, in dem die Untoten wie eine unaufhaltsame Lawine die Lebenden überrollen und zerfleischen. Zugleich hatte der Film auch einen echten emotionalen Kern, den er nie aus dem Blick gelassen hat.
Zeitgleich mit Train to Busan wurde das animierte Prequel Seoul Station veröffentlicht. Vier Jahre später kehrte Yeon dann in die von ihm erschaffene Welt zurück und inszenierte das indirekte Sequel Peninsula, das einige Jahre nach den Ereignissen von Train zu Busan auf der von Untoten überlaufenen koreanischen Halbinsel spielt. Auch Peninsula war ein kommerzieller Erfolg, leider jedoch nicht so mitreißend wie sein Vorgänger, was auch an einigen mittelprächtigen und leider zu häufig eingesetzten Computereffekten lag.
Kürzlich feierte Yeons Horror-Fanatsyserie "Hellbound" bei Netflix Premiere und entwickelt sich ebenfalls rasant zu einem weltweiten Hit, der bereits in mehreren Ländern Platz 1 der täglichen Netflix-Charts belegt hat. In einem Interview mit dem Branchenblatt Variety erklärte Yeon, dass er die Welt von Train to Busan noch nicht hinter sich gelassen hat: (aus dem Englischen)
Ich habe einige Ideen dafür, was nach Peninsula passiert. Aber ob ich daraus einen Film machen werde… Es ist etwas, was ich machen will. Weil es aber viele Produktionen gibt, an denen ich gerade arbeite, denke ich, dass ich die Ideen und die Arbeit, die ich verrichten muss, organisieren muss. Bisher war ich immer jemand, der alles selbst gemacht hat. Aber inzwischen denke ich, dass ich vielleicht ein System brauche, um alle meine kreativen Visionen zum Leben zu erwecken.
Auf Nachfrage hin verriet er, dass der dritte Film tonal dem ersten ähnlicher sein würde als dem zweiten:
Ich würde sagen, dass im Sinne dieses Universums sie alle miteinander verbunden sind. Peninsula war ein postapokalyptischer Film, in dem es um Autorennen ging. Die Geschichte, über die ich aktuell nachdenke, wäre näher an Train to Busan dran, insofern als dass sie auf kleinem Raum spielen würde. Das habe ich aktuell im Sinn. Man könnte also sagen, dass es irgendwo zwischen Train to Busan und Peninsula wäre.
Es ist noch offen, ob und wann Train to Busan 3 kommen wird. Was Yeon trotz seiner positiven Erfahrungen mit "Hellbound" nicht will, ist eine Serienadaption. Als Grund dafür führt er schwierige Umsetzbarkeit seiner Vision dieser Welt in Südkorea:
Es gibt viele Ideen, mit denen ich gespielt habe, aber persönlich denke ich, dass ich Train to Busan gerne als eine Filmreihe fortführen würde. In Korea sind die Umstände nicht günstig, um eine koreanischsprachige Serie zu erschaffen, die visuell mit Train to Busan vergleichbar ist. Außerdem muss ich auch mit dem Verleih zusammenarbeiten, mit dem wir den Originalfilm gemacht haben. Wenn man alle diese Bedingungen in Betracht zieht, erscheint eine Filmreihe am plausibelsten.
Auch wenn Peninsula mich leider wirklich enttäuscht hat, hat Yeon mit Train to Busan so großes Potenzial gezeigt, dass ich einem dritten Film auf jeden Fall eine Chance geben würde. Aktuell wird auch an einem von James Wan (Aquaman) produzierten und von Gary Dauberman (Annabelle) geschriebenen Hollywood-Remake mit dem vorläufigen Titel Last Train to New York gearbeitet. Der indonesische Filmemacher Timo Tjahjanto (The Night Comes for Us) soll Regie führen.