Quellen: David Lynch Twitter, Variety
Es war wohl zu schön, um wahr zu sein. Als im Oktober der US-Kabelsender Showtime angekündigt hat, die Kultserie "Twin Peaks" für ein neunteiliges Revival zurückzubringen, war ich aus dem Häuschen vor Freude, auch wenn es trotzdem ein wenig schwer fiel zu glauben, dass die nach nur zwei Staffeln aufgrund sinkender Einschaltquoten abgesetzte Serie 25 Jahre später eine neue Chance bekommen würde, Kultstatus hin oder her. Auch der von Showtime zusammengestellte kleine Teaser konnte mir nicht einen letzten Hauch an Zweifel nehmen, insbesondere da die Originalschöpfer der Serie, David Lynch und Mark Frost, auch an dem Revival arbeiten sollten. Lynch ist seit 2006 im Filmgeschäft nicht mehr wirklich aktiv und war in seinem Verhalten auch nach seinen Maßstäben doch etwas auffällig in vergangenen Jahren (Stichwort: "Universität unbesiegbares Deutschland"). Wie dem auch sei, die Meldung war offiziell, Serien-Revivals sind aktuell sowieso der große Trend und vor allem wollte ich einfach glauben, dass wir in die Welt von "Twin Peaks" zurückkehren würden.
Ab da lief alles erst einmal wie am Schnürchen und noch im Januar kündigte David Lynch selbst die Rückkehr von Kyle MacLachlan als Protagonist der Serie Dale Cooper an. Auch Sherilyn Fenn, Dana Ashbrook und Sheryl Lee wurden von Lynch wegen einer Rückkehr angesprochen.
Was Showtime jedoch versäumt hat zu erwähnen: der Vertrag mit David Lynch selbst wurde eigentlich gar nicht unter Dach und Fach gebracht und hier begannen die Probleme. Vor etwas drei Wochen tauchte die erste besorgniserregende Meldung auf. Bei einem öffentlichen Auftritt entgegnete Lynch auf Nachfrage nach dem Fortschritt des Revivals hin, dass er sich nicht sicher sei, dass dieses überhaupt noch stattfinden würde. Es gäbe Probleme mit dem Vertrag. Andere Quellen beruhigten die Fans daraufhin, doch die Zusicherungen waren trügerisch. Während der WonderCon in Kalifornien tauchten gestern vermehrt Meldungen auf Twitter auf, Showtime habe die Rückkehr der Serie gecancelt. Es dauerte nicht lange, bis Lynch über Twitter und Facebook selbst Stellung dazu bezog und was er zu sagen hatte, klang leider nicht gut: (aus den Englischen)
Liebe Facebook-Freunde,
Showtime hat "Twin Peaks" nicht den Stecker gezogen. Nach einem Jahr und vier Monaten an Verhandlungen, habe ich das Projekt verlassen, weil nicht genug Geld angeboten wurde, um das Drehbuch so umzusetzen, wie es meiner Meinung nach getan werden musste. Dieses Wochenende habe ich damit begonnen, die Schauspieler anzurufen, um sie wissen zu lassen, dass ich nicht länger Regie führen werde. "Twin Peaks" könnte trotzdem sehr wohl am Leben sein bei Showtime. Ich liebe die Welt von "Twin Peaks" und ich wünschte, die Dinge wären anders ausgegangen.
Showtime reagierte schnell und veröffentlichte selbst ein Statement zur Angelegenheit (aus dem Englischen):
Wir haben mit Trauer David Lynchs Statement heute vernommen, weil wir zuvor geglaubt haben, dass wir mit David und seinen Vertretern auf eine Lösung hingearbeiten haben, was einige verbleibende Aspekte des Vertrags betraf. SHOWTIME liebt die Welt von "Twin Peaks" auch und wir hoffen weiterhin, dass wir sie in all ihrem Glanz zurückbringen können, inszeniert von den beiden außerordentlichen Schöpfern der Serie, David Lynch und Mark Frost.
Schade. Anders kann man die Situation leider nicht beschreiben. Es ist einfach sehr schade, dass es letztlich an den Finanzen scheitert, doch es ist auch ein guter Reminder, dass es sich beim Film- und Seriengeschäft eben um ein Geschäft handelt und damit auch um Geld. Ob Lynchs Vorstellungen unvernünftig waren oder die Senderköpfe von Showtime zu geizig, können wir nicht wissen, weshalb man keiner der beiden Seiten die Schuld zuschieben sollte. Es ist einfach nur eine traurige Entwicklung von dem, was für Serienfans zu einem der größten TV-Highlight des nächsten Jahres hätte werden können.
Doch wie wird es weitergehen? Es sieht laut bisherigen Quellen so aus, als hätten Lynch und Frost die Drehbücher zum "Twin Peaks"-Revival gemeinsam geschrieben, sodass die Serie auf Lynch "nur" als Regisseur verzichten würde. Während der Originalserie hat Lynch 6 der 30 Folgen selbst gedreht. Solange die Drehbücher von ihm stammen, wäre es vielleicht möglich, ein vernünftiges Revival auf die Beine zu stellen, doch irgendwie würde es sich für mich falsch anfühlen, wenn er als Regisseur gar keine Beteiligung an dem Projekt hätte. Gut möglich, dass es den Schauspielern und dem Co-Schöpfer Mark Frost genau so geht. Falls kein Weg aus dieser Sackgasse mit Lynch gefunden werden kann, bin ich mir also weder sicher, ob "Twin Peaks" trotzdem nächstes Jahr zurückkehren wird, noch ob ich es so dann überhaupt will. Die Zukunft wird es zeigen.