Die zwei größten Kinoketten der Welt wollen keine Universal-Filme mehr spielen

Quellen: Variety, Deadline

Falls Ihr gehofft habt, diesen Herbst Eure Unlimited-Karte vom UCI dazu zu nutzen, um den neuen James-Bond-Film Keine Zeit zum Sterben im Kino zu sehen, ist es nach aktueller Situation gut möglich, dass Ihr verwundert feststellen werdet, dass der Film in keinem UCI-Kino läuft.

Außerhalb von Nordamerika, wo der Film von United Artists in die Kinos gebracht werden wird, hat sich Universal die internationalen Auswertungsrechte an Bond gesichert. Und es ist Universal, das aktuell im Mittelpunkt heftiger Kritik seitens der Kinobetreiber steht. Nach dem riesigen Erfolg von Trolls World Tour im Premium Video-On-Demand (PVOD) hat NBCUniversal-Chef Jeff Shell angekündigt, dass auch wenn die Kinos wiedereröffnen, von solchen direkten Streaming-Releases noch häufiger Gebrauch gemacht werden wird, weil sich das Modell als profitabel erwiesen hat. Universal behält nämlich 80% der Einnahmen bei Video-On-Demand versus nur knapp 50% der Kinoeinnahmen in den USA (und noch weniger international).

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Damit öffnete Universal Pandoras Box, denn diese Ankündigung bricht das ungeschriebene Gesetz eines mindestens 90 Tage langen Fensters zwischen der Kinoauswertung und der Heimkinoveröffentlichung, das für das Fortbestehen der Kinos enorm wichtig ist. Die Reaktion kam schnell und sie war heftig.

Adam Aron, der CEO von AMC Theatres, der größten Kinokette der Welt, hat in einem offenen Brief an die Universal-Vorsitzende Donna Langley den Boykott aller Universal-Titel mit sofortiger Wirkung angekündigt. AMC betreibt insgesamt knapp über 1000 Kinos mit mehr als 11000 Leinwänden weltweit. Dazu gehören etwa 660 Kinos in den USA und rund 220 in Europa, wo AMC die Kinoketten Odeon und, Ihr habt’s schon geahnt, UCI gehören.

Wir haben Arons Brief für Euch aus dem Englischen übersetzt:

Es ist für uns enttäuschend, doch Jeffs Kommentare zu Universals unilateralen Handlungen und Absichten lassen uns keine Wahl. Deshalb wird AMC mit sofortiger Wirkung keine Universal-Filme mehr in irgendwelchen unserer Kinos in den USA, Europa oder Mittlerem Osten zeigen.

Die Regel betrifft alle Universal-Filme, gilt ab heute, und auch weiterhin wenn unsere Kinos wiedereröffnen, und sie ist keine leere oder unüberlegte Drohung. Diese Reaktion ist nicht allein aus Groll oder dem Verlangen nach Strafe gegen Universal gerichtet, sondern sie gilt auch für alle anderen Filmhersteller, die die aktuell gängige Praxis des Zeitfensters zwischen der Kino- und der Heimkinoveröffentlichung verwerfen, ohne mit uns Absprache gehalten zu haben, sodass sie als Vertreiber und wir als Aussteller beide profitieren und keiner unter solchen Veränderungen leidet.

Aktuell ist Universal das einzige Studio, das eine Veränderung des Status Quo öffentlich in Erwägung zieht. Daher diese unmittelbare Meldung als Reaktion. Universals einseitige Ankündigung zu diesem Thema ist für uns nicht tragbar. Wie es schon immer der Fall war, ist AMC dazu bereit, sich mit Universal zusammenzusetzen und über unterschiedliche Fenster-Strategien und unterschiedliche wirtschaftliche Modelle zwischen deren Unternehmen und unserem zu diskutieren. In Abwesenheit solcher Gespräche und eines akzeptablen Ausgangs dieser, sind Jahrzehnte unseres unglaublich erfolgreichen gemeinsamen Geschäfts leider zu Ende gegangen.

Es hat nicht lange gedauert, bis sich auch Cineworld, das Unternehmen hinter den Kinoketten Regal, Picturehouse, Cineworld und Cinema City, dem Boykott angeschlossen hat. Cineworld ist der zweitgrößte Kinobetreiber der Welt mit etwa 790 Spielstätten.

Der Pressesprecher von Universal reagierte schnell auf die Kampfansage, wich aber nicht von der aktuellen Position ab: (aus dem Englischen)

Unser Ziel bei der Veröffentlichung von Trolls World Tour auf PVOD war es, den Leuten Unterhaltung in die Häuser zu bringen, die sie nicht verlassen können, während Kinos und andere Formen von Außer-Haus-Entertainment nicht verfügbar sind. Basierend auf der enthusiastischen Reaktion auf den Film, glauben wir, dass wir den richtigen Schritt gemacht haben. Wenn die einzige andere Wahl darin bestand, Trolls World Tour gar nicht zu veröffentlichen, was nicht nur die Konsumenten davon abgehalten hätte, den Film zu erleben, sondern auch negative Auswirkungen auf unsere Partner und Angestellte gehabt hätte, war die Entscheidung klar.

Unser Wunsch war immer, Unterhaltung einer möglichst breiten Masse an Zuschauern effizient zu bieten. Wir glauben absolut an das Kinoerlebnis und haben nie das Gegenteil behauptet. Wie wir früher schon angekündigt haben, werden wir in Zukunft Filme direkt in die Kinos bringen, aber auch auf PVOD, wenn letzteres Sinn ergibt. Wir freuen uns auf weitere private Gespräche mit unseren Kinopartnern, sind aber enttäuscht von dem scheinbar koordinierten Versuch von ABC und NATO (nationaler Kinoverband), unsere Position und unsere Handlungen falsch darzustellen.

Begonnen der Krieg zwischen Kinos und Studios hat, wie Yoda sagen würde.

Die Tatsache ist, dass Universal genauso auf die Kinos angewiesen ist, wie die Kinos auf Universal. Video-On-Demand ist gerade ein sehr lukratives Modell, doch die aktuelle Lage wird irgendwann vorübergehen und man kann nicht absehen, ob diese Option auch in normalen Zeiten so beliebt bleiben wird. Filme wie Jurassic World: Dominion, Keine Zeit zu sterben und Fast & Furious 9 möchte Universal als potenzielle Milliardenhits ganz sicher in den Kinos haben und gerade AMC betreibt einige der umsatzstärksten Kinos der USA in New York, Los Angeles und Chicago.

Außerdem ist speziell Keine Zeit zu sterben eine sehr heikle Angelegenheit. Universal setzte sich beim Bieterwettstreit um die Bond-Rechte gegen zahlreiche weitere Interessenten durch und erhielt den Zuschlag von MGM und Eon Productions. Der Vertrag setzt jedoch voraus, dass Universal den Film in einer gewissen Anzahl von Kinos weltweit zu veröffentlichen hat und dabei ganz bestimmte Märkte abdecken muss. Schafft Universal es nicht, riskiert das Studio den Vertragsbruch und damit den Verlust der heiß begehrten Rechte.

Wir werden sehen, wie sich die Lage entwickeln wird.

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