Quelle: Deadline
Natürlich muss es so kommen. Es gibt ständig Remakes und Reboots von Filmen und Serien aus Hollywood, von denen die meisten überflüssig sind. Doch dann gibt es gelegentlich auch ein Remake, das sich wirklich interessant anhört und Riesenpotenzial hat und ausgerechnet dieses wird dann doch abgesagt.
HBO hat den Stecker bei David Finchers Neuadaption der genialen britischen Mysteryserie "Utopia" gezogen. Der Grund: der Kabelsender und der gefeierte Regisseur konnten keinen Kompromiss beim Budget der Serie erzielen. Es ist nicht das erste Mal, dass Budgetfragen Fincher in Konflikt mit Studios bringen und wird vermutlich auch nicht das letzte sein. Fincher ist ein sehr ausdrucksstarker Regsiseur, der stets eine klare Vision von seinen Filmen hat und diese ungeachtet der Kosten auch umsetzen möchte. Schafft er das, sind die Zuschauer meist die Gewinner, doch die Studios gelegentlich die Leidtragenden. So sind auch die hohen Kosten seines Remakes Verblendung wohl einer der Gründe, weshalb keine Fortsetzungen produziert wurden.
Wer die Originalserie "Utopia" gesehen hat – und das legen wir allen Serienfan ans Herz (unsere Kritik) – weiß, dass die Originalserie vor allem durch ihren einzigartigen Stil und unglaubliche visuelle und musikalische Kraft lebte. Ich vermute, dass Fincher diese zwar nicht nachmachen, aber seinem Remake einen ebenso starken Stempel aufdrücken wollte und HBO war wohl nicht bereit, so viel in das Remake einer Serie zu investieren, die in ihrer Heimat schon nach zwei Staffeln abgesetzt wurde.
Mit dem Stopp der Serie wurde auch der bisherige Cast aus den Verträgen entlassen. Interessanterweise war bislang nicht einmal bekannt, dass die komplette Besetzung schon feststand. Die Hauptrolle sollte Rooney Mara (Bild rechts aus Side Effects) spielen, die für Finchers Verblendung eine Oscarnominierung erhalten hat. Auch ihre Beteiligung hätte die Serie für mich noch interessanter gemacht. Desweiteren gehörten zum Cast Colm Feore ("24"), Jason Ritter ("Parenthood"), Eric McCormack ("Will & Grace") und Dallas Roberts ("Unforgettable"). Seit einem Monat sollen die Proben mit dem Cast schon gelaufen sein, als die Vorproduktion plötzlich zu einem abrupten Halt gekommen ist und die Verhandlungen mit HBO auseinandergebrochen sind. Inwiefern dieses Ergebnis die andere Fincher-Serie bei HBO, "Videosynchrazy", beeinflussen wird, ist noch unklar. Die Comedyserie über die Musikvideoindustrie der frühen Achtziger hat ihre eigenen Probleme. Mehr als ein Monat nach Beginn der Dreharbeiten, wurde der Dreh vom Sender plötzlich angehalten, um die Drehbücher zu überarbeiten.
"Utopia" ist sicherlich eine Serie, die nicht zwingend ein Remake gebraucht hätte, doch bei diesem waren die Namen hinter dem Projekt so interessant, dass man automatisch neugierig werden musste. David Fincher hat sich bereit erklärt, alle Folgen der ersten Staffel selbst zu inszenieren (und nicht, wie bei "House of Cards", nur die ersten zwei). Gillian Flynn, die Romanautorin von "Gone Girl", die auch das Drehbuch für dessen Verfilmung von David Fincher geschrieben hat, wurde als Autorin von HBOs "Utopia" verpflichtet. Gemeinsam mit Fincher bildete sie ein Dream-Team, das mich hoffen ließ, dass hier tatsächlich ein sehr sehenswertes Remake zustandekommen könnte. Oder auch nicht, wie es aussieht. Die Aussicht auf das Remake half mir ein bisschen, die Absetzung der Serie in ihrer Heimat zu verschmerzen.
Angeblich will HBO "Utopia" dennoch nicht aufgeben und sucht nach einem neuen Regisseur. Sollte die oben genannte Besetzung zu einem späteren Zeitpunkt noch verfügbar sein, würde man vermutlich wieder auf sie zurückgreifen. Ich bezweifle aber, dass der Sender jemanden finden wird, der mein Interesse so wecken wird wie Fincher. Es sei denn Cary Fukunaga ("True Detective") erklärt sich dafür bereit, dann überdenke ich meine Haltung vielleicht noch.