Top-Gun- und Batman-Darsteller Val Kilmer ist tot

Val Kilmer, einer der bestbezahlten Hollywood-Stars der Neunziger, der im Laufe seiner illustren Karriere Jim Morrison, Elvis Presley, Doc Holliday, Simon Templar und Batman verkörpert hat, ist gestern in seiner Geburtsstadt Los Angeles an einer Lungenentzündung gestorben. Das teilte seine Tochter Mercedes Kilmer gegenüber The New York Times mit. Er war 65 Jahre alt.

Kilmer war ein Klassenkamerad von Kevin Spacey und ging zu seiner Highschool-Zeit mit Mare Winningham (St. Elmo’s Fire). Seine Leidenschaft für die Bühne begann schon früh. Als 17-Jähriger wurde er zur jüngsten Person überhaupt, die von der Schauspiel-Fakultät der renommierten Julliard School in New York aufgenommen wurde, wo er eine klassische Schauspiel-Ausbildung absolviert hat. Seine ersten schauspielerischen Erfahrungen sammelte Kilmer im Theater, u. a. am Broadway. Wegen seiner Verpflichtungen am Theater lehnte er eine Rolle in Francis Ford Coppolas Romanverfilmung Die Outsiders ab. Sein Filmdebüt feierte Kilmer 1984 direkt mit einer Hauptrolle in der Komödie Top Secret! aus der Zucker-Abrahams-Zucker-Parodieschmiede. Kilmer sang all seine Songs im Film selbst und nahm sogar (als sein Charakter Nick Rivers) ein Album auf.

Ein Jahr später spielte Kilmer die Hauptrolle in der Highschool-Sci-Fi-Komödie Was für ein Genie (OT: Real Genius). Mit seinem dritten Film kam der große Mainstream-Durchbruch: In Tony Scotts Blockbuster Top Gun spielte er 1986 als Tom "Iceman" Kazansky den Rivalen von Tom Cruises Pete "Maverick" Mitchell. Kilmer kehrte 36 Jahre später in Top Gun: Maverick mit einem kurzen, aber denkwürdigen Auftritt zu der Rolle zurück, die die letzte seiner Karriere werden sollte.

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Nach dem Erfolg von Top Gun wurde Kilmer als widerwilliger Held Madmartigan in Ron Howards und George Lucas' Fantasyfilm Willow besetzt. Der Film enttäuschte seinerzeit an den Kinokassen, erlangte aber Kultstatus und wurde zuletzt mit einer kurzlebigen Disney+-Serie fortgesetzt, in der Kilmer jedoch aufgrund seiner gesundheitlichen Probleme nicht zurückkehren konnte.

Die Gelegenheit, seine schauspielerische Bandbreite unter Beweis zu stellen und als ernsthafter Schauspieler wahrgenommen zu werden, erhielt Kilmer 1991 mit der Besetzung der jung verstorbenen Rock-Ikone Jim Morrison in Olivers Stones Filmbiografie The Doors. Der Film polarisierte die Kritiker und die Fans der Band, Kilmers Performance wurde jedoch gelobt. Eine seiner beliebtesten Rollen spielte Kilmer 1993 als Revolverheld Doc Holliday im Westernhit Tombstone neben Kurt Russell als Wyatt Earp. Im selben Jahr erschien in True Romance als Elvis Presley in den Visionen von Christian Slaters Hauptfigur.

In Joel Schumachers Batman Forever trat Kilmer 1995 in Michael Keatons Fußstapfen als Gothams dunkler Ritter. Kilmer freute sich über die Gelegenheit, der ikonischen Figur einen eigenen Stempel aufzudrücken und versprach sich eine radikale Neuinterpretation des Superhelden, war aber schnell desillusioniert, als ihm klar wurde, dass er den Großteil des Films im Fledermauskostüm hinter der Maske stecken würde. Joel Schumacher klagte später über die schwierige Zusammenarbeit mit Kilmer und bezeichnete ihn als "kindisch und unmöglich". Batman Forever war ein großer Kassenhit, der die Einspielergebnisse von Burtons Vorgänger Batmans Rückkehr übertroffen hat, doch Kilmer lehnte eine Rückkehr als Batman dennoch ab, weil er die Erfahrung frustrierend fand und lieber den Simon-Templar-Film The Saint drehte. Im selben Jahr, in dem Batman Forever in die Kinos kam, spielte er als Bankräuber Chris Shiherlis eine wichtige Nebenrolle in Michael Manns Filmperle Heat mit Al Pacino und Robert De Niro.

Der Ruf eines schwierigen Schauspielers haftete Kilmer noch lange an, bestärkt durch die katastrophale Produktion von DNA – Die Insel des Dr. Moreau (OT: The Island of Dr. Moreau). Kilmer selbst hat jedoch die Vorwürfe, die Hauptschuld am Misserfolg des Films zu tragen und das größte Problem beim Dreh gewesen zu sein, vehement zurückgewiesen.

Obwohl The Saint ein solider Kassenerfolg war, wurde die geplante Fortsetzung nie produziert. Ende der Neunziger begann die Talfahrt von Kilmers Karriere. Die Kassenflops von Auf den ersten Blick (OT: At First Sight) und Red Planet besiegelten das Ende seiner Zeit als gefragter Star in großen Hollywood-Produktionen. Die meisten seiner Filme in den 2000ern liefen weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit bzw. wurden teilweise direkt im Heimkino veröffentlicht. Allerdings spielte er in der Zeit in Shane Blacks Neo-Noir-Krimikomödie Kiss Kiss Bang Bang als Perry Van Shrike neben Robert Downey Jr. eine der besten Rollen seiner Karriere. Einen weiteren amüsanten Auftritt absolvierte er 2010 als Bösewicht Dieter von Cunth in der "MacGyver"-Parodie MacGruber. Gelegentlich arbeitete er wieder mit einigen Regisseuren aus seiner Vergangenheit zusammen, wie Tony Scott (Déjà-Vu – Wettlauf gegen die Zeit) und Oliver Stone (Alexander). Fast 30 Jahre, nachdem er Francis Ford Coppolas Die Outsiders ablehnen musste, arbeitete er in Twixt doch noch mit dem Meisterregisseur zusammen.

Die letzten zehn Jahre von Kilmers Leben waren von schweren gesundheitlichen Problemen geprägt. Im Jahr 2015 wurde er mit Kehlkopfkrebs diagnostiziert. Nach Chemotherapie und zwei operativen Eingriffen an seiner Luftröhre konnte der Krebs erfolgreich besiegt werden, doch Kilmer verlor seine alte Stimme. In dem von ihm selbst geschriebenen und produzierten Dokumentarfilm Val (2021) ging Kilmer ausführlich auf seine Karriere, sein bewegtes Privatleben und seinen Kampf mit dem Krebs ein.

Kilmer wurde nie für einen Oscar, einen Golden Globe oder einen Emmy nominiert, doch diese mangelnde Anerkennung wird seinem vielseitigen Talent nicht gerecht. Sein Beitrag zum Kino der letzten vier Jahrzehnte wird unvergessen bleiben.

Quelle: The New York Times

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