Der Sommer 2008 ist den meisten Cineasten hauptsächlich durch drei Filme in Erinnerung geblieben: Iron Man, der das Fundament für das ambitionierteste und erfolgreichste multimediale Franchise aller Zeiten gelegt hat, Pixars oscarprämiertes Meisterwerk WALL-E und Christopher Nolans The Dark Knight, der neue Maßstäbe für moderne Blockbuster setzte und vermutlich einer der einflussreichsten Filme der letzten 20 Jahre war.
Neben Iron Man, Der unglaubliche Hulk und The Dark Knight gab es im Sommer 2008 jedoch eine weitere Comicverfilmung, die nicht aus dem Hause Marvel oder DC stammte und für ein älteres Publikum gedacht war. Die Mark-Millar-Adaption Wanted mit Angelina Jolie in einer ihrer coolsten Rollen, Morgan Freeman als Bösewicht und James McAvoy als Actionheld wider Willen war das Hollywood-Debüt des russischen Wächter-der-Nacht-Regisseurs Timur Bekmabetov bestach durch kreative um nicht zu sagen durchgeknallte Actionsequenzen (um die Kurve schießen!) und trug sein R-Rating stolz zur Schau. In Deutschland verpasste die FSK dem Film die Freigabe ab 18 Jahren. Nichtsdestotrotz lockte Wanted hierzulande mehr als eine Million Besucher in die Kinos und spielte weltweit mehr als $340 Millionen ein.
Wie bei jedem erfolgreichen Blockbuster, folgten kurz darauf Gespräche über ein potenzielles Sequel, das jedoch aus irgendeinem Grund nie verwirklicht wurde. Weshalb genau, hat Drehbuchautor Michael Brandt dieses Jahr enthüllt: (aus dem Englischen)
Wir hatten eine Idee für ein Sequel. Wir haben sie vorgeschlagen, haben es geschrieben. Und es gab echtes Interesse seitens des Studios, den Film zu machen. Und Timur, der den ersten Teil inszenierte, hatte auch großes Interesse. Aber er hatte eine andere Idee für die Fortsetzung… Und es war einer dieser Momente, wenn jemand das Falsche zum falschen Zeitpunkt sagt was den Film und das Drehbuch angeht. Er hat Veränderungen vorgeschlagen. Und das hat dem Film beim Studio den Wind aus den Segeln genommen. Bei einem Studio geht es immer sehr schnell zur Sache. Und ich denke, das Wanted-Sequel ist dabei einfach auf der Strecke geblieben.
Es gibt ein Drehbuch. Ich würde es gerne verfilmt sehen und ich mag es sehr. Ich fand, dass es ein richtiges Sequel zum ersten Teil war. Aber das Projekt hat den Schwung verloren. Ich werde immer wieder angerufen und irgendein Produzent sagt dann: "Können wir das Ding wiederbeleben?" Und ich sage: "Ja, hier ist das Drehbuch." Und sie sagen: "Wow, wir lieben das Drehbuch." Und ich sage: "Cool, ruft das Studio an." Und an diesem Punkt scheint es dann immer zu scheitern aus irgendeinem Grund.
Was McAvoy selbst angeht, der kürzlich im Thriller-Remake Speak No Evil wieder einmal eine fantastische Performance abgeliefert hat, so ist seiner Meinung nach der Zug für Wanted 2 bereits abgefahren, jedenfalls für ihn:
Ich habe ein paar Drehbücher zu einem Sequel gesehen, aber sie waren nicht gut genug, weshalb es auch nie zustandekam. Wenn es ein wirklich großartiges Drehbuch gegeben hätte, dann wäre ich enttäuscht gewesen, dass es nicht passiert ist, ja. Aber wir haben etwas gemacht, worauf ich wirklich stolz bin. Timur war wirklich stolz darauf. Das Studio war wirklich stolz darauf. Alle liebten es und es hat den Test der Zeit bestanden. Leute schauen es immer noch auf unterschiedlichen Streamern. Ich werde immer wieder von jungen Leuten für den Film gelobt, die damals nicht einmal auf der Welt waren. Also bin ich stolz darauf und ich würde dieses Vermächtnis mit einem schwachen Nachfolger nicht beschmutzen wollen. Und ich bin jetzt eh schon zu alt, um Wesley wieder zu spielen. Es ist eine Rolle für einen jungen Menschen.
Hättet Ihr gerne Wanted 2 gesehen?
Quellen: Movieweb, The Hollywood Reporter