Christina Ricci und Jesse Eisenberg in Verflucht (2005) © Dimension Films
Quelle: Bloody Disgusting
Für winige ist es John Carpenter, für andere George Romero und für manche vermutlich auch James Wan. Mein persönlicher Lieblingsregisseur aus dem Horrorgenre bleibt der 2015 leider verstorbene Wes Craven. Mit Nightmare on Elm Street und Scream erschuf er zwei Meilensteine des Genres und zwei meiner absoluten Lieblingshorrorfilme. Aber auch Werke wie The Last House on the Left, Hügel der blutigen Augen oder Haus der Vergessenen sind es definitiv wert, entdeckt zu werden.
Ein weniger bekannter und beliebter Film aus Cravens Filmografie ist der Werwolf-Horrorstreifen Verflucht (OT: Cursed) mit Christina Ricci und Jesse Eisenberg als zwei Geschwister, die Opfer eines Werwolf-Angriffs werden. Doch eigentlich sollte es ganz anders kommen. Angekündigt wurde Verflucht 2000 von Bob Weinstein als der Film, der das Werwolfgenre ähnlich neu erfinden würde, wie Cravens Scream-Trilogie es zuvor mit Slashern tat. Scream-Autor Kevin Williamson hat das Drehbuch zu Verflucht geschrieben und die Erwartungen unter Horrorfans waren himmelhoch.
Dass Verflucht heutzutage nicht zu den Höhepunkten von Cravens Schaffen gehört, liegt jedoch nicht zwingend an seiner Arbeit. Der Film, dessen Dreharbeiten im März 2003 begannen, der aber erst zwei Jahre später veröffentlicht wurde, musste sich mehrfach massiven Nachdrehs unterziehen. Insgesamt hat Craven knapp zweieinhalb Jahre an Verflucht gearbeitet und der Film, der später in die Kinos kam, hatte wenig mit seiner und Williamsons ursprünglichen Vision gemeinsam. Eigentlich sollte der Film von drei Fremden handeln, die durch einen Autounfall und den darauffolgenden Werwolf-Angriff zusammengebracht werden. Ricci, Eisenberg und Scream-Star Skeet Ulrich wurden in den drei Hauptrollen besetzt. Bei den Nachdrehs wurde Ulrichs Figur komplett aus dem Film entfernt und Ricci und Eisenberg wurden zu Geschwistern.
Noch ärgerlicher war Weinsteins Entscheidung, den Film vom geplanten R-Rating auf die jugendfreie PG-13-Freigabe zu trimmen. Außerdem wurden die handgemachten Verwandlungseffekte der Makeup-Legende Rick Baker durch mittelprächtiges CGI ersetzt. Alles in allem hat man als Horrorfan das Gefühl, dass hier eine desaströse Entscheidung nach der anderen getroffen wurde. Kein Wunder, dass weder Craven noch andere Beteiligte mit dem Ergebnis zufrieden waren. Laut Judy Greer wurde so viel Material für Verflucht gedreht, dass es vermutlich für vier verschiedene Filme ausgereicht hätte.
An dieser Stelle muss ich gestehen, dass ich trotz seiner zahlreichen offensichtlichen Probleme immer noch meinen Spaß an Verflucht hatte. Als Guilty Pleasure taugt er immer noch und Cravens Fingerabdruck scheint zumindest gelegentlich durch. Doch wie alle anderen Genrefans bin ich natürlich neugierig, wie Cravens ursprüngliche Schnittfassung aussah. Jetzt erreicht uns überraschend die Meldung, dass diese tatsächlich irgendwo noch existiert. Cary Granat, der von 1995 bis 2000 als kreativer Chef und Produzent bei Dimension Films tätig war und Cravens ersten drei Scream-Filme produzierte, enthüllte in einem neuen Interview, dass Cravens Originalfassung irgendwo noch in Archiven Staub sammelt. Allerdings weiß er nicht genau wo: (aus dem Englischen)
Ja, ja, ja, 100%. Sie existiert. Ich weiß nur nicht, wo sie mit The Weinstein Company gelandet ist. Ich habe Dimension 2000 verlassen, um Walden zu gründen, und der Film wurde danach entwickelt.
Mit der Auflösung von The Weinstein Company nach dem Harvey-Weinstein-Skandal wird es natürlich noch schwieriger sein, irgendwie an Cravens Schnittfassung heranzukommen und es ist gut möglich, dass sie niemals das Licht der Welt erblicken wird. Außerdem müssten die aus der Kinofassung entfernten Darsteller die Veröffentlichung der neuen Fassung mit ihren Szenen noch absegnen, bevor es dazu komen kann. Darüber hinaus frage ich mich, woher Granat von der Existenz der Fassung weiß, obwohl er Dimension Films verlassen hat, noch bevor die Dreharbeiten zu Verflucht überhaupt begonnen haben.
Sehr vielversprechend klingt die Situation also nicht. Doch der Optimist in mir hofft, irgendwann noch Cravens Fassung zu sehen, die vielleicht einen passablen Film zu einer kleinen Perle aus seinem Œuvre verwandeln könnte.