Ariana DeBose und David Alvarez in West Side Story © 2021 20th Century Studios
Quelle: Disney+
William Shakespeares "Romeo und Julia" ist eine zeitlose Liebesgeschichte, ein emotionales Feuerwerk aus Romantik und Tragik einer verbotenen Liebe, das über Jahrhunderte unzählige Künstler inspiriert hat. Einige dieser von "Romeo und Julia" inspirierten Werke wurden selbst zu Klassikern, wie beispielsweise das Broadway-Musical "West Side Story" und seine Verfilmung aus dem Jahr 1961. Der von Robert Wise und Jerome Robbins inszenierte Film gilt als ein Meilenstein der Filmgeschichte und eins der berühmtesten und beliebtesten Musicals aller Zeiten. Zehn Oscars gewann der Film (von elf Nominierungen).
Dass eine neue Filmversion des Konflikts zwischen den Jets und den Sharks auch nur annähernd an den ersten Anlauf herankommen könnte, schien unvorstellbar. Nicht wenige Augenbrauen wurden hochgezogen, als ausgerechnet Hollywood-Gigant Steven Spielberg, der noch nie zuvor ein Musical inszeniert hatte, ein Remake von West Side Story als sein neues Projekt angekündigt hat. Braucht der Film wirklich eine Neuauflage und ist Spielberg der Richtige dafür? Über die erste Frage kann man sich sicherlich streiten, doch die zweite kann man lautstark bejahen! Rückblickend kann man sogar sagen, dass wenn einer West Side Story einen würdigen Neuanstrich verpassen konnte, dann Spielberg. Sein Film ist ein phänomenaler Triumph, ein visueller und musikalischer Geniestreich, der beweist, dass Spielberg einfach in jedem Genre ein verdammt guter Filmemacher ist. Sogar nach einer langen, vielseitigen Karriere, kann der Meister immer noch überraschen und West Side Story gehört zu seinen besten Werken.
Das sahen die Oscar-Wähler ähnlich und nominierten den Film gestern für sieben Goldstatuen, darunter als "Bester Film" und für Spielbergs Regie. Es ist die achte Regie-Nominierung seiner Karriere. Ariana DeBose gilt als Favoritin für den Nebendarstellerin-Oscar für die gleiche Rolle, für die Rita Moreno vor 50 Jahren prämiert wurde.
Doch ein verdammt guter und vielfach ausgezeichneter Film ist leider nicht immer mit Erfolg an den Kinokassen gleichzusetzen. Während sich die Kritiker bei West Side Story vor Begeisterung überschlagen, zeigten Zuschauer dem Film die kalte Schulter. Seit seinem Kinostart im Dezember hat er weltweit mickrige $64 Mio eingenommen, was ihn leider zu einem der wenigen waschechten Kassenflops von Spielbergs Karriere macht. Das Studio hatte sehr großes Vertrauen in den Film und in Spielbergs Gespür dafür, was Kinogänger sehen wollten, und investierte rund 100 Millionen US-Dollar in das Musical (ohne Marketingausgaben). Das wird er leider nicht einmal annähernd wieder einbringen. Der Misserfolg steht im großen Kontrast zum Originalfilm, der der umsatzstärkste Film seines Jahres war.
Es ist schwer zu sagen, weshalb der neue West Side Story gefloppt ist. Vielleicht weigerten sich viele Fans des Originals vehement, dem neuen Film eine Chance zu geben. Vielleicht ist es aber auch die Corona-Pandemie, die das ältere Zielpublikum des Films weiterhin von den Kinosälen fernhält. Doch vielleicht wecken die Oscarnominierungen größeres Interesse an dem Film und wer ihn in den Kinos verpasst hat, wird ihn schon bald gemütlich zu Hause nachholen können. Disney hat bekanntgegeben, dass West Side Story am 2. März in den meisten Ländern der Welt bei Disney+ ohne Zusatzkosten veröffentlicht werden wird. In den USA wird er außerdem noch bei HBO Max erscheinen. Ich kann den Film jedem Musical-Fan wärmstens empfehlen und kann es kaum abwarten, ihn ein zweites Mal zu sehen.
Something’s coming, something good! 🎶💃🏽 Steven Spielberg’s #WestSideStory starts streaming on #DisneyPlus March 2! pic.twitter.com/5j5IdkIR5l
— Disney+ (@DisneyPlus) February 9, 2022
