Aaron Paul in "Westworld" © 2022 HBO
Quelle: The Hollywood Reporter
Die erste Staffel der dystopischen Science-Fiction-Serie "Westworld" zeigte 2016, was eine wirklich gute Serienadaption eines Films machen kann und ging mit ihren philosophischen Ansätzen, einem großen Cast-Ensemble und einem verschachtelten, wendungsreichen Plot weit über die simple Prämisse der Filmvorlage von Michael Crichton hinaus, die sich am besten als "Jurassic Park mit Robotern statt Dinos" zusammenfassen lässt. Die Begeisterung über die visuell und storytechnisch sehr ansprechende erste Staffel ließ viele sogar glauben, dass ihr Sender HBO möglicherweise einen würdigen Nachfolger von "Game of Thrones" gefunden hat. Doch diese Hoffnungen brachen bereits mit der unnötig komplizierten, konfusen zweiten Staffel zusammen, die mit ihren zahlreichen Timelines viele Zuschauer verwirrt hat.
Das Massenpublikum verlor das Interesse und auch die etwas einfacheren, zugänglicheren beiden Nachfolgestaffeln konnten es nicht wieder wecken. Die Einschaltquoten, die gegen Ende der ersten Staffel mehr als 2 Millionen Zuschauer pro Folge in den USA betrugen, sanken während der vierten Staffel auf unter 400.000. Was jedoch nicht gesunken ist, ist das enorme Budget der Serie. Kostete die erste Staffel bereits happige $100 Mio ist das Budget für die vierte Staffel trotz zwei Episoden weniger auf massive $160 Mio angewachsen, also im Schnitt $20 Mio pro Folge. Ein Grund dafür waren auch die gestiegenen Gehälter der Darsteller.
Man muss kein BWL-Studium absolviert haben, um zu wissen, dass sich schwache Quoten und ein gigantisches Budget wie dieses nicht gut vertragen. Obwohl Serienmacher Jonathan Nolan und Lisa Joy vorhatten, die Serie mit der fünften Staffel abzuschließen, verwehrte man ihnen diese Möglichkeit und setzte sie nach Staffel 4 ab. Die Hauptbesetzung wird ihre Gagen für die komplette, unproduzierte Staffel dennoch bekommen, aber immerhin spart man an der Produktion. Für die wenigen verbleibenden treuen Fans der Serie ist ihre Absetzung natürlich frustrierend, nachdem sie sechs Jahre in die Serie investiert haben. Wie ein Bericht von The Hollywood Reporter nun enthüllt hat, hatten die Macher jedoch ein Angebot auf dem Tisch, eine fünfte Staffel zu produzieren, schlugen es jedoch aus.
Hintergrund war, dass Warner Bros. Discovery, das Mutterunternehmen des "Westworld"-Senders HBO, vorhatte, die Serie von der Streaming-Plattform HBO Max zu entfernen und sie stattdessen für eine kostenlose, werbefinanzierte Plattform des Unternehmens (à la Amazon Freevee), das aktuell in Planung ist, zu lizensieren, um so mehr Geld mit der schwächelnden Serie zu verdienen. Doch für eine werbefinanzierte Plattform wäre eine Serie mit dem Budget eines großen Hollywood-Blockbusters viel zu teuer, also wurde HBO und den Serienmachern angeboten, die 5. Staffel mit einem erheblich niedrigeren Budget zu produzieren. Da sie jedoch keine Möglichkeit sahen, ihre ambitionierten Ideen mit deutlich weniger Geld umsetzen zu können und dabei dem bisherigen Stil der Serie treu zu bleiben, lehnten sie ab.
Ob das nun die bessere Entscheidung war, können die Fans für sich entscheiden. Warner hat auf jeden Fall Geld gespart, auch durch die steuerliche Abschreibung der Serie, die bei HBO Max aus dem Angebot genommen wurde.
Warum können die Darsteller mal nicht mit ihren Anfangsgagen zufrieden sein ? Normale Arbeitnehmer bekommen auch keine riesigen Lohnerhöhungen, nur weil sie schon 5 Jahre am arbeiten sind.