"Westworld"-Macher hoffen weiterhin, die Serie nach eigenen Vorstellungen zu beenden

Wenn eine Serie, die man mag, unverrichteter Dinge abgesetzt wird, ist das immer frustrierend. Passiert es auch noch kurz vor der Ziellinie, ist es natürlich besonders ärgerlich. Man hat bereits Jahre in die Serie investiert, mit den Charakteren mitgefiebert und dann bleiben wichtige Handlungsstränge ohne Auflösung, obwohl das Ende zum Greifen nah ist. Fans der Frauenwrestling-Serie "GLOW" von Netflix wissen, wovon ich spreche. Die Dreharbeiten zur vierten und letzten Staffel haben sogar bereits begonnen, als diese wegen der Pandemie kurzerhand abgesagt wurde.

Auch der Science-Fiction-Serie "Westworld" wurde die Gelegenheit verwehrt, ihre komplexe Geschichte über den Freiheitskampf der künstlichen Intelligenz und deren Co-Existenz mit der Menschheit, zu Ende zu führen. Als die Serienadaption von Michael Crichtons gleichnamigem Film 2016 bei HBO Premiere feierte, wurde die erste Staffel mit Lobeshymnen überschüttet und es wurde spekuliert, dass die Serie zum Nachfolger von "Game of Thrones" in puncto Hype und Popkultur-Relevanz werden könnte. Woche für Woche beeindruckte die Serie mit einer verschachtelten Erzählung, cleveren Twists und einer großartigen Besetzung. Ihre Macher Jonathan Nolan (der jüngere Bruder des Regievisionärs Christopher Nolan) und seine Ehefrau Lisa Joy wussten auch ganz genau, wie sie die Geschichte zu enden bringen und wie viele Staffeln sie dafür benötigen würden.

Doch letztlich scheiterte "Westworld" unter dem Gewicht der eigenen Ambitionen. Die zweite Staffel war noch komplexer und verworrener als die erste, überspannte den Bogen und schreckte viele Zuschauer ab, die auch für die gradlinigere dritte und vierte Staffel nicht zurückgekehrt sind. Die Serie hat ihren Prestigefaktor verloren, die Einschlatquoten sanken und konnten letztlich das hohe Budget nicht mehr rechtfertigen. HBO zog die Notbremse und setzte "Westworld" nach vier Staffeln ab – eine Staffel vor dem anvisierten Ende der Macher. Das Angebot, eine finale Staffel mit deutlich reduziertem Budget zu drehen, lehnten Nolan und Joy angeblich ab, weil sie ihrer Vision so nicht mehr gerecht werden konnten.

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Seit der Absetzung äußerten mehrere Beteiligte, darunter James Marsden, ihren Frust darüber, dass die Serie kein richtiges Ende bekommen hat. Werden wir je erfahren, wie die Geschichte von Dolores und Co ausgegangen wäre? Bislang halten sich Nolan und Joy dazu bedeckt und haben nicht einmal der Hauptdarstellerin Evan Rachel Wood auf ihre Anfrage hin verraten, welches Ende sie im Sinn hatten. Der Grund dafür ist, dass die beiden immer noch nicht die Hoffnung aufgegeben haben, "Westworld" nach eigenen Vorstellungen zu Ende zu bringen, und deshalb auch zögern, ihr geplantes Ende vorher zu spoilern. So erklärte Nolan gegenüber dem Online-Portal The Wrap:

Wir hatten einen Plan für die Serie und ich mag es sehr, die Gelegenheit zu haben, diese Dinge zu beenden. Ich denke, wir hoffen, dass wir eines Tages die Chance bekommen werden, diese Geschichte zu Ende zu erzählen und ich würde sehr ungerne jetzt das Ende verraten, falls wir vielleicht diese Chance bekommen sollten.

Im Interview mit dem Branchenblatt The Hollywood Reporter antwortete er auf die Frage, ob er die Hoffnung habe, "Westworld" abzuschließen:

Ja. 100%. Wir sind Komplettisten. Es hat acht Jahre und einen Regiewechsel gebraucht, um Interstellar auf die Beine zu stellen. Wir würden gerne die Geschichte beenden, die wir begonnen haben.

Ich bin so vedammt stolz darauf, was wir gemacht haben. Es war eine außerordentliche Erfahrung. Ich denke, dass es ein Fehler wäre, mit Bedauern darauf zurückzublicken. Aber wir haben auf jeden Fall den großen Wunsch, es richtig abzuschließen.

Mit dem Regiewechsel von Interstellar spielt Nolan darauf an, dass der Film ursprünglich von Steven Spielberg gedreht werden sollte, bevor sein Bruder Christopher stattdessen übernommen hat.

Nolan und Joy haben inzwischen einen Exklusivvertrag mit Amazon abgeschlossen. Ihre erste Sci-Fi-Serie für den Streamer, "Peripherie", wurde erst verlängert, dann aber wegen der Hollywood-Streiks letztes Jahr doch abgesetzt. Deutlich größeren Erfolg verbuchten sie mit der von ihnen produzierten "Fallout"-Serie, die zu einer der meistgestreamten Serien aller Zeiten für Amazon Prime wurde und um eine zweite Season verlängert wurde, die ganz sicher nicht wieder abbestellt werden wird.

Vermisst Ihr "Westworld" oder seid Ihr auch schon früher aus der Serie ausgestiegen?

Quellen: The Hollywood Reporter, The Wrap

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