Quellen: HBO, Entertainment Weekly
Mit viel Hype und nach gefühlt ewig langer Wartezeit ist die zweite "Westworld"-Staffel angelaufen, und auch wenn es bis jetzt erst zwei Folgen zu sehen gab, hat sie mich noch nicht enttäuscht. Die Messlatte lag sehr hoch, denn für mich war die Serienadaption von Michael Crichtons Science-Fiction-Western aus dem Jahr 1973 eine der besten neuen Serien der letzten Jahre und eins der besten Beispiele überhaupt für eine Serienadaption eines Kinofilms. "Westworld" ging meilenweit über die Vorlage hinaus und gehört zu den anspruchsvollsten, faszinierendsten und visuell ansprechendsten Serien, die aktuell im Fernsehen zu finden sind.
Qualität wird zum Glück belohnt und die Zuschauerzahlen der zweiten Staffel liegen bislang sogar knapp über denen der ersten. Deshalb hat sich HBO auch nicht lange bitten lassen und die Serie jetzt um eine dritte Staffel verlängert. Wer jedoch hofft, dass diese schon nächstes Jahr Premiere feiern wird, muss sich voraussichtlich auf eine längere Wartezeit einstellen. Es vergingen eineinhalb Jahre zwischen der ersten und der zweiten Season und es sieht ganz danach aus als könnte die Pause zwischen der zweiten und der dritten mindestens genau so lang, wenn nicht länger, werden. Als die beiden Showrunner Jonathan Nolan und Lisa Joy in einem Interview mit Entertainment Weekly direkt gefragt wurden, ob die neue Staffel erst 2020 kommt, haben sie es nicht verneint und verwiesen darauf, dass Qualität Zeit benötigt: (aus dem Englischen)
Es ist eine laufende Konversation mit unseren Freunden bei HBO, und für uns kommt ein Kompromiss bei unserer Vision nicht infrage. Wir wollen, dass die Serie immer größer und ambitionierter wird, und das braucht Zeit. Wir wollen uns so viel Zeit nehmen, wie nötig, um alles richtig hinzubekommen.
Auch wenn die Wartezeit quälend lange sein wird, stimmt es natürlich, dass es am sinnvollsten ist, wenn sie so viel Zeit für die Drehbücher bekommen, wie sie benötigen. Eine gehetzte Produktion, die auf Kosten der Qualität geht, wäre nach einem so starken Auftakt katastrophal.
Nolan und Joy haben jedoch nicht vor, die Zuschauer mit einem bösen Cliffhanger nach Staffel 2 zurückzulassen, sondern sehen es als ihre Mission, jede Staffel in sich möglichst abzuschließen. Sie haben auch schon eine genaue Vorstellung davon, wohin ihre Geschichte letztlich führen soll, auch wenn sie sich noch nicht zu einer voraussichtlichen Staffelzahl äußern möchten:
Als wir den Piloten geschrieben haben, dachten wir, dass wir in der ersten Staffel noch tiefer in die Geschichte eintauchen würden, als wir es letztlich taten. Der Umriss einer Staffel entspringt dem Schreibprozess. Wir wollen das Gefühl haben, dass die Serie sich vorwärts bewegt und wir wollen furchtlos sein. Wir haben eine Vorstellung davon, wie die Geschichte aussehen wird, aber es geht weniger um die Anzahl der Staffeln, sondern um die Ambitionen der Geschichte, die wir erzählen. Diese Hosts haben nicht die gleiche Lebensdauer wie wir und sie haben keine vierjährige Lebensdauer wie die Replikanten aus Blade Runner. Wenn man sie sich überlässt, könnten sie ewig leben. Also hat unsere Geschichte echte Ambitionen. Es gibt einen Anfang, einen Mittelteil und ein Ende.
Wir wollen daher nicht unendlich lange Fragen aufwerfen und Geheimnisse aufbauen. Wir wollen unsere Schulden immer am Ende der jeweiligen Staffel begleichen. Wir sehen jede Staffel als ein in sich abgeschlossenes Kapitel und die Fragen, die zu Beginn jeder Season gestellt werden, werden am Ende weitgehend beantwortet. Wir wollen, dass sich jede Staffel so befriedigend anfühlt, wie jeder einzelne Film in einem Franchise. Wir wollen, dass man nach 18 Monaten mit Vorfreude zurückkehrt, aber in der Zwischenzeit nicht mit einem Cliffhanger leben muss – das ist den Zuschauern gegenüber nicht wirklich fair.
Kurz nach der ersten "Westworld"-Staffel war die Rede von fünf oder sechs möglichen Staffeln. Beim aktuellen Tempo könnte die Serie noch bis 2026 oder gar darüber hinaus bei HBO laufen. Das Ausbleiben von "Westworld" nächstes Jahr lässt sich dadurch leichter verschmerzen, dass wir dafür die finale "Game of Thrones"-Season von HBO bekommen werden.
Wer mit "Westworld" noch nicht vertraut ist und intelligente Science-Fiction mag, dem kann ich die Serie wärmstens ans Herz legen.