Wicked von der National Board of Review als bester Film 2024 ausgezeichnet

Unsere Berichterstattung über das diesjährige Oscar-Rennen geht mit den Auszeichnungen der National Board of Review (NBR) weiter. Zusammen mit den Gotham Awards und den New York Film Critics Circle Awards läutet die NBR im Dezember traditionell die Oscar-Saison ein. Die NBR ist ein 1909 gegründeter Zusammenschluss von New Yorker Filmemachern, Filmwissenschaftlern und Kritikern, der seit 1929 die besten Filme des zurückliegenden Jahres auszeichnet. Das bedeutet, dass die NBR Awards fast genauso lange existieren wie die Oscars selbst.

Wie bei allen anderen Kritikerpreisen, gibt es keinen direkten Zusammenhang zwischen den Auszeichnungen der NBR und den Oscars, weil es keine Überschneidungen der Wählerschaft beider Organisationen gibt. Nichtsdestotrotz sind die NBR Awards häufig wegweisend für die potenziellen Oscarnominierungen. Was die NBR von vielen anderen Kritikerverbänden und -vereinigungen unterscheidet, ist die erstaunliche Bereitschaft, große Kino-Blockbuster auszuzeichnen, die häufig zu Gunsten kleinerer Filme verschmäht werden. Vorletztes Jahr kürte die NBR beispielsweise Top Gun: Maverick zum besten Film des Jahres, 2015 fiel ihre Wahl auf Mad Max: Fury Road. Beide Filme wurden später für zahlreiche Oscars, darunter auch als "Bester Film", nominiert, haben den Hauptpreis auch nicht gewonnen.

Auch dieses Jahr zeichneten NBR-Wähler:innen überraschend einen großen Mainstream-Film als ihren Favoriten 2024 aus: Die Verfilmung des Broadway-Musicals Wicked wurde nicht nur als bester Film prämiert, sondern erhielt sogar überraschend die Auszeichnung für seine Regie, die sowohl Top Gun: Maverick als auch Mad Max: Fury Road verwehrt geblieben ist. NBR muss den Film wirklich geliebt haben, denn darüber hinaus wurde auch die Zusammenarbeit seiner beiden Darstellerinnen Cynthia Erivo und Ariana Grande mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Letztes Jahr waren sich der New York Film Critics Circle und die National Board of Review bei ihrem Hauptsieger (Killers of the Flower Moon) einig, diesmal wählte der New Yorker Kritikerverband Der Brutalist und würdigte Wicked keiner Erwähnung.

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Macht das Wicked zum Oscarfavoriten? Nein. Eine Nominierung als "Bester Film" ist jedoch so gut wie sicher. Von den letzten 20 Filmen, die den Hauptpreis der NBR erhalten haben, wurden 18 (alle außer Da 5 Bloods und A Most Violent Year) auch in derselben Kategorie bei den Oscars nominiert, doch nur drei (Green Book, No Country for Old Men und Slumdog Millionär) davon haben ihn auch gewonnen.

Neben Wicked benannte die NBR zehn weitere Filme (in alphabetischer Reihenfolge) als die besten dieses Jahres. Letztes Jahr wurden sieben er von NBR genannten Top-Filme auch bei den Oscars in der Königsklasse nominiert. Lediglich Anatomie eines Falls, The Zone of Interest und Amerikanische Fiktion haben es trotz fehlender Erwähnungen zu den Oscars geschafft, wobei die ersten beiden immerhin unter den besten internationalen Filmen von der NBR genannt wurden.

Was fällt dieses Jahr beim Blick auf die NBR Awards auf? Während Favoriten wie Anora, A Real Pain und Konklave gut abgeschnitten haben, erstaunt Der Brutalist durch komplette Abwesenheit. Das kann möglicherweise dadurch erklärt werden, dass die Screener zum Film zu spät bereitgestellt wurden. Allerdings entschuldigt das nicht die komplette Abwesenheit des zehnfach Golden-Globe-nominierten Musicals Emilia Pérez, dem auch hohe Oscarchancen zugerechnet werden, der aber keine einzige Erwähnung von der NBR erhalten hat. Schockierend ist auch die Auslassung von Dune: Part Two und The Substance, während Furiosa: A Mad Max Story und Gladiator II ihren Weg auf die Top-10-Liste fanden.

Kieran Culkins weiterer Sieg für A Real Pain zementiert seinen Status als eindeutiger Favorit für den Nebendarsteller-Oscar. Auch die Nominierungschancen von Daniel Craig (Queer) und Nicole Kidman (Babygirl) sind nach den NBR Awards gestiegen.

Unten findet Ihr die komplette Auflistung der diesjährigen NBR-Sieger:innen:

Bester Film

Wicked

Weitere Top 10 Filme des Jahres (alphabetische Reihenfolge)

Anora
Babygirl
Furiosa: A Mad Max Saga
Gladiator II
Juror #2
Konklave
Like a Complete Unknown
Queer
A Real Pain
Sing Sing

Beste Regie

Jon M. Chu (Wicked)

Bester Hauptdarsteller

Daniel Craig (Queer)

Beste Hauptdarstellerin

Nicole Kidman (Babygirl)

Bester Nebendarsteller

Kieran Culkin (A Real Pain)

Beste Nebendarstellerin

Elle Fanning (Like a Complete Unknown)

Bestes Ensemble

Konklave

Bestes Originaldrehbuch

Mike Leigh (Hard Truths)

Bestes adaptiertes Drehbuch

Clint Bentley und Greg Kwedar (Sing Sing)

Beste Kamera

Jarin Blaschke (Nosferatu – Der Untote)

Bester Animationsfilm

Flow

Bester Dokumentarfilm

Sugarcane

Bester internationaler Film

Die Saat des heiligen Feigenbaums (Iran)

Beste Stunts

Furiosa: A Mad Max Saga

Weitere Top 5 Dokumentarfilme des Jahres (alphabetische Reihenfolge)

Black Box Diaries
Dahomey
Look into My Eyes
Super/Man: The Christopher Reeve Story
Will & Harper

Weitere Top 5 internationale Filme des Jahres

All We Imagine as Light (Indien)
Das Mädchen mit der Nadel (Dänemark)
I’m Still Here (Brasilien)
Santosh (Großbritannien)
Universal Language (Kanada)

NBR Freedom of Expression Award

No Other Land

NBR Spotlght Award

Schöpferische Zusammenarbeit von Cynthia Erivo und Ariana Grande (Wicked)

Beste Durchbruchs-Performance

Mikey Madison (Anora)

Bestes Regiedebüt

India Donaldson (Good One)

Top 10 Independent-Filme des Jahres (alphabetische Reihenfolge)

Bird
A Different Man
Didi
Drei Töchter
Ghostlight
Good One
Hard Truths
Love Lies Bleeding
My Old Ass
Thelma – Rache war nie süßer
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Quelle: National Board of Review

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