Will Smith und Martin Lawrence in Bad Boys for Life © 2020 Sony Pictures
Quelle: The Hollywood Reporter
Die 94. Oscarverleihung dieses Jahr hätte der Höhepunkt, der krönende Triumph von Will Smiths Karriere werden können. Er ging als haushoher Favorit für den Hauptdarsteller-Oscar für King Richard in die Nacht. Nach Jahrzehnten als Popcorn-Blockbuster-Star stand er kurz davor, endlich die höchste Anerkennung seiner Industrie-Kollegen als ernster Schauspieler zu erhalten. Smith gewann den Oscar, erhielt dafür auch Beifall vom Publikum, doch es ist nicht der Moment mit ihm, an den sich die gesamte Welt nach der Verleihung erinnert hat, sondern die Ohrfeige, die er Chris Rock auf der Bühne verpasst hat, nachdem dieser einen Witz auf Kosten von Smiths Ehefrau Jada Pinkett Smith gerissen hatte. Über die Angemessenheit von Rocks Spruch kann man sich streiten und auch kritisch hinterfragen, dass Smiths öffentlicher Ausraster jedoch unvertretbar war, steht außer Zweifel.
Als er dann kurze Zeit später den Oscar abholen durfte, war das Publikum noch wie benommen von dem Vorfall. Erst im Nachgang wandten sich viele von Smith ab. Der frischgebackene Oscargewinner zeigte sich reuig, veröffentlichte eine Entschuldigung und trat vorsorglich aus der Academy aus, die ihrerseits ein zehnjähriges Hausverbot an den Schauspieler für künftige Verleihungen und andere Events der Academy ausgesprochen hat. Rock entschied sich dagegen, Anzeige zu erstatten, doch Smiths Ruf in Hollywood war schwer angeschlagen, wenn nicht ruiniert.
Diese Entwicklung brachte auch alle seine geplanten Projekte in Gefahr. Apple entschied sich nach langen Überlegungen doch noch dafür, das Sklavereidrama Emancipation von Antoine Fuqua, für den das Studio eine Riesensumme geblecht hatte, noch vor Jahresende herauszubringen, um potenziell bei den Oscars mitzumischen. Verhaltenen Kritikerreaktionen auf den Film nach zu urteilen, wird er jedoch keine große Rolle im Oscar-Rennen spielen. Weitere Filme hat der einst bestbezahlte und erfolgreichste Filmstar Hollywoods seitdem nicht mehr gedreht. Netflix sagte die Fantasy-Fortsetzung Bright 2 mit Smith ab (jedoch angeblich nicht nur wegen des Ohrfeigen-Skandals) und pausierte die Entwicklung des Actionthrillers Fast and Loose vom Deadpool-2-Regisseur David Leitch, in dem Smith die Hauptrolle spielen sollte.
Doch Smith soll nicht ewig persona non grata in Hollywood bleiben. Sony-Chef Tom Rothman hat im Juni in einem Interview bestätigt, dass Bad Boys 4 mit Smith und Martin Lawrence trotz des unglücklichen Vorfalls weiterhin geplant sei. Es dauerte fast 17 Jahre und mehrere Regie- und Autorenwechsel, um die beiden Stars in Bad Boys for Life wieder zusammenzubringen. Die Wartezeit hat sich jedoch gelohnt und der Film wurde mit mehr als $400 Mio Einspiel nicht nur zum erfolgreichsten Teil der Reihe, sondern dank Corona auch zum umsatzstärksten Hollywood-Film 2020. Noch vor dem Kinostart wurde Bad-Boys-for-Life-Autor Chris Bremner beauftragt, das Skript zum vierten Teil zu schreiben und Bad Boys for Life ließ eindeutig eine Tür offen für Bad Boys 4. Martin Lawrence hat kürzlich sogar erklärt, dass noch "mindestens" ein weiterer Film kommen würde und deutete damit die Möglichkeit mehrerer Sequels an
Jetzt wurde auch Bad-Boys-Produzent Jerry Bruckheimer, der dieses Jahr mit Top Gun: Maverick den größten Erfolg seiner Karriere feiert durfte, gefragt, ob Bad Boys 4 mit Smith überhaupt nach dem besagten Vorfall überhaupt machbar sei und daran hat Bruckheimer keine Zweifel: (aus dem Englischen)
Absolut. Ich meine, Will hat leider einen Fehler gemacht. Das ist nicht, wer er ist. Er ist ein phänomenaler Schauspiler und es gibt immer Vergebung auf der Welt. Und hoffentlich werden die Zuschauer ihm vergeben.
Ich sehe das auch so und würde mich nach dem überraschend soliden dritten Film, der mich Michael Bay als Regisseur gar nicht vermissen ließ, gerne einen vierten Teil sehen. Aber bitte nicht erst in 17 Jahren.