Quelle: Reddit
Obwohl der Film nur $58 Mio kostete und ein hohes R-Rating trägt, räumt Deadpool aktuell an US-Kinokassen ab, wie nur wenige Marvel-Verfilmungen vor ihm. Trotz eines Bruchteils des Budgets und einer "erwachseneren" Ausrichtung, stellt die Box-Office-Performance von Deadpool sogar Hits wie Guardians of the Galaxy, Thor und alle bisherigen X-Men-Filme in den Schatten. Dass ein solcher Erfolg weitreichende Auswirkungen auf die Denkweise von Hollywood hinsichtlich des R-Ratings haben würde, war absolut zu erwarten. Mit der Ausnahme von wenigen Comicadaptionen wie The Punisher oder Blade, bei denen ein R-Rating unvermeidlich war, setzten die Studios bislang immer fest auf die deutlich zugänglichere PG13-Altersfreigabe in den USA und befürchteten, dass eine höhere Freigabe das Kernpublikum der Comicverfilmungen vom Kino fernhalten würde.
Diese Annahme hat Deadpool zum Glück eindeutig als falsch bewiesen. Tatsächlich hätte der Film mit einem PG13-Rating vermutlich erheblich weniger eingespielt, weil das Marketing bei weitem nicht so einzigartig gewesen wäre und man die üblichen Verweigerer von Comic-Filmen (die diese als Kinderquatsch zurückweisen) nicht in die Kinos gelockt hätte.
Jetzt scheint dieser Erfolg erste Früchte zu tragen. Während die begeisterten Fans bereits sehnsüchtig auf Deadpool 2 warten und einen eventuellen X-Force-Film, in dem Deadpool auftreten könnte, ist der nächste X-Men-Film mit einem R-Rating vielleicht gar nicht so weit weg. Ein Reddit-User, der die Fox-Präsentation bei der New Yorker Spielwarenmesse besucht hat, hat dort das folgende Foto gemacht:
Die Broschüre (?) von Fox spricht eindeutig von einem "erwarteten" R-Rating. Natürlich wurde sie nicht erst nach dem Startwochenende von Deadpool angefertigt, da der Film erst am Freitag in den USA anlief, als die Spielwarenmesse bereits im Gange war, doch Fox muss bereits im Vorfeld das Riesenpotenzial von Deadpool vorausgesehen haben und reagierte entsprechend.
Noch ist es natürlich nicht hieb- und stichfest, dass Wolverine 3 tatsächlich ein R-Rating tragen wird, doch diese Annahme liegt auf der Hand. Der Erfolg von Deadpool hat gezeigt, dass diese restriktivere Freigabe dem Einspiel keineswegs hinderlich, sondern sogar förderlich ist. Das R-Rating würde den Machern endlich die Möglichkeit geben, ein wichtiges Merkmal von Wolverine auf der Leinwand zu zeigen – "Berserker Rage", einen Zustand im Kampf, bei dem Wolverine sich von jeglicher Moral verabschiedet und wild wie ein Tier kämpft, ohne Rücksicht darauf, welchen Schaden seine Adamantium-Klauen anrichten. Gerade weil Wolverine 3 Hugh Jackmans allerletzter Einsatz als klauenbewehrter Publikumsliebling sein wird, wäre es angebracht, ihn zumindest zum Abschied in Berserker Rage verfallen zu lassen. Ein R-Rating würde das ermöglichen. Bereits beim letzten Film, Wolverine – Weg des Kriegers, habe es laut Jackman Überlegungen gegeben, den Film mit einem R-Rating in die Kinos zu bringen. Letztlich entschied man sich dagegen, doch zum Heimkino-Release gab es auf der Blu-ray zusätzlich einen Extended Cut des Films, der hierzulande eine FSK16-Freigabe erhielt und in den USA als Unrated Extended Edition veröffentlicht wurde. Diese vor Deadpool noch brutalste Schnittfassung eines Films aus dem X-Men-Universums hat einen Eindruck davon vermittelt, wie ein Wolverine-Film mit einem R-Rating aussehen könnte. Wenn man allerdings vom Anfang an ganz genau weiß, dass man auf diese Freigabe hinarbeitet, wird es vermutlich auch noch eine Spur heftiger.
Der Erfolg von Deadpool soll nicht bewirken, dass die Studios auf Teufel komm raus Comicverfilmungen mit hohen Altersfreigaben produzieren. Es soll lediglich die Figuren und Geschichten betreffen, bei denen es angemessen ist. Die Idealsituation wäre, wenn Filmemacher freie Hand hätten, die Filme so zu drehen, wie es sich richtig anfühlt, ohne extra darauf achten zu müssen, welche Freigabe sie bekommen. Man braucht nicht unbedingt ein Thor– oder Captain-America-Sequel mit einem R-Rating, aber bei Wolverine wäre dies durchaus angebracht und würde den Machern neue Möglichkeiten eröffnen.
Wolverine 3 wird ab April unter James Mangolds Regie (der auch den zweiten Film drehte) entstehen und bis dahin wird das Studio sich wahrscheinlich endgültig entschieden haben, welche Freigabe angestrebt werden soll. Neben Hugh Jackman wurde auch die Beteiligung von Patrick Stewart als Professor für den Film bestätigt. Hinsichtlich weiterer Details halten sich alle Parteien bislang bedeckt. In unsere Kinos kommt Wolverine 3 am 2.03.2017.
Rhetorische Frage: würdet Ihr gerne einen härteren Wolverine-Film sehen?