© Paramount Pictures
Quelle: The Hollywood Reporter
Als letzten Sommer die Gerüchte aufkamen, David Fincher sei interessiert, die Regie von World War Z 2 zu übernehmen, war ich sehr skeptisch hinsichtlich des Wahrheitsgehalts. Wieso sollte der zweifach oscarnominierte Regisseur, der dafür bekannt ist, seine Projekte sehr sorgfältig auszusuchen (in den letzten fünf Jahren drehte er nur einen Film), ein Sequel übernehmen, insbesondere nachdem er sich mit seinem bislang einzigen Sequel, Alien³, die Finger verbrannt hat? Es klang so gar nicht nach Fincher, das Franchise von einem anderen Regisseur zu übernehmen und einen Film über Zombies zu drehen, bei dem der für seine Kompromisslosigkeit bekannte Regisseur vermutlich gezwungen sein wird, die milde PG-13-Freigabe einzuhalten (die bislang nur zwei von Finchers zehn Filmen erteilt wurde). Natürlich hätte seine Beteiligung an dem Sequel mein Interesse enorm gesteigert, denn obwohl ich den ersten Film trotz anfänglicher Skepsis durchaus spannend fand, war das Material verbesserungswürdig und man merkte dem Film seine massiven Nachdrehs an. Doch für mich war World War Z 2, inszeniert von David Fincher, nicht mehr als Wunschdenken.
Manchmal wird Wunschdenken jedoch scheinbar wahr, denn in den letzten Monaten wurde seine Beteiligung konkreter und Hauptdarsteller und Produzent Brad Pitt soll einer der größten Beweggründe gewesen sein für Fincher, sich des Films anzunehmen. Mit Pitt arbeitete Fincher bereits dreimal in der Vergangenheit zusammen (bei Sieben, Fight Club und Der seltsame Fall von Benjamin Button).
Jetzt wurde Fincher als Regisseur vom neuen Paramount-Studiochef Jim Gianopulos in einem langen Interview mit The Hollywood Reporter scheinbar offiziell bestätigt. Gianopulos verriet keine weiteren Details zum Sequel, außer dass es sich in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium befindet. Ursprünglich sollte World War Z 2 eigentlich schon letzten Monat in die Kinos kommen, wann der neue Starttermin sein wird, ist noch unbekannt. Steven Knight, Schöpfer der Serien "Peaky Blinders" und "Taboo", schrieb den letzten Drehbuchentwurf zum Film und beschrieb seinen Ansatz als einen Neuanfang, eine Tabula Rasa, die sich an den vorherigen Film nicht sonderlich anlehnt. Allerdings wird Brad Pitt wieder als UN-Mitarbeiter Gerry Lane zurückkehren. Ob Mireille Enos als seine Film-Ehefrau wieder dabei sein wird ist aktuell ebenso wenig bekannt wie ob Knights Skript überhaupt noch die Grundlage für den Film bilden wird oder ob Fincher seine eigene Vision mitbringt. Ursprünglich war der Spanier J.A. Bayona als Regisseur von World War Z 2 angesetzt, verließ jedoch das Projekt nach dessen Verzögerungen und nahm stattdessen im Regiestuhl des Jurassic-World-Sequels Platz.
Paramount dürfte großes Interesse an einer Fortsetzung zu World War Z 2 haben. Trotz eines sehr problematischen Drehs und entgegen allen Erwartungen, wurde der erste Film 2013 zu einem weltweiten Hit mit $540 Mio Einspiel. In den letzten Jahren schwächelt Paramount deutlich und nach konstant sinkenden Umsätzen zwischen 2012 und 2015 vermeldete das Studio letztes Jahr einen Verlust von $445 Mio. Filme wie Jack Reacher – Kein Weg zurück, Teenage Mutant Ninja Turtles 2, Allied – Vertraute Fremde, Ghost in the Shell und Monster Trucks floppten in letzter Zeit, während Baywatch und Star Trek Beyond deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. In unsicheren Zeiten wie diesen muss sich ein Studio auf bewährte Franchises verlassen wie Transformers oder Mission: Impossible und World War Z war ein vielversprechender Start für eine neue Filmreihe. Die Frage bleibt jedoch, ob viele Zuschauer mehr als fünf Jahre nach dem ersten Film überhaupt noch großes Interesse an einem zweiten Teil haben werden. Dass Fincher tatsächlich als Regisseur an Bord bleibt und nicht doch noch wegen kreativer Differenzen den Hut nimmt, glaube ich auch erst, wenn die Dreharbeiten tatsächlich beginnen. Sollte es aber dazu kommen, werde ich mich darauf (wie auf jeden Fincher-Film) sehr freuen.