X-Men: Dark Phoenix beschert Disney deutliche Verluste

Sophie Turner in X-Men: Dark Phoenix © 2019 20th Century Fox

Quelle: Variety

Man könnte eigentlich meinen, es könnte für Disney kaum besser laufen. Das Studio hat seit drei Jahren ein Monopol auf die Spitze er alljährigen Kinoumsätze und wird dieses nicht in absehbarer Zeit abtreten. Kritiker wie Kinogänger lieben fast alles, was Disney in die Kinos schickt. Von den sieben Filmen (darunter eine Doku), die Disney dieses Jahr im Kino veröffentlicht hat, zogen bereits vier weltweit an der Milliardenmarke vorbei und ein fünfter (A Toy Story – Alles hört auf kein Kommando) wird sehr bald auch daran vorbeiziehen. Mit Avengers: Endgame gelang Disney der umsatzstärkste Film aller Zeiten, womit Avatar nach neun Jahren entthront wurde. Allein in Nordamerika haben Disneys Filme dieses Jahr zusammengerechnet knapp $2,7 Mrd erwirtschaftet. Das zweitplatzierte Studio, Universal, hat nicht einmal eine Milliarde bislang erreicht. Den Kinomarkt hat das Studio fest im Griff und schickt sich an, bald auch die Streaming-Welt mit Disney+ zu erobern. Also wie kann es da Grund zur Klage geben?

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Tja, bei all den Riesenhits hat Disney im dritten Quartal 2019 dennoch ein Minus verbucht. Der Betriebsverlust im letzten Quartal beträgt etwa $170 Mio und geht vor allem auf eine Sache zurück: Disneys Erwerb von Fox. Als Disney das altehrwürdige Studio übernahm, erbte es nicht nur dessen Franchises und Lizenzen, sondern auch dessen fertige Projekte und damit dessen Flops. Disney-Chef Bob Iger nannte dabei explizit X-Men: Dark Phoenix als Hauptverursacher der Verluste. Der abschließende Film von Fox' X-Men-Saga war ein rundherum-Kassenflop. Mehrfach verschoben und von massiven Nachdrehs überschattet, kostete Dark Phoenix satte $200 Mio (ohne Marketingausgaben) und spielte weltweit nur knapp mehr als $250 Mio ein. Das macht ihn zum mit Abstand umsatzschwächsten Film der X-Men-Reihe. Sein unmittelbarer Franchise-Vorgänger X-Men: Apocalypse nahm noch mehr als eine halbe Milliarde weltweit ein und kostete "nur" $178 Mio. Bereits kurz nachdem der Film enttäuschend angelaufen ist, prognostizierten Industrie-Beobachter, dass er Fox/Disney mindestens $100-120 Mio an Verlusten kosten würde. Diese Einschätzung scheint sich in etwa bewahrheitet zu haben.

Natürlich muss man das bei Disney schon geahnt haben. Auf langfristige Sicht bringt es dem Studio auf jeden Fall Vorteile, die Kontrolle über Fox-Franchises zu haben. Kurzfristig müssen sie Einnahme-Einbußen hinnehmen. Die erste Konsequenz aus dem großen Verlust wird jetzt schon gezogen und dürfte insbesondere die Skeptiker dieser Fusion sich in ihren Befürchtungen bestätigt fühlen lasen. Disney streicht nahezu die gesamte Palette von zuvor entwickelten oder geplanten Fox-Filmen, die noch nicht fertig sind, bereits gedreht werden oder zumindest den Status der Pre-Production erreicht haben. Natürlich wären viele dieser Filme vermutlich so oder so nicht gekommen, doch Disney Umorientierung bedeutet einen sehr starken Fokus auf erworbene Franchises. Avatar, Planet der Affen und Kingsman dürfen beispielsweise weitergehen, die meisten Originalfilme oder wenig vielversprechende Sequels (wie Stirb langsam 6, Assassin’s Creed 2 und Chronicle 2) sind damit vom Tisch. Verschont bleibt das Tochterunternehmen Fox Searchlight, das auf prestigeträchtige Filme mit Oscarpotenzial ausgerichtet ist. Jetzt geht es darum, die erworbenen Fox-Marken erfolgreich in Disney zu integrieren.

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