Jason Momoa, Ray Fisher und Ezra Miller in Zack Snyder’s Justice League © 2021 HBO Max/Warner Bros. Pictures
Quelle: The Direct
Zack Snyders Filme polarisieren. Sie haben einerseits viele glühende Verfechter, die unermüdlich für die Fertigstellung von Snyders Justice-League-Fassung kämpften – und triumphierten. Andererseits gibt es auch einen Grund, weshalb Warner das DC-Universum von Snyder nicht fortführen wollte und viele Kritiken beim Anblick seiner DC-Verfilmungen die Nase rümpften. Mit seiner Zeitlupen-Action, überschwänglichem Pathos und der Tendenz zum Stil-über-Substanz konnten auch nicht alle etwas anfangen. Ich denke, dass ich irgendwo zwischen die beiden Lager falle. Ich liebe Snyders Watchmen, mag Dawn of the Dead und 300 und konnte einigen Aspekten von Man of Steel was abgewinnen, doch Sucker Punch und Batman v Superman: Dawn of Justice ließen mich weitgehend kalt.
Nachdem Christopher Nolan Batman mit seiner Trilogie erfolgreich rehabilitiert hatte und als das MCU gerade noch in den Kinderschuhen steckte, vertraute Warner Snyder die Ausgestaltung des DC-Kinouniversums an. Für das Studio drehte er zuvor den enorm erfolgreichen 300 und den etwas weniger erfolgreichen, aber faszinierenden Watchmen. Doch während das MCU die Kritiker und Kinogänger mit einer Mischung aus Humor und Action begeisterte, entpuppte sich Snyders bleischwere, düstere Vision von DC-Superhelden als schwer verdaulich für Teile des Massenpublikums und war definitiv nicht auf das Familienpublikum ausgerichtet, das Disney mit dem MCU abgegriffen hat. Auch einige Comicfans hat Snyder mit seiner Darstellung von Batman und Superman, die ihre Gegner auch mitunter töteten, vor den Kopf gestoßen. Nach Batman v Superman: Dawn of Justice hat Warner das Vertrauen in Snyder verloren und war allzu froh, die Nachdrehs von Justice League an Joss Whedon abzugeben.
Bald ist das Snyderverse Geschichte und diesmal werden auch die Twitter-Kampagnen der Fans nichts daran rütteln können. James Gunn und Peter Safran haben eine eigene Vision für die Zukunft des DCU und bewegen sich weg von Snyders endzeitlicher Vision, die er für die Justice-League-Nachfolger im Sinn hatte. Woran sind seine ambitionierten Pläne letztlich gescheitert? Laut Snyder lag es an den Erwartungen des Marvel-gewöhnten Publikums, das seine Filme nicht verstanden bzw. wertgeschätzt hat. Bei einem Charity-Screening seiner drei DCU-Beiträge erzählte er seine Vermutung: (aus dem Englischen)
Ich denke, und vielleicht liege ich falsch, aber ich habe das Gefühl, dass viele Leute in diese Filme reingingen und dachten: "Oh, es ist ein Superhelden-Spaß? Also lasst uns Spaß haben."
Und wir haben ihnen diese Art hardcore dekonstruktivistischen, sehr vielschichtigen erlebnishaften modernen mythologischen Superheldenfilm gegeben, bei dem man wirklich aufmerksam sein muss.
Das fanden sie nicht cool. Das war nicht etwas, was jemand mitmachen wollte. Sie meinten: Was? Nein! Das ist anstrengend. Warum kämpfen sie immer nachts? Ich hasse das.
Klingt das für Euch auch ein klein wenig prätentiös? Ich weiß, dass Snyder unbedingt vielschichtige, komplexe, meinetwegen auch dekonstruktivistischen Superheldenfilme machen wollte, doch die Tiefe, die er in ihnen sah, muss mir entgangen sein. Und Snyders Erklärung für die gemischten Reaktionen lautet mehr oder weniger: "Das Publikum ist zu anspruchslos für meine Filme." Letztlich wird sich erst mit der Zeit entscheiden, ob Snyder verkannte Meisterwerke drehte oder sich selbst etwas überschätzt hat.