Lea Thompson und Michael J. Fox in Zurück in die Zukunft (1985) © Universal Pictures
Quelle: The Hollywood Reporter
In den Corona-Zeiten müssen sich die ganzen Leute, die zu Hause herumhocken und viel mehr Zeit haben als je zuvor in ihrem Erwachsenenleben, diese irgendwie vertreiben. So entstehen auch in regelmäßigen Abständen neue Twitter-Trends, wie beispielsweise die Diskussion, ob Thor – The Dark Kingdom oder Iron Man 3 der schlechtere MCU-Film sei. Oder neuerdings die Diskussion über makellose Filme unter dem Hashtag #FivePerfectMovies. Dabei werden Leute dazu aufgerufen, Filme zu benennen, bei denen sie nichts ändern würden. Dabei geht es nicht einfach um Filme, die die Leute sehr gut finden, sondern Filme, die schauspielerisch, regie- und drehbuchtechnisch absolut einwandfrei sind.
Im Zuge dieses Trends entfachte Marvel-Regisseur James Gunn eine alte Diskussion über eine vermeintliche große Plotlücke im Achtziger-Evergreen Zurück in die Zukunft. Gunn führte ihn als perfekten Film an, gab aber zu, dass man beanstanden könnte, dass George und Lorraine McFly sich nicht daran erinnern würden, dass ihr eigener Sohn Marty genauso aussieht wie der seltsame Junge Calvin Klein, den sie in den Fünfzigern getroffen haben, und der sie schließlich zusammengebracht hat. Gunn war jedoch bereit, das zu akzeptieren, als etwas, was das Universum möglicherweise selbst korrigiert hat, um das Raum-Zeit-Kontinuum zu schützen.
Sein Guardians-of-the-Galaxy-Darsteller Chris Pratt sieht es jedoch anders. Er schrieb als Reaktion: (aus dem Englischen)
Vielleicht erinnern sie sich aber an ihn, aber nicht als Marty, sondern als Calvin. Als Marty in die Gegenwart ins Jahr 1985 zurückkehrte, sind vielleicht Jahre vergangen, seit seine Eltern erstmals die frappierende Ähnlichkeit zwischen ihrem Sohn und dem Jungen von ihrer Highschool von vor 20 Jahren bemerkt haben.
Kurze Zeit darauf klärte die ultimative Autorität in Sachen Zurück in die Zukunft die Frage auf. Co-Autor und Prodzuzent Bob Gale, der als erster die Idee für den Film hatte und alle drei Teile gemeinsam mit Robert Zemeckis geschrieben hat, erklärte gegenüber The Hollywood Reporter, wie er es sieht:
Denkt dran, dass George und Lorraine Marty/Calvin nur sechs Tage lang gekannt haben, als sie 17 waren, und sie haben ihn nicht einmal an jedem dieser sechs Tage gesehen. Also erinnern sie sich viele Jahre später an diesen interessanten Jungen, der sie an ihrem ersten Date zusammengebracht hat. Aber ich würde alle darum bitten, an ihre eigene Schulzeit zurückzudenken, und sich zu fragen, wie gut sie sich an einen Mitschüler erinnern, der vielleicht nur eine Klasse lang an ihrer Schule war. Oder an jemanden, mit dem sie auf einem einzigen Date waren. Wenn man kein Foto hat, dann ist es nur eine trübe Erinnerung nach 25 Jahren.
Also könnten Lorraine und George denken, dass es lustig sei, dass sie einmal jemanden namens Calvin Klein getroffen haben, und sogar wenn sie dachten, dass ihr Sohn im Alter von 16 oder 17 gewisse Ähnlichkeit mit ihm hätte, wäre es keine große Sache. Ich wette, dass die meisten von uns unsere Jahrgangsbücher durchgehen könnten und Fotos von unseren jungen Klassenkameraden finden würden, die gewisse Ähnlichkeit zu unseren Kindern aufweisen.
Das klingt schlüssig. Für den Zuschauer ist zwar zwischen Martys Ausflug in die Vergangenheit und der Rückkehr in seine Zeit nicht viel Zeit vergangen, George und Lorraine haben ihn aber aufwachsen sehen, sodass er nur allmählich zu dem Jungen wurde, den sie einst als Calvin Klein kannten. Bis dahin waren sie sicherlich viel mehr einfach an ihn als Marty gewöhnt, und alles andere wäre ihnen nie in den Sinn gekommen.
Nicht dass Zurück in die Zukunft trotzdem logisch unproblematisch wäre, was einfach an der unlogischen Natur der Zeitreisen liegt und nahezu alle Filme und Serien betrifft, die sich mit Zeitreisen beschäftigen. Aber auch das ändert für mich nichts daran, dass Zurück in die Zukunft einer der besten Popcorn-Filme aller Zeiten mit einem extrem hohen Wiederanschauungswert ist.
Hat Euch diese "Lücke" jemals gestört?