Oscarnominierungen 2024: Die größten Gewinner, Verlierer und Überraschungen

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Oscarnominierungen 2024

Ryan Gosling, Margot Robbie und Greta Gerwig am Set von Barbie © 2023 Warner Bros. Pictures

Gestern wurden die Nominierungen für die 96. Academy Awards bekanntgegeben und glänzten diesmal mit erstaunlich wenig Überraschungen. In der Königsklasse "Bester Film" wurden genau die zehn Filme nominiert, die sich schon seit Wochen als Favoriten im Rennen abgezeichnet hatten und auch von der Produzentengewerkschaft PGA nominiert waren. Einige überraschende Nominierungen und Auslassungen gab es hingegen in den Regie- und Schauspielkategorien. Auf diese und andere interessante Fakten der diesjährigen Oscarnominierungen werde ich in meiner Zusammenfassung der größten Gewinner, Verlierer und Überraschungen eingehen. Um zu erfahren, wer die Goldjungs tatsächlich mitnehmen darf, müssen wir uns noch bis zum 10. März gedulden.

Gewinner

Oppenheimer – Dass der Film der haushohe Favorit im Oscar-Rennen ist, dürfte inzwischen niemanden mehr überraschen, der die Oscar-Saison in den letzten Wochen mitverfolgt hat. Ein massives Einspielergebnis, schwärmende Kritiken, ein Regisseur, der als einer der besten seiner Generation gilt, aber noch nie von der Academy ausgezeichnet wurde, halb Hollywood im Cast, mehrere Golden-Globe-Siege und ein leider hochaktuelles Thema: Sehr viel spricht für Oppenheimer als Kandidat für den Hauptpreis. Doch wie weit er vor der Konkurrenz ist, stellten die Oscarnominierungen eindrucksvoll unter Beweis. Mit insgesamt 13 Nennungen ist Oppenheimer der meistnominierte Film seit La La Land vor sieben Jahren. Hätte die Academy 2020 die zwei Ton-Kategorien nicht zu einer zusammengefasst und hätte die Effekte-Branche den Film nicht boykottiert, hätte er einen neuen Nominierungsrekord aufstellen könnte. So verpasste er den bisherigen Rekord um eine Nominierung, wurde aber in jeder relevanten Kategorie bedacht. Besonders erfreulich ist es, dass Emily Blunt nach einer Karriere fantastischer Performances endlich ihre erste Oscarnominierung erhalten hat.

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Nicht-englischsprachige Filme – In den letzten Jahren hat die Academy große Bemühungen unternommen, die Wählerschaft diverser und internationaler zu machen. Zu diesem Zweck wurden viele neue Mitglieder aus europäischen und asiatischen Ländern eingeladen. Dieses Jahr stimmten Academy-Mitglieder aus 93 Ländern über die Oscarnominierungen ab – ein neuer Rekord. Die Wirkung zeigt sich schon seit Jahren – In den letzten fünf Jahren war bei jeder Verleihung mindestens ein Regisseur eines nicht-englischsprachigen Films oder ein Regisseur, dessen Muttersprache nicht Englisch ist, nominiert. Dieses Jahr sind es mit Justine Triet und Jonathan Glazer sogar zwei. Auch ihre beiden Filme Anatomie eines Falls und The Zone of Interest wurden für den "Bester Film"-Oscar nominiert und schrieben Geschichte, denn erstmals sind gleich zwei nicht-englischsprachige-Filme im Rennen um den Hauptpreis. Drei sogar, wenn man die US-Produktion Past Lives, die zumindest überwiegend auf Südkoreanisch gedreht wurde, mitzählt.

Außerdem sind mit Anatomie eines Falls und The Zone of Interest erstmals zwei nicht-englischsprachige Filme in jeweils fünf Kategorien nominiert. Anatomie eines Falls ist erst der zweite fremdsprachige Film nach Das Leben ist schön, der bei den Oscars in den Film-, Regie-, Schauspiel-, Drehbuch- und Schnitt-Kategorien nominiert ist. Darüber hinaus ist es bemerkenswert, dass vier der fünf Anwärter in der Dokumentarfilm-Kategorie ebenfalls nicht aus anglophonen Ländern stammen und Doku-Schwergewichten wie American Symphony und Still: A Michael J. Fox Movie vorgezogen wurden. Zudem wurde mit Godzilla Minus One erstmals ein Film, der nicht in der westlichen Hemisphäre produziert wurde, für seine Effekte nominiert. Überhaupt ist es erst der dritte nicht-englischsprachige Film, der im Rennen um den Effekte-Oscar ist.

Filmemacherinnen – Noch nie waren so viele Filme in der Kategorie "Bester Film" von Frauen inszeniert wie dieses Jahr: Past Lives von Celine Song, Anatomie eines Falls von Justine Triet und Barbie von Greta Gerwig. Auch wenn Gerwig bizarrerweise für den Regie-Oscar übergangen wurde, kann sie sich damit rühmen, die erste Person überhaupt zu sein, deren ersten drei Regiearbeiten allesamt als "Bester Film" nominiert wurden.

Deutschland – Letztes Jahr triumphierte Deutschland mit dem Kriegsfilm Im Westen nichts Neues bei den Oscars. Die diesjährige Einreichung Das Lehrerzimmer wurde auch nominiert, hat aber gegen den Favoriten The Zone of Interest vermutlich keine Chance. Das beklemmende Auschwitz-Drama wurde von Großbritannien eingereicht, wurde aber in deutscher Sprache mit einem deutschen Cast gedreht. Ausnahmetalent Sandra Hüller spielt gleich in beiden Oscarkandidaten The Zone of Interest und Anatomie eines Falls mit. Für letzteren ist sie als erste deutsche Schauspielerin seit 85 Jahren für einen Oscar nominiert. Außerdem ist der gefeierte deutsche Filmemacher Wim Wenders mit seinem japanischen Film Perfect Days im Rennen um den Auslands-Oscar dabei.

LGBTQ-Community – Mit Jodie Foster (Nyad), Colman Domingo (Rustin) und Lily Gladstone (Killers of the Flower Moon) sind gleich drei Nominees in den Schauspielkategorien Mitglieder der LGBTQ-Community. Unter den 20 nominierten Performances handelt es sich außerdem bei sieben um Darstellungen von Personen, die der LGBTQ-Community angehören – ein neuer Academy-Rekord. Gladstone ist zudem die erste amerikanisch-indigene Schauspielerin überhaupt, die für einen Oscar nominiert wurde. Aktuell gilt sie als Favoritin in ihrer Kategorie.

America Ferrera (Barbie) – Nachdem sie bei den Golden Globes und der Schauspielergewerkschaft außen vor gelassen wurde, wurde sie von den Oscars überraschend nominiert – vermutlich hauptsächlich für ihren Frauenrollen-Monolog in dem Film.

Netflix – Nicht nur führt der Streamer mit 18 Nominierungen vor anderen Studios, fünf der 20 Kandidaten in Schauspielkategorien stammen aus Netflix-Produktionen.

Verlierer

Barbie – Es klingt auf den ersten Film vielleicht als bizarr, einen achtfach nominierten Film als Verlierer zu bezeichnen, insbesondere da vor einem Jahr vermutlich niemand damit gerechnet hat, dass Barbie überhaupt eine Rolle bei den Oscars spielen würde, geschweige denn in der Kategorie "Bester Film". Doch auch wenn mit America Ferreras Nebendarstellerin-Nominierung der Film einen kleinen Triumph feiern konnte, erstaunte die Academy durch die Auslassung der beiden Frauen, ohne die dieser Film so nie existieren könnte. Weder Greta Gerwigs Regie wurde nominiert noch Margot Robbies Performance in der Titelrolle. Nachdem beide im Laufe der Oscar-Saison immer wieder nominiert wurden und eigentlich als sichere Nummern galten, ist es ein herber Rückschlag für den Film. Gekoppelt mit der fehlenden Nominierung für den Schnitt sind die Chancen des Films auf den "Bester Film"-Oscar nichtig. In den letzten 40 Jahren haben nur zwei Filme (Birdman und CODA) den Hauptpreis ohne eine Schnitt-Nominierung gewonnen.

Die Farbe Lila – Steven Spielbergs Originalfilm hält gemeinsam mit Am Wendepunkt bis heute den Rekord für die meisten Oscarnominierungen eines Films (11) ohne einen einzigen Sieg. Die Musical-Neuauflage hat trotz positiver Reaktionen erheblich schlechter abgeschnitten und wurde lediglich in einer einzigen Kategorie (Danielle Brooks als beste Nebendarstellerin) nominiert. Autsch!

May December – Todd Haynes' Film ist einer der meistgelobten Filme des letzten Jahres in der Kritik gewesen, wurde für vier Golden Globes nominiert und räumte zahlreiche Kritikerpreise für Charles Meltons Performance ab. Bei den Oscars musste der Film sich jedoch mit einer einzigen Drehbuch-Nominierung begnügen.

Killers of the Flower Moon – Ja, der Film wurde zehnmal nominiert, darunter auch für seine Regie und den Schnitt, doch als einziger der zehn "Bester Film"-Kandidaten hat er keine Drehbuch-Nominierung und damit kaum Chancen auf den Hauptpreis. Auch Leonardo DiCaprio verpasste eine Nominierung als bester Hauptdarsteller.

Saltburn – Bei den Golden Globes und den BAFTAs gab es mehrere Nominierungen für Emerald Fennells polarisierenden Nachfolgefilm zu ihrem Regiedebüt Promising Young Woman. Im Internet sorgte der Streifen seit seiner weltweiten Veröffentlichung bei Amazon Prime im Dezember für Furore. Davon ließen sich Academy-Mitglieder nicht beeindrucken und vergaben dem Film keine einzige Nominierung.

Gefeierte Regieveteranen – David Fincher und Michael Mann hatten dieses Jahr neue Filme (Der Killer und Ferrari) am Start. In der Kritik kamen beide gut an, bei den Oscars gab es für sie keine Nominierungen.

Weitere interessante Fakten

John Williams hat für Indiana Jones und das Rad des Schicksals seine 54. Oscarnominierung ergattert und schließt langsam die Lücke zum Rekordhalter Walt Disney (59). Der 91-Jährige hat außerdem seinen eigenen Rekord als ältester Nominee in der Geschichte der Oscars gebrochen, den er erst letztes Jahr mit seiner Nominierung für Die Fabelmans aufgestellt hatte.

Martin Scorsese hat für Killers of the Flower Moon die zehnte Regie-Nominierung seiner Karriere erhalten und ist an Steven Spielberg als zweitmeistnominierter Filmemacher in der Kategorie vorbeigezogen. Vor ihm ist lediglich William Wyler mit zwölf Nominierungen. Gewonnen hat Scorsese bisher nur einmal, für Departed – Unter Feinden. Außerdem ist der 81-Jährige der älteste Regisseur, der je bei den Oscars nominiert wurde.

Robert De Niro hat für Killers of the Flower Moon die achte Schauspielnominierung seiner langen Karriere erhalten. Zwischen seiner ersten Nominierung für Der Pate II und seiner aktuellen liegen 49 Jahre. Damit hat er Katherine Hepburns Rekord für den längsten Abstand zwischen der ersten und letzten Nominierung übertroffen. Killers of the Flower Moon ist außerdem der 12. "Bester Film"-Anwärter, in dem De Niro mitspielt, was ebenfalls ein Academy-Rekord ist

– Mit ihrer neunten Nominierung hat Martin Scorseses Stamm-Editorin Thelma Schoonmaker einen neuen Nominierungsrekord in der "Bester Schnitt"-Kategorie aufgestellt.

– Zum zweiten Mal in Folge wurde der umsatzstärkste Film des Jahres (Barbie) als "Bester Film" nominiert. Dass es zwei Jahre hintereinander passiert, kam seit den Siebzigern als Rocky und Krieg der Sterne nominiert wurden, nicht mehr vor.

– Die zweifache Oscarpreisträgerin Jodie Foster hat für Nyad ihre erste Oscarnominierung seit 29 Jahren erhalten.

– Dank seiner Dreifach-Nominierung für Maestro (als Produzent, Hauptdarsteller und Co-Autor) zählt Bradley Cooper jetzt zwölf Oscarnominierungen, darunter fünf als Schauspieler. Gewonnen hat er noch nie und auch dieses Jahr stehen seine Chancen in allen drei Kategorien nicht sonderlich gut.

– Die beiden Nominierungen (für visuelle Effekte und den Ton) von Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins sind die ersten überhaupt für das M:I-Franchise. Auch die Effekte-Nominierung für Godzilla Minus One ist das erste Mal, dass der Kaiju bei den Oscars vertreten ist.

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Das war’s mit meiner Analyse der diesjährigen Oscarnominierungen. Ich hoffe, dass interessante Infos und Einblicke für Euch dabei waren und ich freue mich darauf, Euch bis zur Verleihung im März weiterhin über den Stand der Dinge im Oscar-Rennen auf dem Laufenden zu halten.

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