Owning Mahowny, CA/GB 2003 • 104 Min • Regie: Richard Kwietniowski • Mit: Philip Seymour Hoffman, Minnie Driver, John Hurt, Maury Chaykin • FSK: ohne Altersbeschränkung • Kinostart: 7.10.2004 • Website
Ein Bankmanager, der aufgrund seiner außer Kontrolle geratenen Spielsucht den größten Bankbetrug in der Geschichte Kanadas vollführt. Kurz und knapp kann man die Geschichte dieses Films zusammenfassen und mehr braucht es auch nicht, um uns eine der besten schauspielerischen Leistungen der letzten Jahre zu bieten. Ein eher kleinerer Film, der in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wurde. Unverdient, denn durch die einzigartige Leistung von Philip Seymour Hoffman ist dieses Drama trotz kleinerer Schwächen absolut sehenswert.
Vielleicht kennt ihr das ja auch: Jedes Mal wenn ich im Radio „Streets of Philadelphia“ höre, muss ich unweigerlich an den abgemagerten, blassen Tom Hanks denken. Allein und hoffnungslos läuft er mit den Händen in der Jacke durch die Straßen, der Rest ist Geschichte. Ja, es gibt sie. Diese herausragenden Momente eines Einzelnen, die den gesamten Film in eine andere Liga katapultieren. Auch Nicholas Cage hatte in „Leaving Las Vegas“ einen solchen großartigen Moment. Wie in den zuvor genannten Filmen ist es auch in „Owning Mahowny“ hauptsächlich dem Protagonisten zu verdanken, dass dieses Drama in Erinnerung bleibt. Der Regisseur hat sich bei seiner Erzählung der Geschichte fast ausschließlich auf den Charakter Dan Mahowny konzentriert. Dies ist nicht selbstverständlich, denn die Geschichte, die auf tatsächlich stattgefunden Ereignissen basiert, würde noch viel mehr hergeben. Andere Regisseure hätten aus dem Stoff vielleicht einen Thriller mit einer für Hollywood typischen Spannungskurve gedreht und einen glattgebügelten Helden präsentiert, der die Geschichte vorantreibt.
In „Owning Mahowny“ verkommt jedoch alles, was neben unserem Hauptdarsteller geschieht, zur reinen Kulisse. Natürlich gibt es auch Szenen, die den Diebstahl des Geldes oder die Beziehung Mahownys zu seiner Freundin und zu seinen Geschäftspartnern erklären. Philip Seymour Hoffmans Darstellung des Spielkranken lässt aber alles andere unwichtig und klein erscheinen. Wenn er am Spieltisch sitzt, völlig unbeeindruckt von seiner Umwelt, nur mit dem Ziel zu spielen, dann läuft es dem Zuschauer eiskalt den Rücken runter. Man greift sich an den Kopf, will in den Fernseher schreien und den Kerl zur Vernunft bringen – vergebens. Dieser Mensch fährt seinen eigenen Film. Das sind die Szenen, in denen dieser Film auf eine besondere Art und Weise glänzen kann und am besten funktioniert. Sobald der Film allerdings diesen Fokus in einzelnen Szenen verlässt, kann er die hohe Qualität leider nicht halten. Es entstehen immer wieder Längen aufgrund des nicht ganz runden Drehbuchs und unbewusst wartet man als Zuschauer bereits drauf, dem Protagonisten endlich wieder zuschauen zu dürfen. Casinobesitzer Victor Voss (gespielt von John Hurt) wirkt beispielsweise wie ein Abziehbild des fiesen und berechnenden Bösewichtes, der von der Spielsucht Mahownys gnadenlos profitiert, inklusive einer Szene, in der er vor sich hinlacht, als wäre er der Bösewicht in einem James-Bond-Film. Es fehlt nur noch die Katze auf seinem Schoß und das Bild wäre perfekt. Die Darstellung dieses Charakters passt nicht so recht in die ruhige, kalte Stimmung, die der Film die meiste Zeit über vermittelt. Auch Dan Mahownys Freundin (gespielt von Minnie Driver) bleibt den ganzen Film über sehr blass und wird beim Zuschauer keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Eine verpasste Chance, denn ihr Charakter spielt in der Geschichte eine wichtige Rolle, da sie den einzigen Lichtblick im Leben von Mahowny darstellt und die Hoffnung symbolisiert, endlich einen Ausweg aus dieser Abwärtsspirale zu finden.
Ja, man kann dem Film einige Vorwürfe machen, aber trotz der berechtigten Kritik ist „Owning Mahowny“ eine Erfahrung, die man auf keinen Fall verpassen sollte. Er bietet Momente, in denen man als Zuschauer aufgrund der Intensität, die Philip Seymour Hoffman vermittelt, oftmals den Atem anhalten muss. Unverständlich, dass es für diese Rolle keine Nominierung für den Oscar gab. Ich hingegen werde in Zukunft, sollte ich an einem Spieltisch vorbeikommen, immer an Dan Mahowny denken.