Paris-Manhattan, F 2012 • 77 Min • Regie & Drehbuch: Sophie Lellouche • Mit: Alice Taglioni, Patrick Bruel, Marine Delterme, Michel Aumont, Marie-Christine Adam • Kamera: Laurent Machuel • Musik: Jean-Michel Bernard • FSK: ohne Altersbeschränkung • Verleih: Senator Film • Kinostart: 04.10.2012
Im Alter von fünfzehn Jahren hat Alice (Alice Taglioni) Woody Allen für sich entdeckt. Seitdem spukt ihr der Stadtneurotiker im Kopf herum und steht der jungen Frau stets mit Tipps und Ratschlägen zur Seite – nur imaginär, freilich. Da gibt es schlimmere Idole, deren Anlitz man sich an die Zimmerwand pinnen könnte. Auch nach Überschreiten ihres dreißigsten Lebensjahres hat sie noch nicht den passenden Mann an ihrer Seite gefunden, nur die geistige Beziehung mit ihrem Woody funktioniert noch tadellos und lenkt sie von der Leere des Alltags ab. Bis schließlich der charmante Alarmanlageninstallateur Victor (Patrick Bruel, „Der Vorname“) in das Leben der Single-Apothekerin tritt …
Mit ihrem Spielfilmdebüt „Paris-Manhattan“ versucht sich die Französin Sophie Lellouche an einer Hommage an Regisseur Woody Allen. Bereits der Titel des Werkes darf als erste Referenz an zwei Arbeiten des New Yorkers betrachtet werden: „Manhattan“ von 1979 und „Midnight in Paris“ von 2011. In Form von zwei Schneekugeln wird die romantische Seite der Metropolen – beziehungsweise eines dazugehörigen Stadtteils – zu Beginn des Films veranschaulicht. Wir tauchen ein in das Leben von Alice, die bisher nicht nur wenig Glück mit der großen Liebe gehabt hat, sondern auch in ihrer ganz eigenen, von Allens Philosophien und Weisheiten dominierten, Welt eingeschlossen lebt. Im Prinzip redet die junge Frau über kaum etwas anderes als ihr Idol. Auch in ihrer von ihrem Vater übernommenen Apotheke verordnet sie verzweifelten Patienten gerne anstelle von Medikamenten DVDs. Das ist alles nett anzuschauen, nur leider verliert Lellouche in all dem Allen-Wahn ihre eigenen Figuren ein wenig aus den Augen. Diese bewegen sich nämlich reichlich blaß durch einen Plot, der eher wie ein loses Gerüst rund um das Genie des US-Vorbildes gebaut scheint. Egal in welcher Gesellschaft sich Alice gerade befindet, stets eckt sie mit ihren forcierten Gesprächen über ihren Lieblingsregisseur an. Selbst Victor, den sie nach einer Party trifft, muss zunächst seine Feuertaufe mit „Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten“ durchlaufen.
Wer sich nun also selbst als Allen-Muffel outet, wird an „Paris-Manhattan“ wohl kaum viel Freude haben – erst recht nicht an dem kleinen Stück Kinomagie am Ende, welches das eigentliche Highlight der insgesamt beliebigen Liebeskomödie darstellt. Denn was gibt es hier sonst groß zu entdecken, außer Allen, Allen und …Allen? Eine Mittdreißigerin, deren Vater sie lieber heute als morgen vor dem Traualtar sehen würde. Einen agnostischen Liebhaber, der selbst nicht so genau weiss, wie er das Herz der sonderbaren Frau erobern soll. Und eine verheiratete Schwester, deren Mann sie womöglich betrügt, was zu einer groß angelegten – aber leider wenig spaßigen – Überwachungsaktion führt. Trotz der turbulenten, gewitzt-intellektuellen Dialoge und schönen Bilder aus der Stadt der Liebe mag einen der Film nicht wirklich in seine Geschichte involvieren. Die präsentierten Figuren lassen einen letztlich viel zu kalt, um wirklich an deren gemeinsamen oder einsamen Schicksal interessiert zu sein. Die Lösung für deren Probleme hat eh nur einer parat – und das ist Woody höchstpersönlich.
Mit seiner Laufzeit von nur etwa 80 Minuten lässt sich „Paris-Manhattan“ trotz eines zähen Einstiegs als kurzweilige Unterhaltung für zumindest jene bezeichnen, die die originalen Allen-Filme bereits hinter sich haben und gern mal einen französischen Blick auf den Meister wagen möchten. Etwas Neues über diesen bedeutenden Künstler erfährt man hier allerdings nicht.
Trailer
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