Piranha 3DD, USA 2012 • 83 Min • Regie: John Gulager • Mit: Danielle Panabaker, Matt Bush, Katrina Bowden, David Koechner, David Hasselhoff, Christopher Lloyd, Chris Zylka • FSK: Keine Jugendfreigabe • Verleih: Sunfilm Entertainment • DVD-Start: 4.10.2012 • Website
Handlung
Nach dem verheerenden Zwischenfall mit den Urzeitpiranhas am Lake Victoria scheint die Gefahr endgültig gebannt zu sein und alle Piranhas vernichtet. Oder doch nicht? Davon ist jedenfalls die Meeresbiologie-Studentin Maddy (Danielle Panabaker) überzeugt, die über den Sommer in ihre Heimatstadt zurückkehrt. Dort will ihr geldgeiler Stiefvater Chet (David Koechner) den Wasserpark „Big Wet“, den er und sie von ihrer verstorbenen Mutter geerbt haben, wiedereröffnen, und zwar mit einem zusätzlichen Erwachsenen-Pool, in dem „Wasser-zertifizierte Stripperinnen“ den Besuchern Vergnügen bereiten. Maddys begründeten Warnungen zum Trotz, dass die Piranhas noch quicklebendig sind und sich durch Abwasserkanäle und Filtrationssysteme bewegen, hält Chet an der Eröffnung von Big Wet fest und engagiert für den Eröffnungstag sogar den Rettungsschwimmer schlechthin – David Hasselhoff. Es kommt, wie es kommen muss und der Eröffnungstag wird für alle Beteiligten unvergesslich bleiben – wenn auch anders als gewünscht.
Kritik
Die Bezeichnung „Trashfilm“ erlebte einen Wandel über die Jahrzehnte. War das ursprünglich noch eine ziemlich direkte, negative Qualitätsbezeichnung entsprechend der wörtlichen Bedeutung des englischen Worts „Trash“ (Müll), so wurde spätestens mit Lloyd Kaufmans Troma-Filmen Trash beinahe schon zu einer eigenen Filmkategorie kultiviert und galt bei einigen Filmen gar als eine Art Qualitätssiegel. Diese Trashfilme, die sich überzufällig häufig im Horror-Genre finden, haben ihre eigene Fangemeinde und funktionieren nach bestimmten Regeln. Dazu gehören meist exzessive, aber fast schon comichafte Gewaltdarstellungen, ein geringes Budget und damit einhergehende schlechte Effekte sowie miese, meist unfreiwillig komische Szenarios. Die Popularität von Trash wurde irgendwann so groß, dass man angefangen hat, in Hollywood auf Hochglanz polierte Filme zu produzieren, die aber vom selben Geist lebten wie die Trashfilme der vergangenen Tage. Ein gutes (und überaus gelungenes) Beispiel dafür ist Slither von James Gunn, dessen Karriere auch bei Troma begann.
Ein weiteres ist sicherlich Alexandre Ajas Piranha Remake von 2010. Für Aja, der nach seinem umjubelten High Tension einen Sprung nach Hollywood geschafft hat, war Piranha 3D sein drittes Remake in Folge. Während The Hills Have Eyes die Fans zu Recht begeistert hat, wurde Mirrors allerdings deutlich weniger herzlich empfangen. Umso höher war die Spannung vor Piranha – würde Aja sich fangen und an seine früheren Werke anknüpfen oder würde Piranha bloß den weiteren Abstieg für ihn bedeuten. Das sind die Fragen, die sich manch ein Horrorfan im Vorfeld gestellt hat. Glücklicherweise traf die erste Aussage zu. Von der Eröffnungsszene mit Richard Dreyfuss (Der weiße Hai ließ grüßen!) über die minutenlange Unterwaser-Nacktballett-Szene bis hin zum Endmassaker, bei dem Der weiße Hai auf Der Soldat James Ryan und Final Destination traf. Alles natürlich in 3D – zwar in der Post-Produktion konvertiert, aber dennoch sehr effektvoll eingesetzt. Ajas Piranha 3D war Trash auf hohem Niveau und wahrscheinlich eine der unterhaltsamsten Horrorkomödien der letzten Jahre.
War der erste Film eine Trashperle, so ist das Sequel (im Original zumindest clever betitelt Piranha 3DD) im Großen und Ganzen einfach nur Trash. Hielten sich die Tierhorror- und die Komödienelemente im ersten Film noch die Waage, kippt diese im zweiten Teil eindeutig in Richtung Komödie, oder viel eher in Richtung Parodie. In der Tat hat Piranha 2 mehr mit Scary Movie gemeinsam als mit tatsächlichem Horror – nur weniger witzig (zumindest als der erste Scary Movie). Eine große Rolle beim qualitativen Abstieg spielte sicherlich der Wechsel auf dem Regiestuhl. An Ajas Stelle trat John Gulager, der sich im Horrorgenre bis dato lediglich mit den Feast-Filmen einen Namen gemacht hat. Dass beim Sequel keine ersthaften Töne angeschlagen werden, war spätestens bei der Titelgebung klar. Dass der eigentliche Horrorfan hier aber nicht wirklich bedient wird, ist dennoch schade. Gulager und sein Autorenteam entschlossen sich, die Essenz des Erfolgs vom ersten Film herauszufiltern und ebendiese in reinster Form beim Sequel einzusetzen. Dabei kamen sie wohl auf vier Sachen: Titten, Blut, Gastauftritte und 3D. Genau damit wird man hier überhäuft, doch so richtig Klick macht es nicht. Waren diese Elemente im ersten Film noch passend eingesetzt, werden sie m zweiten Film einfach in großen Mengen in Richtung der Zuschauer geworfen in der Hoffnung, dass irgendetwas davon funktioniert. Einiges tut es auch, doch vieles nicht. Ein gutes Beispiel ist der Cameo-Auftritt von Gary Busey zu Beginn des Films, der dank Piranhas schnell das Zeitliche segnet (achja, Spoiler!). Hat Richard Dreyfuss‘ Aufritt im Prolog des ersten Films als eine kleine cinematische Verneigung Sinn gemacht, so lassen Buseys kurzer Auftritt und Abgang den Zuschauer mit kaum mehr als einem Schulterzucken zurück. Genauso verhält es sich bei vielen anderen Filmszenen, die versuchen die verrückten Einfälle des ersten Films zu toppen, sei es die Selbst-Kastration nach koitalem Piranha-Angriff oder ein abgetrennter Kopf, der zwischen den Doppel-D Brüsten einer Statistin landet. Ihr merkt es schon, die Niveau-Messlatte wurde hier nicht sonderlich hoch angesetzt.
Trotz all dieser Bemühungen erscheint der Film zahmer und langsamer als sein Vorgänger, insbesondere da den Filmemachern schon nach knapp über einer Stunde die Ideen ausgehen. Auch die 3D-Effekte sind weniger interessant gestaltet (was allerdings auch an der Gewöhnung an 3D liegen könnte) und bei den Gore-Szenen kam leider zu viel CGI zum Einsatz. Und doch kann ich den Film nicht gänzlich verschmähen und abstreiten, das ich alles in allem hier und da meinen Spaß hatte (gekoppelt mit etwas Fremd- und Selbstscham). Panabaker als Protagonistin bleibt völlig blass und uninteressant, aber die Auftritte von Christopher Lloyd, Ving Rhames und David Hasselhoff sorgen für diverse wohl verdiente Lacher. Insbesondere der letztere weiß sein Image sehr gut auf die Schippe zu nehmen und ist vielleicht sogar das überraschende Highlight des Films. Nicht verpassen sollte man deswegen auch eine Szene während des Abspanns (mehr wird an dieser Stelle nicht verraten). Mit einer großen Gruppe Freunde und einem gehörigen Vorrat an Bier und Nachos ist dieser Film durchaus partytauglich. Nur so kann ich mir vorstellen, ihn wieder anzuschauen. Andererseits war es von den Filmemachern höchstwahrscheinlich nie anders beabsichtigt.
Fazit
Der Fisch ist nicht das, was er mal war. Trotz einiger lustiger Gastauftritte und blutiger Einlagen bleibt dieses alberne Sequel deutlich hinter seinem Vorgänger zurück.
Information zur Veröffentlichung
Die deutsche DVD, BluRay und 3D BluRay von Tiberius Film sind seit dem 04.10.2012 im Handel erhältich.
Neben dem ungekürzten Film in der deutschen und englischen Sprachfassung liegen bei den Veröffentlichungen folgende Extras vor:
• Audiokommentar der Filmemacher
• Deleted Scenes
• The Story Behind the DD
• The Hofftastic World of David Hasselhoff
• Gary Busey’s Bloopers
• Wet and Wild with David Koechner
• „A Lesson with John McEnroe“ – A Dimension Short Film
• Interviews mit Danielle Panabaker, David Hasselhoff, Gary Busey & Regisseur John Gulager
• Behind the Scenes
• Trailer
(© Sunfilm Etertainment/Tiberius Film)