Red Dawn, USA 2012 • 93 Min • Regie: Dan Bradley • Mit: Chris Hemsworth, Josh Peck, Josh Hutcherson, Adrianne Palicki, Isabel Lucas, Jeffrey Dean Morgan • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 27.12.2012 • Deutsche Website
Was plant eigentlich Nordkorea im Verborgenen? Es ist eine schier zeitlose Frage, die wahrscheinlich nicht mal von den Nordkoreanern selbst beantwortet werden kann. Dan Bradley versucht mit „Red Dawn" trotzdem eine Antwort auf die Frage zu geben. Die ist recht einseitig und unkreativ, dürfte aber vor allem den Anhängern der Waffenlobby gefallen.
Handlung
Die USA sollen von nordkoreanischen Truppen eingenommen werden und nach sozialistischem Vorbild zu einer „besseren Welt" umstrukturiert werden. So kommt es, dass eines Tages nordkoreanische Fallschirmjäger am Himmel auftauchen und mit der Annektierung im kleinen Städtchen Spokane im Bundesstaat Washington beginnen. Einer kleinen Gruppe Jugendlicher gelingt es jedoch noch rechtzeitig, sich in den umliegenden Wäldern zu verstecken. Nachdem sie begriffen haben, was da gerade vor sich geht, formieren sie sich um den Marine Jed (Chris Hemsworth). Dieser erklärt ihnen den Umgang mit Waffen und bildet sie militärisch aus. Schließlich wagt die Gruppe den Gegenschlag, um ihre Kleinstadt und ihr Vaterland von den roten Invasoren zu befreien.
Kritik
Die Handlung des Films klingt nicht nur übertrieben patriotisch, sie ist es auch. Und zwar extrem. Der Film ist mit so vielen Stereotypen besetzt, dass man sich als Zuschauer richtig unwohl fühlt, wenn man nicht sein Stars-and-Stripes-T-Shirt trägt oder sich zumindest eine US-Flagge um den Kopf gebunden hat. „Red Dawn" ist definitiv nichts für Pazifisten. Die Hälfte des Films wird auf alles Mögliche geschossen, was als feindlich angesehen wird oder einfach nur gerade durchs Bild huscht. Die andere Hälfte umfasst verzweifelte Versuche, dem Ganzen eine emotionale Ebene zu geben und die dargestellte Gewalt zu rechtfertigen. Eine Aufgabe, die schon allein durch die einseitigen Charaktere scheitern muss. Das treibende Motiv bleibt der Patriotismus, der mit einer Prise Rache gewürzt, den ganzen Film über erkennbar bleibt. Das merkt man nicht zuletzt auch an den Dialogen. Am Ende des Films wird der Patriotismus dann auch noch – eindeutig – visuell in Szene gesetzt.
Jedem, dem das irgendwie bekannt vorkommt, dem sei gesagt, dass er gerade kein Déjà-vu hat. So einen Film hat es schon mal gegeben. „Red Dawn" ist ein offizielles Remake zu dem 1984 erschienenen Film „Die rote Flut". Die Storys ähneln sich sehr stark, nur dass damals noch sowjetische Truppen und ihre Verbündeten in die USA einmarschiert sind und der Film in der nahen Zukunft spielt. In der Version von Dan Bradley sind es dann zwar nordkoreanische Truppen, aber der rote Kommunismus bleibt der Staatsfeind der kapitalistischen Amerikaner. Der Hintergrund bleibt demnach derselbe. „Red Dawn" bietet nichts Neues, im Gegenteil: durch die zeitliche Verschiebung im 80er-Jahre-Original wurde ein realistischeres Zukunftsszenario beschrieben. „Red Dawn" wirft durch die Verlagerung des Geschehens in die Gegenwart mehr Fragen auf, als der Film beantworten kann.
Die vielleicht größte und gleichzeitig auch zentralste Frage, die aus eben genannten Überlegungen resultiert, kann im Film nicht mal ansatzweise zufriedenstellend erklärt werden: Wie kann ein so kleines Land wie Nordkorea eine Weltmacht wie die USA aus heiterem Himmel – im wahrsten Sinne des Wortes – angreifen? Die Sache mit den Sowjets war ja eins, aber da steckt auch ein bisschen mehr Pfeffer hinter. Warum also nicht beispielsweise China? Ein Land, das militärisch aktuell immer weiter aufrüstet und zum gefährlichen Gegner für die USA in einer Krisensituation werden kann.
An dem Punkt kommt der finanzielle Aspekt eines Films zum Tragen. Denn eigentlich war es von Anfang an so geplant, dass die Chinesen, nicht die Nordkoreaner, an der Invasion gehindert werden sollten. Den Produzenten fiel jedoch nach den Dreharbeiten auf, dass man es sich auf keinen Fall mit den Filmverleihern in China verscherzen sollte. China ist aus ökonomischer Sicht ein äußerst wichtiger Markt für den Erfolg eines internationalen Films. So wurden kurzerhand die Chinesen durch Nordkoreaner ersetzt. Für etwa eine Million Dollar wurde der 60-Millionen-Dollar-Film digital komplett überarbeitet. Laut MGM, dem Produktionsstudio des Films, wurde der Großteil chinesischer Symboliken im Film durch nordkoreanische ersetzt. Zudem wurde die Eröffnungsszene des Films neu gedreht. Diese Maßnahme war auch ein Grund für die verspätete Veröffentlichung des Films. Abgedreht war dieser nämlich schon Ende 2009 – schaffte es aber erst Ende 2012 in die Kinos. Ob sich der ganze Aufwand gelohnt hat, darf fraglich bleiben. Letztendlich dürfte es wohl einerlei sein, wer hier angreift. Bezogen auf die Qualität des Films hätten wohl auch chinesische Bösewichte nichts ändern können.
Fazit
Das Original mit Patrick Swayze, Charlie Sheen und Jennifer Grey war schon eher mau, aber Dan Bradley setzt noch mal einen drauf. Der eigentlich als Stuntkoordinator bekannte Bradley schafft es mit seinem Regiedebüt nicht, den Zuschauer zu begeistern. Auch wenn die Special Effects und Stunts nett mit anzusehen sind, bleibt es streng genommen ein unnötiger Film. Lediglich schießwütige Actionfans werden ihre Freude an den Ballerszenen und Explosionen haben.