Regression, CA/ES 2015 • 106 Min. • Regie: Alejandro Amenábar • Mit: Ethan Hawke, Emma Watson, David Thewlis, Aaron Ashmore, Devon Bostick, Dale Dickey • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 1.10.2015 • Deutsche Website
Unzählige Menschen litten über die Jahrhunderte hinweg unter satanistischem Missbrauch. Was sich nach Gruselgeschichte anhört, läuft genauso wenig übernatürlich auch noch heute ab und wird trotzdem oft als Hirngespinst und Verschwörungstheorie abgetan. Über den Bestand dieser Kulte, so scheint es, will uns Regression zu Beginn aufklären. Die Thematik wird als ernstzunehmend eingeführt und unterstützend mit Informationen zu Satanismus („Basierend auf wahren Begebenheiten“) unterfüttert. Hier stoßen wir auf Detective Bruce Kenner (Ethan Hawke), der zusammen mit dem engagierten Psychologen Professor Kenneth Raines (David Thewlis) zu klären versucht, was genau Angela Gray (Emma Watson) widerfahren ist. Diese litt anscheinend über längere Zeit unter den Handlungen einer satanistischen Gruppierung, in die jeder aus dem kleinen Ort involviert sein könnte, und zieht Bruce geradewegs mit hinein in die tiefen Abgründe des Kults.
Regression bietet zweifellos Stoff für einen guten Horrorthriller, letztendlich kann Regisseur Alejandro Amenábar (The Others) qualitativ aber nicht an seine vorherigen Werke anknüpfen. Vor unseren Augen entfaltet sich der Fall Schritt für Schritt. Dabei greift das Ermittler-Duo bei Befragungen ihrer Zeugen immer wieder auf die Regressions-Therapie zurück, mit Hilfe derer vergessene oder verdrängte Erinnerungen wieder ans Licht gebracht werden können. Dabei verkommt Regression zwar nie zum Rate-Thriller, sondern ist bemüht, daraus einen immer paranoider werdenden, atmosphärischen Film zu machen. Einen Twist sieht man dabei trotzdem meilenweit kommen. Die Auflösung ist dank der cleveren Inszenierung trotzdem überraschend. Amenábar schafft es nämlich, den Zuschauer immer wieder auf falsche Fährten zu locken und das so weit, dass die Grenzen zwischen Surrealem und Realem im Finale regelrecht verschwimmen und man hilflos nach der Wahrheit sucht.
Die Geradlinigkeit mit der Amenábar seine Geschichte erzählt, nimmt dem Film jedoch von Anfang an den Wind aus den Segeln. Auch wenn Regression nie zäh oder langweilig wird, passiert bis auf den Twist doch wenig Überraschendes. Eine spannungstechnische Steigerung ist bis zum Finale nie wirklich spürbar, und das in einer Atmosphäre, die gerade deswegen nie recht zugreifen mag. Die Gefahr scheint oft zu weit entfernt zu sein – zu mystifiziert und nicht greifbar, ein Gefühl von wahrer Bedrohung fehlt. Befindet sich Kenner circa in der Mitte des Films in einer Scheune und bekommt lebhafte Visionen eines Rituals, das hier vollzogen worden sein soll, fängt die Atmosphäre an zu kribbeln, kann seine Wirkung aber trotzdem nicht entfalten. Regression geht nie in die Vollen. Der Horror, der sich im Kopf des Zuschauers einnisten soll, keimt nicht. Dafür geht es in diesen Momenten zu schnell und die Vorarbeit fällt zu lasch aus. Kommt die paranoide Stimmung doch einmal in Fahrt, wird sie nur knappe 10 Minuten später durch den Twist wieder unterbrochen. Bis dahin ist Regression ein ordentlicher Film, der vor allem durch einen starken Ethan Hawke lebt. Das und ein paar wirklich gute Ansätze der cleveren Inszenierung retten Regression davor, ein voll und ganz abstoßendes Machwerk zu sein. Er ist zu kompetent gemacht, als dass seine widerliche Aussage allzu vernichtend sein kann.
Fazit
Penetrant vorgetragen, zwingt Regression einem zum Schluss seine verwerfliche Aussage auf. Unverschämt und respektlos verklärt er Opfer von satanistischem Missbrauch zu heuchlerischen Lügnern und stellt Menschen, die ihnen glauben, als dumm und leichtgläubig dar. Eine abscheuliche Aussage!
[…] Filmfutter 2/5 […]