Safe Haven, USA 2013 • 115 Min • Regie: Lasse Hallström • Mit: Julianne Hough, Josh Duhamel, David Lyons, Cobie Smulders • FSK: n. n. b. • Kinostart: 07.03.2013 • Deutsche Website
Handlung
Eine verzweifelte Frau läuft barfuß durch den Regen, ihre Hände blutüberströmt. Bei einer alten Dame findet Erin (Julianne Hough) Zuflucht. Kurze Zeit später verlässt sie das Haus wieder, ihre Haare blond gefärbt und kürzer geschnitten. Am Busbahnhof steigt sie in den nächstbesten Greyhound-Bus, während ein Polizist (David Lyons) ihr dicht auf den Fersen ist. Ganz knapp entkommt sie. Nach einer langen Fahrt steigt Erin in Southport, North Carolina aus. Das ruhige, malerische Städtchen an der Küste gefällt ihr auf Anhieb. Hier glaubt sie ihre Zuflucht, ihren „sicheren Hafen“ gefunden zu haben. Sie nennt sich ab jetzt Katie, ergattert einen Job als Kellnerin im örtlichen Diner und mietet ein abgelegenes Bungalow im Wald, weit entfernt von allen anderen Einwohnern der Stadt. Am liebsten würde Katie ihre Vergangenheit hinter sich lassen, doch sie kann ihre Ängste nicht überwinden und schottet sich deshalb von ihren Mitmenschen weitgehend ab. Lediglich mit der schlagfertigen, aber einsamen Jo (Cobie Smulders), die ebenfalls eine mysteriöse Vergangenheit hat, freundet sie sich an. Auch vom Besitzer des kleinen Lebensmittelladens Alex (Josh Duhamel), dessen Frau vor wenigen Jahren an Krebs gestorben ist und der nun seine beiden kleinen Kinder alleine erziehen muss, ist sie angetan. Doch jegliche Annäherungsversuche wehrt sie zunächst vehement ab. Nur langsam erwärmt sie sich für den gutaussehenden und bodenständigen Witwer. Das Glück scheint endlich wieder auf ihrer Seite zu sein, doch die dunkle Vergangenheit holt Katie ein.
Kritik
Alle Jahre wieder…eine Nicholas-Sparks-Verfilmung. Safe Haven ist bereits der vierte Film innerhalb von drei Jahren nach einer Vorlage des erfolgreichen Romanzen-Autors und wird uns von einem Regisseur gebracht, der bereits in der Vergangenheit Erfahrungen mit den Sparksschen Markenzeichen gesammelt hat. Lasse Hallström führte bereits bei Das Leuchten der Stille mit Amanda Seyfried und Channing Tatum in den Hauptrollen Regie, einem Film, der lediglich durch Richard Jenkins’ würdevolle Darbietung überzeugen konnte. Auch hier kassiert Hallström lediglich einen Scheck ein. Viel überlegen musste man bei dem Film wohl nicht, schließlich steht die perfekte „Nicholas Sparks Schnulzenformel“ schon lange fest. Von Message in a Bottle über Nur mit Dir und Das Leuchten der Stille bis hin zu The Lucky One – Für immer der Deine vom letzten Jahr folgen die Sparks-Verfilmungen immer gut etablierten Regeln des Spiels. Bei dem Erfolg all dieser Filme stellt sich natürlich auch kaum die Frage, wieso man davon abweichen sollte. Was nicht kaputt ist, muss man auch schließlich auch nicht reparieren. Es ist die perfekte Blaupause für den Erfolg. Man nehme zwei gutaussehende, verletzliche (und stets weiße) Hauptcharaktere, die sich unter widrigen Umständen kennenlernen. Sie verlieben sich ineinander (Einsatz: traumhafte Sonnenuntergänge, romantische Popmusik, zarte jugendfreie Liebesszenen), werden mit scheinbar unüberwindbaren Hindernissen konfrontiert, doch die Liebe siegt über alles. Am Ende stirbt irgendjemand (jedoch nicht zwingend einer der Hauptcharaktere). Das Setting ist in der Regel die Küstengegend von North Carolina – schließlich sehen die oben erwähnten Sonnenuntergänge über dem Meer einfach schöner aus. Die deutschen Titel lassen diese Filme/Bücher noch einheitlicher aussehen: Das Leuchten der Stille, Das Lächeln der Sterne, Wie ein Licht in der Nacht, Nur mit Dir, Für immer der Deine, Mit Dir an meiner Seite – wer soll da noch durchblicken?
Über beinahe die gesamte Laufzeit befolgt Safe Haven treu eben diese Formel. Schmachtende Blicke, romantische Szenen im Regen, Sonnenaufgänge – all das findet der Zuschauer in Safe Haven. Außerdem scheint eine Ruderboot-Szene mittlerweile in allen Sparks-Verfilmungen obligatorisch zu sein, offensichtlich als Höhepunkt der auf der Leinwand darstellbaren Romantik. Dass nicht jeder Sparks Film mit diesen Zutaten zwangsläufig schlecht sein muss, hat bereits Wie ein einziger Tag bewiesen. Spürbare Chemie zwischen Rachel McAdams und Ryan Gosling, großartige Altstars (Gena Rowlands und James Garner) in den Nebenrollen und genau die passende Mischung aus Kitsch und echten Gefühlen haben den Film zu einem der Romanzen-Klassiker des letzten Jahrzehnts gemacht. Alle diese Elemente fehlen leider in Safe Haven, der mit der Ausnahme von ein paar Wendungen, die die Macher hier sichtlich für cleverer hielten, als sie es sind, lediglich ein fader Aufguss aller anderen Sparks-Verfilmungen ist. Die Hauptrollen übernahmen diesmal Josh Duhamel (Transformers), dessen Hauptaufgabe darin besteht, sein Shirt auszuziehen und Julianne Hough (Rock of Ages) in ihrer ersten Filmrolle, die von ihr weder Tanz- noch Gesangskünste abverlangt. Dafür meistert sie ihren Part adäquat, geht aber auch nie wirklich darüber hinaus. Duhamel und Hough haben kaum Chemie miteinander, doch man muss den beiden zumindest zugutehalten, dass der Altersunterschied von 16 Jahren (!) sich nie bemerkbar macht. David Lyons holt aus der Rolle mehr heraus als das Drehbuch ihm hergibt, hat für einen Bösewicht aus einem Sparks-Film mehr zu bieten als man es gewohnt ist (viel ist es leider dennoch nicht) und hinterlässt wohl den besten Eindruck. Cobie Smulders‘ Charakter hingegen fühlt sich stets so an, als könnte man ihn aus dem Film rausnehmen, ohne dass es jemandem auffallen würde, bis der Film zum Schluss ihre Anwesenheit zu rechtfertigen versucht, die Dinge aber dabei noch schlimmer macht.
Was dem Film fehlt, ist ein gestandener Schauspieler/Schauspielerin in einer Nebenrolle – ein Griff, den die meisten bisherigen Sparks-Adaptionen beherzt haben und so ihr Niveau etwas anheben konnten (Jenkins in Das Leuchten der Stille, Paul Newman in Message in a Bottle, Greg Kinnear in Mit Dir am meiner Seite usw.). So liegt die dramatische Last des Films gänzlich auf den Schultern von Duhamel und Hough und diese können sie einfach nicht durchgehend tragen. Trotz all der genannten Widrigkeiten besitzt der Film nicht die zähe Langeweile von The Lucky One, und das trotz seiner fast zweistündigen Laufzeit.
Leider wird dieser Pluspunkt zunichte gemacht durch den Versuch, altem Stoff neuen Atem einzuhauchen – dieser geht nämlich gehörig schief. Zwei Wendungen hat man in den Film eingebaut. Der erste betrifft den Grund für Katies Flucht aus Boston. Wer diesen nicht nach der Sichtung des Trailers oder spätestens nach fünf Minuten im Film erraten hat, hat wohl keine zehn Filme in seinem/ihren Leben gesehen. Der zweite komm dafür umso unerwarteter, doch macht es nicht besser. In den allerletzten Minuten des Films, nachdem der Zuschauer zuvor 110 Minuten lang eine 08/15 Schmonzette serviert bekommen hat, will man nun doch etwas Neues bringen und vom „typischen Sparks“ abweichen. Was an sich lobenswert wäre, endet in einer lächerlichen Wendung, die auch noch schamlos aus einem anderen Film abgeschaut wurde (der Zuschauer wird wissen aus welchem). Diese Enthüllung kommt dermaßen ohne Vorwarnung und ist zugleich so beliebig und unbedeutend für den Rest des Films, dass man mit heruntergeklappter Kinnlade ungläublig dreinschaut, während der Abspann bereits läuft. Diese Wendung wäre in den meisten anderen Filmen schon lächerlich genug, doch in einer Nicholas-Sparks-Verfilmung nimmt sie noch ganz andere Dimensionen an.
Letztlich kann ich nur zusammenfassend sagen, dass Duhamel und Hough zwar nicht besser als dieser Stoff sind, der Regisseur Hallström aber mit Sicherheit schon. Sogar sein charmanter, wenn auch insgesamt nicht sehr bemerkenswerter Lachsfischen im Yemen vom letzten Jahr ist meilenweit diesem Film überlegen. Wenn man aber erst an seine besten Werke wie Gottes Werk und Teufels Beitrag oder Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa denkt, dann wünscht man sich, dass sein zweiter Ausflug in die Welt von Nicholas Sparks auch sein letzter bleiben wird.
Fazit
Trotz einiger schöner Bilder und Versuche Spannungselemente einzubauen, ist Safe Haven nur ein fader Aufguss alter Elemente aus anderen Nicholas-Sparks-Verfilmungen mit wenig inspirierten Performances und einer Schlusswendung, die das Ganze vom Durchschnittlichen ins Lächerliche zieht.
Trailer
1.5 Filmfutter Urteil |