SMILEY, USA 2012 • 90 Min • Regie: Michael J. Gallagher • Drehbuch: Michael J. Gallagher & Glasgow Phillips • Mit: Caitlin Gerard, Melanie Papalia, Shane Dawson, Roger Bart, Keith David • Kamera: Nicola Marsh • Musik: Dave Porter • FSK: n. n. b. • Website
Seit Filmen wie „Chain Letter“ und „Paranormal Activity 3“ findet das Internet als Handlungsthematik immer mehr Einzug in den modernen Horrorfilm, um damit das jugendliche Publikum anzusprechen und dessen alltägliche Beschäftigungen mit diesem noch recht jungen Medium zu hinterfragen. Jüngstes Beispiel dafür ist der aus USA stammende Independent-Slasherfilm „Smiley“ von Michael Gallagher. In einer Kleinstadt in den USA gibt es eine urbane Legende, nach der man einen Mord beobachten kann, während man in einem anonymen Videochat dem Partner eine bestimmte Nachricht dreimal zukommen lässt. Die brutalen Taten werden von dem Killer Smiley ausgeführt, einem unbekannten Mann mit einer Menschenfleischmaske, die einem Smiley-Gesicht ähnelt. Die junge Studentin Ashley (Caitlin Gerard) wird Zeugin eines dieser Morde und widmet sich daraufhin mehr und mehr den Hintergründen, bis sie schließlich selbst ins Fadenkreuz des unberechenbaren Täters gerät.
Michael Gallagher, der bereits infolge einiger Internet-Videoprojekte in den USA einen gewissen Bekanntheitsgrad genießt, verarbeitet nun seine Kenntnisse in einem Horrorfilm, welcher sich in die Riege zahlloser Slasherfilme nahtlos einreiht. Dennoch bietet das Internet als Handlungsort neue erzählerische Möglichkeiten: Der Killer Smiley taucht im Verlauf des Films tatsächlich so gut wie gar nicht direkt vor den Hauptcharakteren auf, sondern tötet in sicherer Distanz am anderen Ende der Internetleitung. Diese Sequenzen ziehen ihre Spannung besonders daraus, dass die Hauptakteure vollkommen hilflos sind und dem blutigen Treiben tatenlos zuschauen müssen. Tauchen diese Sequenzen zu Beginn des Films noch mit einer gewissen Regelmäßigkeit auf, sind sie in der zweiten Hälfte kaum noch präsent – und hier liegt das große Problem des Films: Smiley als maskierter Killer wirkt zwar bedrohlich, taucht im Film aber viel zu selten in persona auf. Es wird zwar viel über ihn und die damit verbundene urbane Legende gesprochen und recherchiert, doch wirklich spannend ist das Ganze nicht. Ist der erste Mord über Videochat noch überraschend und erschreckend, fällt auch dieser Reiz ab dem zweiten Mord immer weiter ab. Da aufgrund der Sichteinschränkung des Videochatfensters keine besonders blutigen, beziehungsweise kreativen, Tötungssequenzen möglich sind, werden auch Freunde der bildstarken Gewalt nicht sonderlich bedient.
Wenn dann die zweite Hälfte beginnt, ändert sich die gesamte Tonart des Films, und die Handlung wechselt von einem klassischen Teenieslasher zu einem Psychodrama, in dem die Hauptdarstellerin mit ihrer eigenen geistigen Wahrnehmung zu kämpfen hat. Smiley taucht hier ausschließlich in schwach inszenierten und inhaltlich völlig unwichtigen Traumsequenzen auf, die ganz offensichtlich ausschließlich dazu da sind, den Killer weiterhin präsent zu halten. Hier fällt der Film spannungstechnisch in eine ganz tiefe Grube und schafft es nicht, sich daraus wieder zu befreien. Das Ende wird das Publikum extrem spalten: Es ist wirklich neuartig und interessant erdacht, dennoch wirkt es im Nachhinein wenig nachvollziehbar und sehr konstruiert. Letztlich kann man dem Film zumindest zu Gute halten, dass es so ein Ende sicherlich noch nicht gegeben hat.
Die Performances sind auf durchschnittlichem Niveau angesiedelt und die Besetzungsriege fällt selten besonders negativ auf. Da es sich um einen Independentfilm mit keinem besonders hohen Budget handelt, sind die technischen Gegebenheiten in einigen wenigen Szenen nicht ganz perfekt. Das merkt man leider des Öfteren am Ton, da viele Szenen offensichtlich nachsynchronisiert wurden und somit etwas aus dem akustischen Rahmen fallen. Dies stört aber das Sehvergnügen kaum. In Amerika erhielt der Film sogar einen offiziellen Kinostart, der bisher in Deutschland auf sich warten lässt. Daran werden wohl das niedrige Einspielergebnis und die offensichtlichen inhaltlichen Schwächen des Films Schuld haben.
Fazit
„Smiley“ beginnt stark, fällt aber in der zweiten Hälfte qualitativ extrem ab und weiß ab diesem Zeitpunkt überhaupt nicht mehr, welches Filmgenre bedient werden soll. Der Film bietet deshalb im Gesamteindruck nur einen sehr unausgegorenen Slasher/Psycho-Mix ohne nennenswerte Eigenschaften.
Trailer