Spider-Man 3, USA 2007 • 139 Min • Regie: Sam Raimi • Mit: Tobey Maguire, Kirsten Dunst, James Franco, Thomas Haden Church, Topher Grace, Rosemary Harris, J.K. Simmons, Bryce Dallas Howard • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 1.05.2007 • Website
Vielleicht hat Sam Raimi den Mund einfach etwas zu voll genommen. Nachdem er mit den beiden Vorgängern zwei Bösewichte abgehandelt und nebenbei immer noch genug Platz für das Liebes-Dreieck, bestehend aus Peter (Tobey Maguire), Mary Jane (Kirsten Dunst) und Harry (James Franco), gelassen hat, versucht er nun kurzum drei neue Antagonisten zu etablieren und dabei auch noch die ohnehin nicht ganz ausgereifte Liebesgeschichte zu einem emotionalen Klimax zu führen.
Im großen Finale der Spider-Man-Trilogie muss sich die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft nicht nur mit einer Sache herumschlagen. Spidey wird in New York verehrt wie nie zuvor. Neben dem ganzen Trubel und der täglichen Verbrechensbekämpfung, muss sich Peter aber auch noch um seine Flamme Mary Jane kümmern und es gleich mit drei Bösewichten aufnehmen. Neben Harry, der immer noch seinen Vater rächen will, treten nämlich auch noch ein im wahrsten Sinne des Wortes „körniger“ Sträfling und ein mysteriöser schwarzer Schleim auf den Plan.
Man könnte nun meinen, Raimi hätte sich umso mehr Mühe beim Drehbuch gegeben, doch genau das Gegenteil ist der Fall. Obwohl er neben Alvin Sargent, der auch an Spider-Man 2 mitschrieb, noch seinen großen Bruder Ivan an Bord geholt hat, ist das Drehbuch der größte Schwachpunkt. Neben riesigen Plotlöchern, die die ganze Handlung aus ihrem Logik-Fundament hebeln, machen komplett sinnfreie Charakterentscheidungen und das extrem holprige Tempo den Film zu einer storytechnischen Katastrophe.
Zudem weiß Regisseur Sam Raimi seinen Cast auch nicht richtig einzusetzen: Tobey Maguire funktioniert die meiste Zeit, macht sich mit böser Miene dann aber zur großen Lachnummer; Kirsten Dunst sollte nicht zu viel reden und James Franco kann mehr als nur den verpeilten Typ mit Gedächtnisverlust spielen. Die Einführungen der neuen Gegner sind zeitlich sehr uneinheitlich. So werden dem Sandman (Thomas Haden Church) ganze 20 Minuten zugesprochen, während Venom (Topher Grace) in gerade mal einer Minute abgehandelt wird. Es erfolgt auch nur eine einigermaßen akzeptable Exposition der Motive, die für den Film im Endeffekt aber auch zu trivial sind, denn das große Finale der Comic-Trilogie ist fast nur ein großes Actionspektakel.
Die Action toppt zwar die aus den vorherigen Teilen, schmälert die zahlreichen Ungereimtheiten aber nur geringfügig und lässt Spider-Man 3 zu einem leider ziemlich stumpfen Action-Superhelden-Film mutieren. Vor allem die Szenen um Hauptbösewicht Sandman machen Spaß und sehen gut aus. Jedoch kann man selbst die ästhetisch ansprechenden Actionszenen nicht in ihrem vollen Ausmaß genießen. Das liegt vor allem an schwindender Sympathie für die Charaktere. Vor allem Peter Parker macht sich als eingebildeter Superhero-Star neben der weiterhin nervigen Mary Jane unbeliebt und sorgt im Badass-Emo-Modus für schmerzhafte Fremdschäm-Momente. Da kann nur noch einer helfen! Wieder einmal das heimliche Highlight: J.K. Simmons als zackiger J.J. Jameson. „YOU TELL MY WIFE… thank you.“
Der seit dem Ende des ersten Films entstandene Handlungsstrang um Harrys Rachewunsch wird zwar auch weitergewebt, mit undurchdachten Wendungen aber unnötig ausgedehnt. Auch auf den Tod von Onkel Ben wird wieder eingegangen und so trifft man ein weiteres Mal auf Darsteller Cliff Robertson, der so alt aussieht, dass man fast Angst bekommt, er würde gleich wirklich sterben. Damit sind wir aber noch lange nicht am Ende. Sam Raimi eröffnet immer mehr Plotstränge und stopft seinen Film so fast bis zum Ersticken voll. Klar, dass da am Ende alles etwas zu kurz kommt.
Fazit
Spider-Man 3 hat furiose Action, eine gute Portion Humor und das beste Stan Lee-Cameo der Trilogie – aber all das nützt nichts, wenn das Drehbuch absolut unterirdisch ist. Man kann seinen Spaß damit haben, die phänomenalen Actionszenen sorgen jedoch nur für ein kurzzeitiges Hochgefühl. Somit dümpelt der Abschluss in Belanglosigkeit und ist weder gut, noch sonderlich schlecht.