Spy Kids: All the Time in the World in 4D, USA 2011 • 89 Min • Mit: Rowan Blanchard, Mason Cook, Jessica Alba, Alexa Vega, Jeremy Piven, Joel McHale • Regie: Robert Rodriguez • FSK: Ab 6 Jahren • Kinostart: 03.05.2012
Handlung
Rebecca (Rowan Blanchard) und Cecil (Mason Cook) sind Zwillingsgeschwister, die zusammen mit ihrem Vater Wilbur (Joel McHale), ihrer einjährigen Schwester und ihrer spießigen Stiefmutter Marissa (Jessica Alba) in einem ruhigen Vorort wohnen. Die letztere ist bei den Kids, und vor allem bei Rebecca trotz aller Bemühungen alles andere als beliebt. Dabei ahnen Rebecca und Cecil aber nicht, dass Marissa früher eine Top-Agentin der Regierung war, die wegen ihrer Familie den Job an den Nagel gehängt hat. Doch ihr bleibt die Ruhe nicht lange gegönnt. Ein Bösewicht namens Timekeeper stiehlt aus dem OSS Hauptquartier das Armageddon Device – eine Vorrichtung, mittels derer er den Menschen die Zeit stehlen kann. Dabei verbündet er sich mit Marissas altem Erzfeind, Tick Tock (Jeremy Piven). Marissa wird reaktiviert und ins Hauptquartier einberufen. Während ihrer Abwesenheit stürmen Timekeepers Handlanger das Haus der Familie auf der Suche nach einem Amulett, welches das Armageddon Device stoppen könnte. Knapp entkommen Cecil und Rebecca, aber das Abenteuer geht für sie nun erst richtig los, denn sie finden heraus, dass ihre Cousine Carmen (Alexa Vega) und ihr Cousin Juni (Daryl Sabara) als die legendären Spy Kids im Auftrag des OSS arbeiteten. Nun treten Cecil und Rebecca und ihre Fußstapfen, um Timekeeper und das Armageddon Device aufzuhalten bevor es zu spät ist.
Kritik
Die Filmografie des Regisseurs Robert Rodriguez liest sich wie kaum eine andere. Ziemlich konsistent wechseln sich dort ultrabrutale trashige Spaßkanonen à la Machete, From Dusk Till Dawn und Planet Terror mit überaus familienfreundlichen Filmen wie Das Geheimnis des Regenbogensteins (OT: Shorts) und eben der Spy Kids Reihe ab. Es gibt nichts zwischen diesen beiden Extremen (vielleicht mit der Ausnahme seiner Comic-Adaptation Sin City, aber auch diese geizte kaum mit Gewaltdarstellungen). Gemeinsam ist all diesen Filmen, dass Rodriguez meist als eine One-Man-Crew die Filme nicht nur selbst schreibt und produziert, sondern oft auch für den Schnitt, die Musik, die Kamera und gar die Effekte verantwortlich ist. So sind seine Filme verglichen mit dem Hollywood-Standard in der Regel ziemlich günstig und deshalb meistens sehr profitabel. Der Nachteil (aber gleichzeitig auch das Markenzeichen) ist der häufig recht billig wirkende Look der Filme. Ein weiteres gemeinsames Merkmal aller seiner Filme ist die Tendenz zum Übertriebenen. Seien es nun die krasse Gewalt, Szenen, in denen der Protagonist locker mit Dutzenden Gegnern fertig wird oder auch die verrückten Gadgets und Fantasiesettings in seinen Kinderfilmen.
Nun wurde sein Lebenswerk letztes Jahr durch einen weiteren Film „bereichert“, als er die seit acht Jahren ruhende Spy Kids Serie zum neuen Leben erweckte. Der erste Spy Kids Film legte 2001 den (äußerst erfolgreichen) Grundstein für sein Repertoire an Kinderfilmen. Die ersten beiden Filme waren schon keine Meilensteine des Genres und litten an einem Mangel an Charme, welchen gute Abenteuerfilme für Kinder besitzen sollten. Jedoch waren sie auch recht kurzweilig und Alexa Vega und Daryl Sabara waren gut besetzt als die beiden Spy Kids. Der dritte Film jedoch (in Deutschland nur als Mission 3D betitelt) war inkohärent, einfallslos und bot mit Sylvester Stallone einen lächerlichen Bösewicht. Dennoch wurde der Film zu einem großen Erfolg, nicht zuletzt dank der Tatsache, dass der Film in 3D herausgebracht wurde. Dies geschah zu der Zeit als 3D noch komplett in Vergessenheit weilte und etwas ganz Besonderes darstellte, auch wenn die Effekte mit der alten Rot-Grün-Pappbrille recht miserabel waren.
Nach acht Jahren Pause kehrt Rodriguez nun zu der Franchise zurück. War damals 3D eine Neuerung, so ist es heutzutage schon fast ein alter Hut. Also musste etwas Neues her, um das Publikum für den Film zu interessieren. Zum ersten Mal seit John Waters Polyester startete breit ein Film der Marke Geruchskino. Die sogenannte Aromascope-Technologie besteht im Prinzip aus einer Duftkarte mit zehn bezifferten Feldern. In bestimmten Filmszenen werden die jeweiligen Ziffern angezeigt, woraufhin der Zuschauer das entsprechende Feld auf der Karte freirubbeln und so verschiedene Düfte freisetzen soll, die das Filmerlebnis ergänzen sollen. Rodriguez selbst meinte dazu: „Nach 'Spy Kids 3' musste ich mir etwas Neues einfallen lassen, eine neue Überraschung einbauen. Es ist sehr lustig und interaktiv. Du weißt nie, wo und wann es etwas zu riechen gibt.“. Dazu ist der Film natürlich auch in 3D und das Paket wird dann als der erste 4D Film verkauft.
Das klingt ja alles schön und gut, aber es gibt einen Grund, warum die Technologie sich in den 60ern und 70ern nicht durchgesetzt hat und man nie ernsthaft einen Anlauf nahm, diese wiederzubeleben. Es ist nicht gerade leicht, im Dunkeln eines Kinosaals nach der jeweiligen Ziffer auf der Karte zu suchen und dabei noch dem Film zu folgen. Außerdem merkt man ziemlich schnell, dass die Gerüche sich stark ähneln und durch die Nähe der Geruchsfelder zueinander auf der Karte vermischen sie sich auch recht schnell. Trotz der zehn Felder konnte ich nur drei oder vier distinkte Gerüche wahrnehmen und diese haben das Filmerlebnis auch nicht wirklich bereichert, sondern unnötigerweise umständlich gemacht.
Es ist aber auch nicht so, dass man durch dieses missglückte Experiment etwas verpasst. Der Grund, warum ich in aller Tiefe über das Aromascope-Verfahren berichte, ist, weil es zu dem Film selbst wenig zu sagen gibt. Den ganz Kleinen mag dieses kunterbunte schrille Abenteuer voller lustiger Gadgets samt einem sprechenden Roboterhund gefallen. Jeder über dem Alter von zehn dürfte aber kaum etwas Wertvolles an dem Film finden. Er ist genauso aufgebaut wie die anderen Spy Kids Filme, nur noch deutlich infantiler. Ein pupsendes Baby und Nutzung von Erbrochenem und Kacke als Waffen sind Beispiele von dem Humorverständnis dieses Films. Die beiden Kinder sind bestenfalls unscheinbar, meistens aber nur nervig und besitzen überhaupt nicht die Chemie von Vega und Sabara aus den Originalfilmen. Die letzteren absolvieren kaum nennenswerte Gastauftritte hier. Jessica Alba spricht bloß ihren Text runter und wirkt oft einfach nur peinlich berührt in diesem Film zu sein. Jeremy Piven hat hier den meisten Spaß als Bösewicht in mehreren Rollen. Doch seine Motivation und die banale Botschaft, die dadurch vermittelt werden soll, zerstört auch das Interesse an seinem Charakter. Schade, dass die Eltern der alten Spy Kids, gespielt von Antonio Banderas und Carla Gugino in den ersten drei Filmen, nicht zu einem Auftritt bewegt werden konnten. Vielleicht haben sie ja die schwache Qualität des Films bereits am Drehbuch erkannt. Ferner hat der Film, wie auch viele andere Rodriguez Produktionen, einen sehr billigen Look, was dank dem teilweise gelungenen 3D nun noch mehr auffällt.
Verschiedene Filmemacher haben in den letzten Jahren oft genug gezeigt, dass es durchaus möglich ist, Kinderfilme zu machen, ohne dabei völlig kindisch zu wirken und den Humor der untersten Schublade zu nutzen. Auch wenn man diesen Film gänzlich ohne Erwartungen sieht, wird man doch über einige dämliche Szenen einfach nur den Kopf schütteln und leise hoffen, dass der nächste Machete Film diesen Schrott bald vergessen lässt.
Fazit
Eine völlig überflüssige Fortsetzung mit misslungenen Geruchseffekten. Blöde Witze, schwache Darsteller und die Holzhammer-Botschaft machen Spy Kids 4D zum wohl schlechtesten Film von Robert Rodriguez.