Star Trek into Darkness, USA 2013 • 132 Min • Regie: J.J. Abrams • Mit: Chris Pine, Zachary Quinto, Zoë Saldana, Benedict Cumberbacth, Alice Eve, Simon Pegg, John Cho, Karl Urban, Peter Weller • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 09.05.2013 • Deutsche Website
Handlung
Ein grausamer Anschlag auf ihr Archiv im Zentrum von London, erschüttert die Sternenflotte. Der Verantwortliche ist schnell gefunden und es ist jemand aus den eigenen Reihen. John Harrison (Benedict Cumberbatch), einer der besten Agenten der Sternenflotte, belässt es aber nicht dabei und greift daraufhin hinterhältig eine Sitzung aller Admiräle und Kapitäne der Sternenflotte an. Auch dieser Angriff fordert Opfer, während Harrison erneut entkommen kann. James T. Kirk (Chris Pine), der kürzlich wegen fahrlässigen Verhaltens auf einer Forschungsmission der Enterprise vom Kapitän zum ersten Offizier degradiert wurde, überlebt den Anschlag, erleidet jedoch einen persönlichen Verlust und sinnt auf Rache. Es stellt sich heraus, dass John Harrison Zuflucht auf dem Planeten Kronos fand, der Heimatwelt der Klingonen. Die Klingonen sind der Föderation gegenüber feindlich gesinnt und würden jede Konfrontation mit der Sternenflotte als Anlass für einen offenen Krieg sehen. Um das Problem zu umgehen, erhält Kirk, wieder zum Captain der Enterprise befördert, den Auftrag von Admiral Marcus (Peter Weller), Harrison mit einem neu entwickelten Photonentorpedo aus sicherer Entfernung zu Kronos auszuschalten. Nachdem jedoch Spock (Zachary Quinto), Kirks erster Offizier und bester Freund, ihn davon überzeugt hat, dass eine solche Hinrichtung ohne ein Gerichtsverfahren unmoralisch sei, entschließt sich Kirk entgegen seinen Befehlen mit einer kleinen Crew auf Kronos zu landen und John Harrison zu stellen. Dadurch kommt er jedoch einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur und schon bald schwebt die gesamte Besatzung der Enterprise in größter Gefahr. Diese Umstände zwingen Kirk zu einer unmöglichen Entscheidung…
Kritik
Es ist die ungeschriebene Regel eines jeden Blockbuster-Sequels, dass die Helden mit einer größeren Gefahr als je zuvor konfrontiert werden, dass ernste Töne angeschlagen werden und dass Verlust und Schmerzen an der Tagesordnung sind. Spätestens seit Das Imperium schlägt zurück die Star-Wars-Fans zunächst schockiert und dann begeistert hat, sind die Erwartungen insbesondere an den zweiten Teil einer Filmreihe hoch. Kann der erste Film noch unbeschwert die Welt, in der er spielt, etablieren, so muss die erste Fortsetzung die Einsätze deutlich erhöhen. Jetzt könnte natürlich der eine oder andere Fan entgegnen, Star Trek into Darkness sei ja eigentlich der zwölfte Film der Kinoserie und widerspricht auch nicht gänzlich dem bereits etablierten Kanon. Jedoch war es erst die Neuauflage von 2009, die Star Trek endlich von einem Nischenthema, das stets mit „Geeks und „Nerds“ assoziiert wurde, weg und zu einem großen Mainstreamerfolg hin gebracht hat. Deshalb wird sein Nachfolger auch gemeinhin als zweiter Film der „neu entstandenen“ Filmreihe gesehen. Wie schon andere ähnliche Reboots von populären Stoffen wie Casino Royale und Batman Begins, genoss auch Star Trek immense Beliebtheit und wurde höchstens von einigen Star-Trek-Puristen abgelehnt, die in dem Film zu wenig vom alten Forschergeist und zu viel des modernen Popcorn-Kinos sahen. Doch ähnelt das Sequel nun eher Ein Quantum Trost oder doch The Dark Knight?
Die Antwort liegt irgendwo dazwischen. Während Ein Quantum Trost es nicht geschafft hat, auf dem Fundament seines Vorgängers aufzubauen, ging The Dark Knight Risiken ein, die sich bezahlt gemacht haben und den Film zu einem wegweisenden Genre-Meisterwerk gemacht haben, welches seinen bereits großartigen Vorläufer in jeglicher Hinsicht übertrumpft hat. Star Trek into Darkness hingegen wählt eine sichere Route, fällt auf die Elemente zurück, die den ersten Film so beliebt gemacht haben, aber auch die die Star-Trek-Fans seit Jahrzehnten fasziniert haben und führt konsequent das Universum, das im ersten Film vorgestellt wurde, fort. Die erhöhten Einsätze und die große Gefahr kommen hier in Form von Benedict Cumberbatchs mysteriösem Bösewicht, der eine persönliche Vendetta gegen die Sternenflotte führt. Wie das bei Sequel-Bösewichten häufig der Fall ist, wurde Cumberbatch zum Fokus des Marketings des Films und könnte leider dem im Vorfeld unglaublich hohem Hype zu seiner Performance zum Opfer fallen. Heath Ledgers Performance als der Joker gilt seit fünf Jahren als die Messlatte für die Fieslinge in Blockbustern und Cumberbatchs Part wurde als eine Mischung aus ihm und Hannibal Lecter beschrieben (war das nicht auch die Beschreibung von Javier Bardems Raoul Silva in Skyfall, dem John Harrison übrigens noch mehr ähnelt als den beiden anderen Charakteren?!). Während diese in Ansätzen zutreffen mögen, wird der Vergleich Cumberbatchs Part nicht gerecht. Kennt man den Mimen vor allem durch seine genial wortgewandte Darbietung als Sherlock in der gleichnamigen Serie, wird man überrascht sein, wie körperlich betont seine Rolle in Star Trek ist. Er besitzt zwar auch die Genialität der genannten Vorbilder, ist jedoch zu gleichen Teilen der Joker wie auch Bane, wenn auch seine schlaksige Statur es nicht nahelegt. Arbeiteten der Joker und Dr. Lecter vor allem mit Manipulation und vorausschauendem Denken, so zeigt John Harrison sehr schnell seine körperliche Überlegenheit, indem er eine Truppe von Klingonen blitzschnell auseinandernimmt. Ferner wird er nicht von anarchistischen Gedanken wie der Joker angetrieben, sondern von allzu verständlichen Rachemotiven, was seine Handlungen nachvollziehbarer macht. Zweifelsohne bleibt Cumberbatch mit seiner mal charismatischen, mal leider etwas übertrieben durchgeknallten Performance das Highlight unter den durchweg soliden Performances der Besetzung, jedoch sollte man die eigenen Erwartungen im Zaum halten und keinen Filmbösewicht für die Ewigkeit erwarten.
Seinen Zweck erfüllt er allerdings und stellt die Enterpreise vor eine größere Gefahr als sie im ersten Film begegnete. Nicht viel hat sich dafür am Rest geändert. J.J. Abrams führt erneut mit sicherer Hand Regie, verlässt sich auf sein Können und leistet sich keine Patzer. Mit Star Trek into Darkness beweist er, dass er nicht nur zu den begabtesten Blockbuster-Filmemachern seiner Generation gehört und mit seinem bunten, berauschenden Fest für die Sinne einen Gegenpol zu Christopher Nolans dunkler, bedrückender Schwermut darstellt, sondern dass er auch die perfekte Wahl für seinen Star-Wars-Posten ist. Wie bereits der kürzlich erschienene Iron Man 3 weigert sich sein Star-Trek-Film dem „düster-ist-besser“-Trend zu folgen und bleibt (entgegen seinem Titel) zum größten Teil heiter und humorvoll, wobei Abrams auch große emotionale Momente zulässt, die insbesondere eingefleischten Trekkies bekannt vorkommen werden. Überhaupt scheint es so, als hätte Abrams nach dem ersten Film die Beschwerden der alten Fans erhört und den neuen Film mit Zitaten und Anspielungen vollgepackt (Gorn!), die auch das Herz eines Star-Tek-Fans der ersten Generation höher schlagen lassen werden (wobei ein Moment doch dem einen oder anderen sauer aufstoßen wird). Auf der visuellen Ebene enttäuscht er ebenfalls nicht, sogar das 3D ist für eine Postproduktions-Konversion überraschend gelungen und macht sich in vielen Szenen deutlich bemerkbar (im Gegensatz beispielsweise zu Iron Man 3).
Wie im ersten Film drückt auch das Sequel gnadenlos auf das Gaspedal und lässt trotz der 130-minütigen Laufzeit keine zähe Minute aufkommen. Etwas verloren ging diesmal leider die schwindelerregende Energie und fröhliche Überschwänglichkeit, die im ersten Film steckten. Es gab schon etwas inhärent Faszinierendes darin, diese altbekannte Welt im neuen Gewand zu entdecken. Das zog einen so in seinen Bann, dass man bereit war, dem Film all seine kleinen Fehler zu verzeihen, weil er es einfach schaffte, jede fünf Minuten dem Zuschauer ein Grinsen zu entlocken. In diesem Bereich kann die Fortsetzung aufgrund der etablierten Geschichte nicht mithalten. Das Sequel lässt dafür die bestehende Chemie des Ensembles weiter spielen, wobei hier der Fokus auf einige Charaktere gelegt wird und vor allem Yelchin, Cho und Urban mit relativ undankbaren Rollen versehen werden, was besonders schade im Falle des ersteren ist, hat sein „Pille“ doch im ersten Film ein herrlich amüsantes Zwischenspiel mit Kirk gehabt. Dafür steht Simon Peggs Scotty mehr im Mittelpunkt des Geschehens und kann sein komödiantisches Talent noch mehr ausspielen. Es bestehen jedoch keine Zweifel darüber, dass der Film neben Cumberbatch, Chris Pine, Zachary Quinto und Zoe Saldana als Kirk, Spock und Uhura gehört. Diese wachsen am meisten in ihren Rollen und in ihren Beziehungen zueinander. Pine meistert den Spagat zwischen einem leichtsinnigen Womanizer und dem tapferen Kapitän, der für seine Crew alles tun würde, während Quintos perfekte Darbietung eines logisch-zynischen Spock so sehr die Rolle seiner Karriere bleiben wird, wie sie es für Leonard Nimoy auch war.
Letztlich ist Star Trek into Darkness der erste in nahezu jeder Hinsicht großartige Blockbuster von 2013, der höchstens unter den unfair erdrückenden Erwartungen an ihn leiden wird. J.J. Abrams oberste Direktive bei dem Film war es, den Zuschauer Spaß haben zu lassen und davon liefert er mehr als drei durchschnittliche Sommerblockbuster zusammengenommen. Der Film mag nicht in jeder Hinsicht an seinen Vorgänger herankommen (andererseits können das meiner Ansicht nach nur wenige Blockbuster der letzten vier Jahre), aber er ist eine mehr als würdige Fortführung der Geschichte und setzt den Höhenflug von Star Trek unbeirrt fort.
Fazit
Auch wenn sich der neue Kinoeinsatz der Enterprise-Crew nicht so frisch anfühlt wie das letzte, ist Star Trek into Darkness dennoch ein rasantes, berauschendes Abenteuer, das nie auf die Bremse drückt, mit einem bedrohlichen Bösewicht glänzt und dabei trotzdem nie den Humor zu kurz kommen lässt.