Star Wars: The Force Awakens, USA 2015 • 135 Min • Regie: J.J. Abrams • Drehbuch: Lawrence Kasdan, J.J. Abrams, Michael Arndt • Mit: Daisy Ridley, Harrison Ford, John Boyega, Oscar Isaac, Adam Driver, Carrie Fisher, Mark Hamill • Kamera: Dan Mindel • Musik: John Williams • FSK: ab 12 Jahren • Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures • Kinostart: 17.12.2015 • Deutsche Website
Da ist es also, das zweifellos sehnlichst erwartete Kino-Event des Jahres 2015: „Star Wars: Das Erwachen der Macht“, oder auch einfach nur Episode VII genannt, hat bereits im Vorverkauf diverse Rekorde gebrochen und mausert sich zu einem weltweiten Gigablockbuster. Das populäre Franchise bleibt heiß, die Marketingkampagne hat gezogen und der Hype treibt noch den letzten Skeptiker in die ausverkauften Lichtspielhäuser. Doch was bietet das neueste Sternenabenteuer den ungeduldigen Fans? Gelingt es dem Film tatsächlich, die intergalaktisch hohen Erwartungen zu erfüllen oder beinhaltet das Resultat letztlich doch nur lauwarme (Werbe-)Luft? Nach den von Mastermind George Lucas höchstselbst in den Sand gesetzten Prequels zu den Ursprungswerken Episode IV bis VI musste ein frischer Regisseur ran, der dem zunehmenden Overkill an CGI-Tricks wieder eine packend erzählte Geschichte entgegenhält. Bereits als der Name J.J. Abrams („Super 8“) verbindlich ins Spiel gekommen ist, durfte unter Filmkennern erleichtert aufgeatmet werden – schließlich hat der Spielberg-Schüler schon mit seinem „Star Trek“-Reboot von 2009 einer anderen Science Fiction-Serie erfolgreich den Rost vom Gehäuse geschliffen. Wenn nicht Abrams, wer sonst könnte der „Star Wars“-Saga zu neuem Glanz verhelfen?
Gleich vorweg: „Das Erwachen der Macht“ erreicht vielleicht nie die innovative Kraft der bahnbrechenden Erstlinge, behauptet sich aber dafür gleichberechtigt in deren Tradition und spannt äußerst geschickt einen Bogen von den bekannten Gesichtern zu einer neuen Heldengeneration. Für die Fanboys gibt es massenhaft Zitate und Anspielungen zu entdecken – ohne diese Fortsetzung jedoch zu einem reinen Retrogag für Insider verkommen zu lassen. Die Story ist einige Jahrzehnte nach „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ (1983) angesiedelt und schildert die verzweifelte Suche nach dem legendären Jedi Luke Skywalker (Mark Hamill), der als einziger in der Lage zu sein scheint, das brutale Regime der Ersten Ordnung zu stürzen. Neben dem von den Rebellen gesandten Piloten Poe Dameron (Oscar Isaac) werden auch der junge Sturmtruppendeserteur Finn (John Boyega), die Wüstenbewohnerin Rey (Daisy Ridley) und die gealterten Schmuggler Han Solo (Harrison Ford) und Chewbacca (Peter Mayhew) in das gefährliche Abenteuer hineingezogen …
Während die wenig beliebten Prequels Episode I bis III das eher ermüdende Vorhaben verfolgt haben, die Ursprünge zu einer in sich schon völlig schlüssigen Erzählung herzuleiten, darf „Das Erwachen der Macht“ nun wieder mit einiger Spannung erwartet werden. Denn nicht nur der Ausgang der neuen Trilogie ist noch ungewiss, auch der Raum zwischen dem Vorgänger und der aktuellen Story bietet den Machern interessante Verknüpfungspunkte. So stehen sich beispielsweise einige Protagonisten – ohne zu viel zu verraten – näher, als es zunächst den Anschein hat. Bittere Konsequenzen können sich daraus ergeben, und Abrams scheut sich keineswegs davor, in seinem fulminanten Auftakt auch Opfer zu fordern. Der Ton ist wieder kantiger und düsterer, während halsbrecherische Action für spektakuläre Schauwerte im gelungenen 3D-Format sorgt und natürlich auch Platz für augenzwinkernde Momente bleibt. Im Gegensatz zum unterkühlten Schurken Darth Vader neigt der bedrohliche Kylo Ren (Adam Driver) beispielsweise zu unkontrollierten Wutausbrüchen.
Inhaltlich gibt es freilich wieder das in der Reihe bewährte Schwarz-Weiß-Schema, das den schlechten Totalitarismus (das Imperium, die Erste Ordnung) gegen das stets edle Rebellentum stellt. Dass dieses recht naive Bild in der Realität nicht immer greift, beweisen aktuell leider immer wieder die Weltnachrichten. Da hier aber Popkultur und kein Politikseminar vorliegt, kann man sich diesen Transfer durchaus sparen und die fernen Welten mit ihren charismatischen Bewohnern auch mal schlicht genießen.
Während George Lucas sein eigenes Erbe mit fragwürdigen digitalen Nachbesserungen und den besagten Prequels ins Wackeln und Wanken bringt, hat Abrams – als Kind selbst mit der Original-Trilogie aufgewachsen – inzwischen scheinbar das bessere Gespür für den Charme und die Ästhetik des Kults. Dazu gehört eben auch, dass man die Leinwand nicht erbarmungslos mit der neuesten Technologie vollkleistert, sondern sich auch bei einem offensichtlichen Spektakel gelegentlich zurücknimmt und den Figuren ihre Zeit lässt. Ja, „Das Erwachen der Macht“ ist genau der bombastische Blockbuster, auf den die Jünger seit 1983 gewartet haben – auch wenn mit Sicherheit der eine oder andere Nörgler Einwände erheben wird. Ich bin schon sehr gespannt, wie sich diese Saga noch entwickeln wird. Das präsentierte Ende macht die Wartezeit bis Episode VIII nicht gerade erträglicher …
Trailer
Zu unserer ersten Star Wars: Das Erwachen der Macht-Rezension geht es hier lang.