Star Wars: The Rise of Skywalker, USA 2019 • 142 Min • Regie: J.J. Abrams • Mit: Daisy Ridley, Adam Driver, John Boyega, Oscar Isaac, Ian McDiarmid, Carrie Fisher, Mark Hamill, Billy Dee Williams, Richard E. Grant, Domhnall Gleeson • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 18.12.2019 • Deutsche Website
Handlung
Ein Jahr nach der für den Widerstand verheerenden Schlacht von Crait, tritt eine neue Bedrohung für den galaktischen Frieden aus dem Schatten hervor. Der totgeglaubte Imperator Palpatine (Ian McDiarmid) sendet eine Botschaft, in der er seine Rache schwört und die neue Herrschaft der Sith ankündigt. Nicht nur der Widerstand ist von dieser Entwicklung beunruhigt, auch Kylo Ren (Adam Driver) sieht sich in seiner Machtposition als frischgebackener Oberster Anführer der Ersten Ordnung gefährdet. Auf eigene Faust spürt er Palpatine in einer entlegenen, unergründeten Ecke der Galaxie auf, mit dem Ziel, ihn zu töten. Doch der hinterlistige Sith-Lord macht ihm ein verlockendes Angebot. Er verspricht, seine gigantische Flotte von Sternenzerstörern in den Dienst der Ersten Ordnung zu stellen, mit deren Unterstützung der Widerstand und die gesamte Galaxie in die Knie gezwungen werden kann. Kylo Ren würde daraufhin seine Nachfolge als neuer Imperator antreten. Als Gegenleistung muss er jedoch den letzten Jedi, Rey (Daisy Ridley), finden und töten. Diese führt derweil ihre Ausbildung unter der Anleitung von Leia (Carrie Fisher) fort, spürt aber weiterhin ihre geheimnisvolle Verbindung zu Kylo, die sie aus dem Gleichgewicht bringt. Als die Rückkehr von Palpatine bestätigt wird, bricht sie mit ihren treuen Wegbegleitern Finn (John Boyega), Poe (Oscar Isaac), Chewie (Joonas Suotamo) und C3P0 (Anthony Daniels) auf die Suche nach der Heimatwelt der Sith auf. Kylo Ren und die Erste Ordnung bleiben stets dicht an ihren Fersen.
Kritik
"Lass die Vergangenheit sterben."
Dieser Aufforderung von Kylo Ren gehen Regisseur J.J. Abrams und sein Co-Autor Chris Terrio mit Star Wars – Der Aufstieg Skywalkers ganz sicher nicht nach. Vielmehr ist ihr Film eine beschwichtigende Friedenspfeife an die spätestens nach Die letzten Jedi zerstrittene, polarisierte und zum Teil geradezu toxische Star-Wars-Fangemeinde. Mit dem Blick fest gerichtet auf einen möglichst versöhnlichen Abschluss der vor 42 Jahren begonnenen Reihe, geht der Film keinerlei Risiken ein und tischt vertraute Elemente, nostalgische Referenzen und haufenweise Fanservice auf. Das macht ihn nicht schlecht, denn dafür sind die Inszenierung und der Cast einfach viel zu gut, jedoch frustrierend einfallslos, während er einen vertrauten Punkt nach dem anderen von seiner Checkliste abhakt, um in die Gunst seiner Fans zurückzufinden. Bei all ihren Fehltritten in puncto Dialoge, Darsteller und CGI-Overkill, steckten in Lucas' Prequel-Trilogie weitaus mehr originelle Ideen als in Der Aufstieg Skywalkers.
In vielerlei Hinsicht fühlt sich der Film wie eine direkte Fortsetzung zu Abrams' Das Erwachen der Macht an, während Die letzten Jedi als schwarzes Schaf der Reihe so weit ignoriert wird, wie es der Umstand zulässt, dass es immer noch der unmittelbare Vorgänger ist. Das Erwachen der Macht verließ sich natürlich auch größtenteils auf Nostalgie und Ehrerbietung gegenüber der Original-Trilogie. Um die Magie von Star Wars nach den durchwachsenen Prequels zurückzugewinnen, war diese Herangehensweise aber auch notwendig, und ist aus meiner Sicht als eine Brücke vom Alten zum Neuen wunderbar aufgegangen. Die Basis war geschaffen, um das zu tun, was die Originalfilme im Verlauf der Trilogie auch gemacht haben: Die Zuschauer herauszufordern, zu überraschen und unerwartete Wege zu beschreiten. Genau das versuchte Rian Johnson mit Die letzten Jedi auch. Sein Film war nicht ohne Probleme. Einige fragwürdige Entscheidungen der Charaktere und die gesamte Sequenz auf dem Casino-Planeten Canto Bight störten den Fluss des Films. Doch es war auch ein mutiger Film, ein Film, der etwas gewagt hat, der den Erwartungen der Zuschauer ein Schnippchen geschlagen und die Sequel-Trilogie in eine ganz neue Richtung gebracht hat. Er griff nach den Sternen und hat sie vielleicht nicht immer erreicht, doch wie schon seinerzeit (der zugegebenermaßen bessere) Das Imperium schlägt zurück war er düster, furchtlos und radikal. Und wie ursprünglich auch Das Imperium schlägt zurück, hat er die Fans vor den Kopf gestoßen und war möglicherweise mitschuldig am Kassenflop von Solo: A Star Wars Story einige Monate später.
Also geht es nun an die Schadensbegrenzung, die Die letzten Jedi in einer seltsamen Position zurücklässt als das Mittelstück einer Trilogie, die sich nun überhaupt nicht wie eine Einheit anfühlt. Nicht nur macht Abrams einige von Rian Johnsons Ansätzen und Ideen im vertretbaren Rahmen rückgängig, in einer Szene stichelt der Film nicht einmal sonderlich subtil gegen seinen Vorgänger. Auch wenn ich mit dem Großteil der Kritik an den letzten beiden Filmen nicht einverstanden war, bestätigt Der Aufstieg Skywalkers letztlich einen großen Vorwurf der Fans: Die Macher hatten keinen genauen Plan für die neue Trilogie und mussten improvisieren. Vielleicht wäre das auch aufgegangen, wenn alle drei Filme von Abrams inszeniert worden wären, aber das ist eben nicht der Fall. Die gewählte Lösung dieses unlösbaren Problems ist ein loses Remake von Die Rückkehr der Jedi-Ritter, bei dem trotz vieler neuer Entwicklungen einem alles irgendwie vertraut vorkommt. Es ist natürlich cool, Billy Dee Williams zurück als Lando Calrissian zu sehen, doch weshalb er trotz seiner kurzen aber durchaus wichtigen Rolle erst jetzt ins Spiel kommt, wird auch nicht klar. Und wenn er eins der ikonischen Star-Wars-Zitate zum Besten gibt, fühlt sich das eher erzwungen denn organisch an. Kombiniert mit mehreren weiteren dick aufgetragenen Fanservice-Momente, macht der Streifen gelegentlich den Eindruck, die kostspieligste Fanfiction-Verfilmung aller Zeiten zu sein.
Der Film ist redlich darum bemüht, keine der vielen von seinen Vorgängern aufgeworfenen Fragen offen zu lassen. Wer jedoch auf die Erklärung von Palpatines Wiederauferstehung wartet, wird sich mit einem kryptischen Wort-für-Wort-Zitat aus Die Rache der Sith begnügen müssen. Die Wahrheit ist, dass seine Rückkehr ein weiterer Versuch ist, die beliebten Elemente der Originalfilme wieder aufleben zu lassen. Wenn es irgendeine Möglichkeit gegeben hätte, Darth Vader zurückzubringen, hätte Abrams das sicherlich auch getan. Palpatines neuer Auftritt wird so gut es geht in die Handlung der Trilogie eingebunden, auch in dem Versuch, einen Bogen zu allen vorigen Filmen zu schlagen. Daraus entstehen für die Hauptfiguren Kylo und Rey durchaus einige mitreißende Szenen. Die Entscheidung, auf ihn als ultimativen Big Bad zurückzugreifen, wirkt jedoch uninspiriert, denn sein augenscheinlicher Tod am Ende von Die Rückkehr der Jedi-Ritter war bereits die perfekte Katharsis für Anakin Skywalker alias Darth Vader. Außerdem werfen Palpatines düsterer Heimatplanet und seine plötzlich aus dem Nichts auftauchende riesige Raumschiff-Flotte Fragen auf, mit denen man sich lieber nicht zu lange beschäftigt.
Auch wenn die Kritik bislang eher negativ klingt, spiegelt sie vor allem den Frust über Lucasfilms und Disneys Resignation vor den fordernden Fans wider. Einzelne Elemente, die bereits seit Das Erwachen der Macht gut funktioniert haben, bleiben auch hier erhalten. Trotz des unnötigen Schlenkers zurück zum Imperator und den Sith, ist Der Aufstieg Skywalkers immer noch die Geschichte von Rey und Kylo Ren, die bis auf einige wenige Momente gut gehandhabt wird. Adam Driver, der dieses Jahr schon in The Report und Marriage Story abermals bewiesen hat, was für ein großartiger Schauspieler er ist, verkörpert Kylo mit all der Zerrissenheit und den Gewissensbissen seiner Figur, die mit seiner Entschlossenheit, der dunklen Seite zu folgen, konkurriert. Daisy Ridley setzt ihre Entwicklung als Rey konsequent fort. Inzwischen deutlich souveräner im Umgang mit der Macht und dem Lichtschwert, wird sie dennoch unwiderstehlich zu Kylo und möglicherweise der Dunkelheit hingezogen. Auch ihre Vergangenheit lässt sie nicht los. Beide Figuren suchen den Weg zum inneren Frieden. Ihr fantastisch gefilmter Lichtschwertkampf auf den Ruinen des Todessterns in der stürmischen See ist eine bewegende, mitreißende Szene, in der in jedem Hieb Wut und Verzweiflung stecken. Es sind Szenen wie diese, die an die besten Momente von Star Wars erinnern. Auch während der unausweichlichen spektakulären Raumschlacht im dritten Akt gibt es eine atemberaubende Aufnahme, die die Herzen der Zuschauer vor Begeisterung höher schlagen lassen sollte.
Carrie Fishers Rolle als Leia wird mit Würde umgesetzt und es ist bemerkenswert, wie viel Abrams aus dem begrenzt verfügbaren Material der bereits vor drei Jahren verstorbenen Schauspielerin herausholen konnte. Auch das Widersehen mit Mark Hamill als Luke wird für inneren Beifall bei einigen Zuschauern sorgen. Die Hintergründe der Figur von Oscar Isaacs Poe werden endlich mehr erforscht, wodurch wir auch Keri Russell als taffe Kriminelle Zorri Bliss kennenlernen. Ihr geheimnisvoller Charakter bietet sich perfekt für eine Spin-Off-Serie oder zumindest Gastauftritte im Star-Wars-Universum an. Die Bromance zwischen Poe und Boyegas Finn stimmt weiterhin, aber der Film weiß, wie schon sein unmittelbarer Vorgänger, leider nicht so richtig was mit Finn anzufangen, sodass seine Figur mehr auf der Strecke bleibt als die anderen.
Inszenatorisch gibt es an dem Film kaum etwas auszusetzen. Die Effekte sehen wieder herausragend aus. Abrams bleibt bei den vielfältigen Kreaturen der Nutzung echter Modelle und Puppen treu, was für dieses zauberhafte Star-Wars-Feeling sorgt, das den Prequels zum Teil abhandengekommen ist. Der winzige Tüftler Babu Frik ist eins der Highlights des Films. John Williams' Musik ist natürlich wieder fantastisch, auch wenn sie weitgehend aus Variationen bekannter Stücke der Reihe besteht.
Dieses Jahr haben wir gewissermaßen das Finale von drei großen Popkultur- und Zeitgeist-Phänomenen erlebt. Avengers: Endgame gelang das unmögliche Kunststück, Marvels Kinouniversum nach 21 Filmen perfekt abzuschließen, ohne dabei viele Wünsche offen zu lassen oder Kompromisse einzugehen. Auf der anderen Seite des Spektrums fuhr "Game of Thrones" die finale Staffel mit Vollgas und wehenden Fahnen gegen die Wand. Der Aufstieg Skywalkers fällt irgendwo zwischen diese beiden Extreme. Auf seine Weise bringt er die Skywalker-Saga zu einem absolut vertretbaren, versöhnlichen Ende und schafft auf dem Weg dorthin sogar den einen oder anderen Höhepunkt. Andererseits fühlte sich ein so epischer Film selten so antiklimatisch an, weil man jederzeit das Gefühl hat, den Figuren voraus zu sein. Und ist "vertretbar" wirklich das, was sich Fans nach 42 Jahren als Abschluss einer der einflussreichsten und innovativsten Filmreihen überhaupt erhofft haben? Immerhin wird Der Aufstieg Skywalkers in einem Punkt der Original-Trilogie absolut gerecht: Er ist der schwächste der drei neuen Episoden.
Fazit
Der Aufstieg Skywalkers versucht innerhalb von fast zweieinhalb Stunden sehr viel unter einen Hut zu bringen, ist aber vor allem eins: bemüht. Bemüht um einen würdigen Abschluss der neunteiligen Filmreihe, bemüht um Versöhnung mit den Gegnern von Die letzten Jedi, bemüht um Nostalgie, Fanservice und Ehrerbietung, und bemüht um einen möglichst kleinen Nenner bei der Auflösung seiner Handlungsstränge. Der Film wird sicherlich weniger polarisieren als sein Vorgänger, lässt jedoch kaum Platz für Originalität und Mut zum Risiko. Damit wird er trotz einiger epischer, aufregender Momente als Finale dem für seinen Einfallsreichtum und reichhaltige Mythologie bekannten Franchise nur bedingt gerecht.