Step Up Revolution, USA 2012 • 99 Min • Regie: Scott Speer • Drehbuch: Amanda Brody • Mit: Ryan Guzman, Kathryn McCormick, Misha Gabriel Hamilton, Cleopatra Coleman, Adam G. Sevani, Peter Gallagher • FSK: ab 6 Jahren • Kinostart: 30.08.2012 • Deutsche Website
Handlung
Sean (Ryan Guzman) hat es im Leben bislang nicht weit gebracht. Zusammen mit seinem besten Kumpel Eddy (Misha Gabriel) arbeitet er als Kellner in einem schicken Miami Beach Hotel und lebt noch bei seiner älteren Schwester. Doch seine wahre Leidenschaft und Hingabe gelten dem Streetdance. Als Anführer der innovativen Dance-Crew The Mob (der auch Eddy angehört) inszeniert er mit regelmäßiger Häufigkeit spektakuläre und publikumswirksame Auftritte in Form von Tanz-Flashmobs. The Mob besteht aus höchst talentierten Tänzern, aber auch Graffitti-Künstlern, DJs etc. – alles, was man für solche komplizierten Auftritte, bei denen prompt Ocean Drive, die Hauptschlagader von Miami Beach, blockiert wird. Der große Traum von der Crew ist es, ein YouTube Wettbewerb zu gewinnen, bei dem das erste Video, das 10 Mio Aufrufe erreicht, mit $100,000 prämiert wird. Die Auftritte laufen prima und The Mob befindet sich auf dem guten Weg Richtung Triumph. Doch dann werden die Dinge komplizierter. Sean verknallt sich in die bildhübsche und tänzerisch nicht minder begabte Emily (Kathryn McCormick). Soweit, so gut. Doch Emily bringt Ballast mit sich. Sie ist die Tochter von einem Immobilienmogul (Peter Gallagher), dem zufällig auch das Hotel gehört, in dem Sean arbeitet und der Eddy wegen einer kleinen Verspätung gefeuert hat. Zu allen Überfluss will er jetzt auch noch die Gegend, in der die meisten Mitglieder von The Mob leben, sanieren und mit neuen Hotels bebauen. The Mob muss den Kurs ändern. Anstatt nur auf das Preisgeld aus zu sein, sollen die Auftritte von The Mob nun dazu dienen, ein öffentliches Statement gegen diese Pläne zu machen. Um frischen Wind in die Routine zu bringen, nimmt Sean Emily in die Crew auf, verschweigt aber allen ihre Herkunft. Natürlich hat diese Entscheidung für alle Beteiligten schwerwiegende Konsequenzen.
Kritik
Hip-Hop und Streetdance-Filme unterscheiden sich im Aufbau kaum vom Sportfilmen, nur dass sie in der Regel noch mit einer Liebesgeschichte versehen werden. Es gibt sehr talentierte, aber dennoch irgendwie sich im Nachteil befindende extrem sympathische Protagonisten. Es gibt einen Wettbewerb, den die Protagonisten um jeden Preis gewinnen wollen, so unwahrscheinlich es auch erscheint. Daraufhin erfolgt die Phase der Vorbereitung, während welcher es unweigerlich zu Problemen, Rückschlägen und Zweifeln kommt. Doch am Ende siegen unsere Protagonisten allen Widrigkeiten zum Trotz (oder werden zweitplatzierte in den „wagemutigeren“ Filmen dieser Art, wobei sie trotzdem mit sich und der eigenen Leistung sehr zufrieden sind). Ende gut, alles gut. Eben diese Formel befolgen neben den meisten Sportfilmen auch Filme wie Street Style, Stomp the Yard oder die britischen Streetdance 3D und das Sequel Streetdance 2. Die hierzulande (und weltweit) populärsten Vertreter dieser Filmgattung sind aber die Step Up Filme. Seit 2006 der erste Step Up Channing Tatum als Tanztalent der Öffentlichkeit vorgestellt hat (wer hätte gedacht, dass er es seitdem so weit bringen würde?!), gab es zwei handlungstechnisch nur sehr lose miteinander verknüpfte Sequels. Diesen Monat kommt der vierte Film in der Reihe, Step Up: Miami Heat.
Es gibt einen Grund, warum die Reihe auch nach drei Filmen immer noch große Popularität genießt. Die kreativen Köpfe hinter der Serie haben genau ausgearbeitet, welche drei Zutaten das Erfolgsrezept für diese Filme benötigt. Zunächst sind es angenehme und attraktive Hauptcharaktere. Zweitens sollten diese Filme nicht sehr von der üblichen Formel abweichen und viele möglichst spektakuläre Tanzroutinen bieten, die den Film auf der großen Leinwand sehenswert machen sollen. Zu guter Letzt soll mit jedem neuen Film aber auch ein neues Element vorgestellt werden, welches den Film gegenüber den Vorgängern auf die eine oder andere Weise absetzt. In Step Up to the Streets wurde zum ersten Mal eine ganze Dance-Crew vorgestellt (im Gegensatz zu nur einem Tanzpaar, welches im Mittelpunkt vom ersten Film stand). Im dritten Step Up Film kamen zum ersten Mal 3D-Effekte zum Einsatz, welche die Tanzszenen auf eine ganz neue Ebene gebracht haben. Auch Step Up: Miami Heat wurde in der dritten Dimension gedreht und stellt dem Publikum eine weitere Abweichung von der Routine vor. In einer etwas überraschenden Variante eines Tanzfilms, bricht Miami Heat die oben erwähnte Sportfilm-Formel, indem hier kein Wettbewerb zwischen rivalisierenden Tanztruppen im Mittelpunt steht. Für den Großteil des Films gibt es nur eine einzige Dance Crew. Das einzige Wettbewerbselement äußert sich in dem YouTube Preisgeld, doch das wird schnell zur Nebensache. Die Step Up Reihe geht mit den Zeiten mit und der Hauptantagonist im neuen Film ist keine arrogante Crew, sondern Kapitalismus höchstpersönlich! Diesen Aspekt kann man angesichts der Entscheidung von The Mob, sich am Ende selbst in den Dienst des Kapitalismus zu stellen, leicht skeptisch beäugen, doch damit würde man diesen Film schon zu sehr analysieren. Den letztendlich will Step Up: Miami Heat nur eins – gut unterhalten.
Das gelingt dem Film auch in großen Teilen. Sicherlich wird eine Kritik bei der Entscheidung der Kinogänger, diesen Film zu sehen oder nicht, kaum etwas ausmachen. Die Fans der Serie würden sich von Kritiken nicht davon abbringen lassen, den neuen Film zu sehen. Diejenigen, die mit der Reihe und/oder Tanzfilmen generell wenig anfangen können, werden sich auch kaum davon überzeugen lassen, Miami Heat zu sehen. Doch während der Film die Erwartungen der ersten Gruppe voll und ganz erfüllen sollte, könnte die zweite Gruppe, sollte sie den Film doch irgendwann sehen, eine kleine Überraschung erleben. Vorausgesetzt ist hier natürlich, dass man zumindest die Ästhetik von gut umgesetzten Tanzszenen schätzen kann. Denn diese sind im Film einfach nur fantastisch. So simpel die Geschichte des Films auch sein mag, so atemberaubend sind die Bemühungen von The Mob, ihre Ziele zu erreichen. Angefangen bei der bereits angedeuteten Anfangssequenz, bei der The Mob Ocean Drive zum Vibrieren bringt, toppt jede Tanzsequenz die vorherige. Jedes Mal, wenn man glaubt, die Filmemacher haben bereits das Möglichste aus den Tanzsequenzen rausgeholt, wird man eines Besseren belehrt. Von Flashmobs in einem schicken Restaurant bis hin zu einer unglaublich umgesetzten Szene, in der The Mob die Ausstellungsstücke in einer Gallerie für moderne Kunst „zum Leben erweckt“ – der Kreativität der Filmemacher wurden hier keine Grenzen gesetzt. Alleine dadurch setzt sich Step Up: Miami Heat bereits von ähnlichen Filmen ab. Auch die Entscheidung, den Film in 3D zu drehen, kann man hier nur begrüßen. Es gab genug Filme dieses Jahr, die den 3D-Aufschlag an der Kinokasse einfach nicht wert waren. Step Up: Miami Heat gehört nicht dazu. Schon bei Streetdance 2 ist mir aufgefallen, dass die Tanzfilme die Vorteile von 3D enorm gut ausnutzen können und Miami Heat ist ein weiteres Beispiel dafür. Die komplexen Tanzeinlagen würden auch ohne 3D sehr gut aussehen, doch die 3D-Aufnahmen verleihen ihnen eine zusätzliche Tiefe, die hier für ein wahrlich einnehmendes Erlebnis sorgt und dem Tanz eine zusätzliche Energie verleiht. Dabei hilft es dem Look des Films natürlich auch, dass Miami als Schausplatz einfach unglaublich fotogen ist.
Das sind auch die beiden Hauptdarsteller des Films. McCormick und Guzman haben gerade genug Chemie miteinander (insbesondere dank knisternden Tanzszenen miteinander), um die Liebesgeschichte glaubwürdig zu verkaufen. Oft muss man bei den Hauptdarstellern von Tanzfilmen Kompromisse zwischen schauspielerischen Fähigkeiten und tänzerischer Begabung treffen. Obwohl man hier eindeutig auf die tänzerischen Aspekte gesetzt hat, so hatten die Filmemacher Glück, dass die beiden Schauspieler auch mit genug Natürlichkeit in ihre Rollen schlüpfen konnten und nicht durch schlechte Darbietungen von dem Film ablenken. Das ist durchaus beeindruckend, wenn man bedenkt, dass Guzman eigentlich ein Mixed-Martial-Arts Kämpfer ist und für McCormick die bisherigen Rollenbeschreibungen auf IMDB sich „Sexy Girl 1“ und „Audience Member 1“ lesen. Peter Gallagher schafft es seinem Charakter trotz der Antagonisten-Rolle etwas Sympathie und Warmherzigkeit zu verleihen. Der Rest der Besetzung ist hier keine Erwähnung wert und ist abgesehen von den Tanzszenen völlig austauschbar.
Man muss für den Film auch etwas Lob aussprechen, dass hier zumindest ein „relevantes“ und modernes Thema aufgegriffen wird, anstatt die Protagonisten in einen weiteren Wettbewerb hineinzuschleudern. Sicher, das ist kein Ken Loach, aber alleine die Bemühungen sind lobenswert. Nur zu schade, dass obwohl Sean und seine Freunde als Argument gegen die Zerstörung der Nachbarschaft immer wieder den kulturellen Wert und die Vielfalt der Gegend betonen, man wenig von eben dieser im Film sieht. Es wird proklamiert, dass ein Teil des kulturellen Erbe der Stadt verschwinden würde. Nichts davon (wie zum Beispiel vom unbestrittenen kubanischen Einfluss auf Miami) sieht man im Film. Das schwächt die Botschaft natürlich noch weiter ab. Schließlich geht man aber nicht wegen einer Botschaft oder einer gar einer Geschichte in diesen Film. Man will ein Spektakel und das bekommt man auch serviert.
Fazit
Step Up: Miami Heat wird keine Preise für sein Drehbuch oder seine Schauspieler gewinnen, aber die Tanzszenen sehen in 3D fantastisch aus und der Film versprüht eine beinahe ansteckende Energie und Lebensfreude.