Streetdance 2, UK/D 2012 • 85 Min • Mit: Falk Hentschel, Sofia Boutella, George Sampson, Tom Conti • Regie: Max Giwa, Dania Pasquini • FSK: Ohne Altersbeschränkung • Kinostart: 07.06.2012 • Deutsche Website
Handlung
Der Amerikaner Ash (Falk Hentschel) ist ein Einzelgänger und Streetdancer mit Leib und Seele. Als er in London bei einem StreetDance-Wettbewerb die umjubelte US-Crew Invincible herausfordert, blamiert er sich und wird von den Rivalen öffentlich gedemütigt. Entmutigt und nahe dran seinen Traum aufzugeben wird er vom smarten Eddie (George Sampson) angesprochen. Von Ashs Mut sich Invincible entgegenzustellen beeindruckt, ermutigt der jugendliche Streetdancer ihn zu einer Revanche beim „Ultimate Dance Off“-Wettbewerb in Paris. Dazu brauchen die beiden aber erst einmal eine Top-Crew von Underdogs und eine innovative Idee für deren Tanzstil. Die Suche nach den ersten führt Ash und Eddie von London über Berlin und Rom nach Paris. Der zweite Knackpunkt gestaltet sich schwieriger bis Ash in einer Pariser Bar Eva (Sofia Boutella) auf der Bühne sieht. Die begnadete Salsatänzerin scheint genau das Richtige für die Tanztruppe um Ash zu sein. Trotz des Widerstands von seinen Kollegen will Ash StreetDance mit feurigem Latino-Tanz verknüpfen und Eva selbst in die Crew integrieren. Doch bald ist Ash nicht nur an Evas tänzerischen Fertigkeiten interessiert…
Kritik
Der britische Filmhit Streetdance 3D konnte zwei Neuerungen für sich beanspruchen. Einerseits war es der erste britische Tanzfilm und andererseits der erste Tanzfilm in 3D überhaupt. Abgesehen davon hat sich der Film von seinen amerikanischen Vorbildern in keiner Weise unterschieden. Diese beiden Neuerungen treffen auf die unvermeidliche Fortsetzung natürlich nicht länger zu. Diese tischt uns, wie schon der erste Film, eine Story nach dem üblichen Tanzfilmschema auf. Der Protagonist ist ein Underdog, er versammelt weitere Underdogs um sich, die scheinbar kaum eine Chance gegen den übermächtigen Tanzgegner haben. Dann folgen viele Trainingsmontagen, die Erfolg versprechen. Kurz vor dem Finale erleiden die Helden einen Rückschlag nur um sich am Ende zusammenzuraufen und zu triumphieren. Wer sich jetzt über Spoiler beschwert, hat wohl noch nie einen Tanzfilm oder einen Sportfilm gesehen (denn letztlich funktionieren die Tanzfilme nach ähnlichem Schema wie Sportfilme).
Streetdance 2 wagt es zu keinem Zeitpunkt von diesem Schema abzuweichen. Wozu auch? Schließlich haben die zahlreichen Vorgänger trotz absoluter Redundanz an den Kinokassen hervorragend funktioniert. Letztlich weiß man was hier für das Zielpublikum zählt – kreative Tanzeinlagen und ein Hauch Romantik. Der erste Punkt stellt auch eine der größten Stärken des Films dar. Waren die Tanzszenen im ersten Film schon nett anzusehen, sind diese hier noch mitreißender. Zwar hat dieser Film nicht nur einen, sondern gar zwei Regisseure, doch das ganze Lob gilt hier dem Choreographen-Team um Richmond und Anthony Talauega. Diese schaffen es tatsächlich die Tanzszenen, die man doch schon so oft in anderen Filmen gesehen hat, mit genug Esprit und Leidenschaft zu inszenieren, dass man für einen Moment die hauchdünne Story und die unzureichenden darstellerischen Leistungen vergisst und sich einfach auf die vor Energie nur so strotzende Tänze einlässt. Dazu trägt u. a. Salsa als zusätzlicher Tanzstil bei. Salsa lässt sich viel reibungsloser und natürlicher mit StreetDance kombinieren und verleiht der beeindruckenden Tanzakrobatik auch etwas Leidenschaft.
Ein weiterer Grund dafür, dass die Tanzszenen so beeindruckend sind, ist zugleich auch eine der größten Stärken des Films – die 3D-Effekte. Nach dem anfänglichen 3D-Hype ist inzwischen scheinbar jeder dritte große Film in der dritten Dimension zu bestaunen – entweder mit 3D-Kameras gedreht oder in der Post-Produktion nachkonvertiert. Häufig sind die 3D-Effekte einfach nur plump oder absolut unscheinbar, sodass sich der Preisaufschlag nicht lohnt. Allein dieses Jahr gab es schon diverse Filme, bei denen die 3D-Effekte nichts verloren haben (Ghost Rider 2, Zorn der Titanen). Zu Recht gibt es eine immer wachsende Gemeinde unter Filmfans, die dem 3D-Trend vehement entgegenstehen. Doch wenn es ein Genre gibt, wo 3D seine Daseinsberechtigung verdient hat, dann sind es vielleicht Tanzfilme. Schon der erste Film wurde für seinen überzeugenden Einsatz der neuen 3D-technik gelobt. In Streetdance 2 sorgt 3D für ein immersives Erlebnis und steigert hier wirklich ausnahmsweise die Qualität des Endprodukts. Es gibt gar keine Zweifel darüber, dass der Film in der 2D-Variante sicherlich etwas verliert.
Abgerundet wird das durch durchaus talentierte Tänzer. Bei den Tanzfilmen steht man oft vor einem Dilemma. Besetzt man nun Tänzer, die schauspielern sollen oder Schauspieler, die tanzen sollen. Selten findet man eine wirklich gelungene Kombination aus beiden. Hier entschied man sich (wohl auch weise) für die erste Variante. War es früher bei Filmen noch möglich die tänzerischen Schwächen der Schauspieler durch schnelle Schnitte zu verdecken, geht dies bei 3D nicht gut. Also sieht man, dass Hentschel, Boutella und deren Mitstreiter es wirklich draufhaben. Leider ist das Tanzen das einzige, was dem gebürtigen Deutschen Hentschel liegt. Sogar für die relativ anspruchslosen Maßstäbe eines Tanzfilms spielt er unglaublich blass und charismalos. Man mag gar nicht verstehen, was die feurige Eva an ihm findet. Die beiden geben zweifelsohne ein fantastisches Tanzduo ab und in den gemeinsamen Tanzsequenzen sprühen zwischen den beiden auch tatsächlich Funken. Doch abseits der Tänze schlafwandelt Hentschel durch den Film. Boutella ist zwar ebenfalls keine Meryl Streep, legt aber genug Temperament an den Tag und tanzt so leidenschaftlich und überzeugend Salsa (eine Tanzart, die die Streetdancerin Boutella für den Film extra erlernt hat), dass man die schauspielerischen Schwächen nicht sehr stören.
Mit dem ersten Film hat Streetdance 2 übrigens kaum etwas zu tun. Der größte Anknüpfungspunkt liegt noch bei der britischen Tanzsensation von Britain’s Got Talent George Sampson als Eddie, dessen Rolle hier deutlich gewachsen ist. Auch die Gegner von ersten Film, die Tanzcrew The Surge, bekommen einen Kurzauftritt. Das Fehlen der anderen Charaktere wird hier auch kaum jemandem auffallen. Schließlich sieht man sich diese Filme nicht wegen interessanter Figuren an.
Fazit
Die „Handlung“ von Streetdance 2 ist kaum mehr als eine Ausrede dafür, hervorragend choreographierte Tanzszenen im atemberaubenden 3D ins Bild zu setzen. Diese sind dafür zahlreich und kreativ und lassen sogar vergessen, wie charismafrei der Hauptdarsteller ist.
Trailer
https://youtu.be/A-2qHMK5iq4