Stromberg – Der Film, D 2014 • 123 Min • Regie: Arne Feldhusen • Mit: Christoph Maria Herbst, Bjarne Mädel, Oliver Wnuk, Diana Staehly, Milena Dreißig • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 20.02.2013 • Deutsche Website
Handlung
Das 50. Jahresjubiläum der CAPTIOL-Versicherung steht an und alle freuen sich auf die große Feier. Zumindest fast alle, denn einer kann mit Firmenfeiern nicht sonderlich viel anfangen. Bernd Stromberg, Leiter der Schadensregulierung, entscheidet sich gegen den Willen seiner Stellvertretung Berthold „Ernie“ Heisterkamp gegen eine Teilnahme an eben dieser Feier. Doch als er ausgerechnet vom Hausmeister erfährt, dass die CAPTIOL einen Rationalisierungsprozess einleiten will, der quasi allen dort angestellten Mitarbeitern den Job kosten wird, sieht er nur noch einen Ausweg: Ein Wechsel in die Zentrale soll die Zukunft sichern. So begibt sich Stromberg mit seiner gesamten Belegschaft doch noch zur Firmenfeier, damit er sich einmal mehr bei seinen Vorgesetzten einschleimen kann. Jedoch wäre Stromberg nicht Stromberg, wenn bei diesem Unternehmen so einiges nicht ins Auge ginge.
Kritik
Filme, die auf einer Serie basieren, haben es nicht gerade leicht. Zuschauer, die von Anfang an bei den Charakteren dabei waren und die verschiedenen Handlungsfäden kennen, können viel mehr mit dem Stoff anfangen, als jemand, der sich ohne Vorwissen den Film anschaut. Hinzu kommt immer die Herausforderung, ein Format, das sich im Laufe der letzten Jahre auf eine halbstündige Laufzeit pro Episode beschränkt hat, nun auf einen abendfüllenden Kinofilm auszubreiten. Nicht zuletzt steht zusätzlich die Frage im Raum, ob es überhaupt eine filmische Umsetzung geben muss. Pauschal kann diese Frage nicht beantwortet werden, doch im Falle „Strombergs“ ist die Antwort ein klares „JA“. Dieser Meinung waren nicht nur die Verantwortlichen vor und hinter den Kulissen, sondern auch die Fangemeinde der Serie, die in einer eindrucksvollen Crowdfunding-Kampagne in gerade mal einer Woche sage und schreibe 1 Million Euro zusammengetragen hat, damit die Produktion des Films in geplantem Ausmaß stattfinden kann. Nach dieser Spendenaktion war klar, dass Stromberg – Der Film gerade für Fans ein Fest werden muss.
Das Kreativ-Team, das schon für das Serienformat „Strombergs“ verantwortlich war, hat nun mit dem gut 120 Minuten langen Streifen bewiesen, dass „Stromberg“ auch auf der großen Leinwand funktioniert. In der ersten Szene des Films spricht der Protagonist den Zuschauer direkt an und fragt sinngemäß, wer denn vermutet hätte, dass das alles mal so enden wird. Natürlich ist damit aus seiner Sicht erstmal seine persönliche Entwicklung gemeint, doch als Beobachter außerhalb des Serienkosmos' stellt man sich vermutlich die gleiche Frage. Als „Stromberg“ vor gut 10 Jahren das erste Mal über die Fernsehbildschirme flimmerte, hatte wohl niemand vermutet, dass eine Serie, deren Hauptcharakter ein unsympathischer Großkotz mit sexistischen und rassistischen Tendenzen ist, jemals auch nur annähernd den Sprung auf die große Leinwand schafft.
Die Handlung des Films ist chronologisch nach der 5. Staffel der Serie angesiedelt. Nachdem Stromberg (in seiner Paraderolle: Christoph Maria Herbst) vom Hausmeister eher zufällig erfährt, dass die CAPTIOL seinen und auch die Arbeitsplätze seiner „lieben“ Kollegen einfach wegrationalisieren wird, hat er nur noch ein Ziel vor Augen: Ab in die Zentrale! Doch der Weg dorthin ist gar nicht so einfach, denn wie Stromberg auf der Firmenfeier feststellt, sind die meisten seiner ehemaligen direkten Rivalen – wie Frau Berkel (Tatjana Alexander) oder Herr Turçulu (Sinan Akkus) – schon seit längerer Zeit dort angekommen und spielen nun bei den Großen mit. Wie man Stromberg aber nunmal kennt, schafft er es doch irgendwie sich bei den Vorgesetzten auf unkonventionelle Art und Weise beliebt zu machen. Doch dieses Mal ist etwas anders. Dieses Mal merkt er selbst, dass er für seine Karriere doch nicht mehr alles geben will. Zum vermutlich ersten Mal in seinem Leben stellt sich Stromberg selbst die große Frage: Karriere oder Karma?
Mit dabei auf dem Betriebsausflug sind natürlich alle Kollegen, die dem Zuschauer in den letzten Jahren ans Herz gewachsen sind. Berthold Heisterkamp (Bjarne I. Mädel), der auch nach 5 Staffeln von allen noch immer Ernie genannt wird, ist mittlerweile Strombergs Stellvertretung und ist gar nicht mal so schlecht darin; seinem Boss die Stirn zu bieten. Die Entwicklung von Ernie ist in diesem Serienkosmos auch die beeindruckendste. Nie wurde er ernst genommen und quasi zu jeder Zeit schikaniert. Und doch hat er unermüdlich versucht, das Beste aus sich rauszuholen und seinen Weg zu bestreiten. Da er in seiner Abteilung die positivsten Arbeitszeugnisse ablegen konnte, hat ihn die Zentrale belohnt und zum Mini-Chef der Abteilung gemacht, was ihm überaus viel Spaß macht. Aber keine Sorge, Ernie bleibt nach wie vor der unbeholfene Tollpatsch, den man noch aus der 1. Staffel kennt. Jennifer Schirrmann (Milena Dreißig) ist als (erneutes) Love Interest von Stromberg auch mit an Bord und will zu Beginn des Films nichts mit seinen Ambitionen zu tun haben. Dass ihr Ex nun auch einer anderen Frau das Ja-Wort geben will, hebt ihre Laune nicht besonders, sodass sie in den meisten Szenen des Films mit einem Glas voller Alkohol zu sehen ist.
Und dann gibt es noch Ulf (Oliver K. Wnuk) und Tanja Steinke (Diana Staehly), das „Traumpaar“ der Serie. Dass sich diese beiden im Laufe der Serie nicht nur gefunden, sondern auch ehetechnisch aneinander gebunden haben, grenzt schon beinahe an ein Wunder. Doch auch nach all den Rückschlägen, die das Paar in 5 Staffeln „Stromberg“ erleiden musste, sind sie noch immer zusammen und setzen sogar noch einen drauf. Da die beiden auf herkömmlichem Weg keine Kinder zeugen können, haben sie sich für die Adoption eines Kindes entschieden. Marvin heißt der gute und lebt erst einmal in einer Art Testphase mit den Steinkes. Obwohl gerade ein Kind die Beziehung der beiden nochmal in ganz andere Bahnen hätte werfen können, läuft es immer wieder auf das Gleiche hinaus. Tanja hat ganz idealistische Vorstellungen und Ulf hat irgendwie gar keine Lust auf den kleinen Marvin, der die ganze Zeit männliche Geschlechtsteile (oder wie Ernie meint: Raketen) auf alle möglichen Flächen malt. In der Charakter-Entwicklung liegen Tanja und Ulf also leider sehr hinter den anderen Hauptakteuren des Büros zurück.
Wer die Serie verfolgt hat, wird sich schon ungefähr denken können, wie die Geschichte verlaufen wird. Doch gerade mit dem Ende hat Drehbuchautor und Produzent Ralf Husmann etwas so absurd Komisches geschaffen, das man so nicht vermutet hätte. Sobald der Film anläuft, wird es garantiert einen Schub Stromberg-Merchandise geben, denn so viele Vorlagen aus dem Film sind perfekt dazu geeignet. Eingebettet ist der Film übrigens in eine kleine Rahmenhandlung. Nach einem kurzen Interview zu Beginn werden wir zur Haupthandlung geschickt, die sich als „Flashback“ entpuppt. Wenn es dann zum Ende hin wieder zur Gegenwart geht, ergeben die anfänglichen Aussagen und das minimal veränderte Aussehen Strombergs erst einen Sinn.
Ansonsten ist der Film im bekannten Mockumentary-Stil gehalten und die Charaktere sprechen den Zuschauer in Interviews direkt an. Desweiteren ist Stromberg vollgepackt mit Anekdoten aus der gesamten Seriengeschichte. Seien es gesprochene Seitenhiebe oder einfach eingeblendete Tafeln oder Schilder, wie zum Beispiel der Herkunftsort „Finsdorf“ des Busunternehmens „Happy Tours“, mit dem sich Strombergs Truppe zur Firmenfeier begibt. Wahrscheinlich findet man bei einer weiteren Sichtung des Films noch mehr Anspielungen auf fünf Staffeln „Stromberg“.
Fazit
Stromberg polarisiert – Entweder man liebt ihn oder man hasst ihn. Diese krasse Meinungsdifferenz wird wahrscheinlich auch an den Kinokassen deutlich. Doch wer sich auf den Betriebsausflug der CAPITOL einlässt, wird mit ca 120 Minuten gelungener Unterhaltung belohnt. Schauspieler, denen ihre Rollen wie auf den Leib geschneidert sind, und eine Story, die sich perfekt in den absurden Serienkosmos eingliedert und in einem grandiosen Finale mündet, machen Stromberg zu einem Pflicht-Film für jeden Fan und/oder Möchtegern-Boss. Wer mit der Serie jedoch schon nichts anfangen konnte, für den ist dieser Film auch definitiv nichts.