Ted, USA 2012 • 106 Min • Regie: Seth MacFarlane • Drehbuch: Seth MacFarlane, Alec Sulkin & Wellesley Wild • Mit: Mark Wahlberg, Mila Kunis, Seth MacFarlane, Joel McHale, Giovanni Ribisi, Patrick Warburton, Matt Walsh, Jessica Barth, Patrick Stewart • Kamera: Michael Barrett • Musik: Walter Murphy • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: Universal Pictures • Kinostart: 02.08.2012
Manchmal gehen Wünsche in Erfüllung: Der kleine John Bennett, unbeliebt bei seinen Klassenkameraden, bekommt zum Weihnachtsfest von seinen Eltern einen Teddybären geschenkt. Eigentlich ist an dem Stofftier nichts Ungewöhnliches festzustellen. Auf Knopfdruck sagt es lediglich „Ich hab dich lieb“. Bis John sich in der Nacht wünscht, sein plüschiger Liebling Ted sei echt. Am nächsten Morgen hat der Junge einen neuen, besten Freund – und Mama und Papa den Schreck ihres Lebens.
In seinem ersten Spielfilm „Ted“ erzählt „Family Guy“-Schöpfer Seth MacFarlane eine Buddy-Geschichte der etwas anderen Art. Der Mittdreißiger John Bennett (Mark Wahlberg) hat inzwischen einen Job und seine attraktive Freundin Lori (Mila Kunis) – seinen Ted hat er jedoch immer noch nicht zu den anderen Spielsachen in den Keller geräumt. Wie könnte er auch, verbringt er doch zu gern seine Freizeit mit diesem gemeinsam auf der Couch, um zu kiffen und „Flash Gordon“ zu schauen. Lori liebt John, aber der großmäulige Bär ist ihr so langsam ein Dorn im Auge – hält dieser ihren Partner stets davon ab, den nächsten Schritt auf der Beziehungs- und Karriereleiter zu starten. Schweren Herzens sucht also der erwachsene Kindskopf seinem plüschigen Kameraden ein neues Heim und eine Anstellung in einem Supermarkt. Und wären da nicht noch Loris penetranter Vorgesetzter Rex (Joel McHale), der psychotische Familienvater Donny (Giovanni Ribisi) mit seinem ebenfalls massiv gestörten Sohnemann Robert (Aedin Mincks), die zu gern Ted ihr Eigen nennen würden, sowie ein koksender Sam J. Jones (für die Leser, die die frühen Achtziger verpasst haben: das ist der Schauspieler, der Flash Gordon im gleichnamigen Film verkörpert hat), es hätte ein fantastischer Neuanfang für das Paar werden können. Richtig, wäre da nicht der Konjunktiv im Weg …
Im Grunde ist Seth MacFarlanes „Ted“ eine beherzte Komödie, die vorführt, dass es bei Männern gern etwas länger dauert, bis sie ihren inneren Lausbuben ausgetrieben haben. Während in Penny Marshalls „Big“ (1988) der Geist eines Kindes in den Körper von Tom Hanks eindrang und ihn zu allerlei Schabernack anspornte, ist es hier allerdings John selbst, der seine pubertären Angewohnheiten nicht recht loswird und damit die Geduld seiner Angebeteten arg auf die Probe stellt. Ex-Rapper und Oscar-Nominee Mark Wahlberg („Departed – Unter Feinden“) verkörpert diesen Junggebliebenen auf sympathische Weise und starrt seine Film-Partnerin Mila Kunis („Black Swan“) so überzeugend durch seine naiv-kindlichen Kulleraugen an, dass man fast schon mitleidet, wenn er seinem alten Spielgefährten das Aus ihres unbeschwerten Lifestyles eröffnen muss. Der wahre Star der Geschichte ist freilich der künstliche Titelheld, der durch aufwendige Computertricks zum Leben erweckt worden ist und sein wenig zurückhaltendes Mundwerk von Regisseur und Koautor MacFarlane höchstpersönlich spendiert bekommen hat. „Ted“ ist vor allem dann ein großer Spaß, wenn er das Kuscheltier bei geschäftlichen Vorsprechen oder – ähem – gewagten Annäherungsversuchen zeigt, als sei das die natürlichste Sache der Welt. Und tatsächlich kommt der kleine Ted auch stets mühelos mit seinem unverfrorenen Verhalten davon. Ein echter Überlebenskünstler, dieser Bär. Wer hätte denn auch bitte keine Freude an einem F-Wörter-schleudernden, lebendigen Spielzeug, das obendrein noch locker zwischen die Freundin ins Bett passt?! Zumindest bei Soul-Sängerin Norah Jones und dem bereits verstorbenen TV-Entertainer Johnny Carson hat Ted scheinbar großen Eindruck hinterlassen.
So sehr man sich nun aber auf den Zauber der Idee einlässt, so sehr stellt man letztlich leider auch fest, dass „Ted“ bis auf seinen Donnerkumpel-trotz-wütender-Freundin-für-immer-Plot inhaltlich wenig zu bieten hat und sich durch das Einstreuen skurriler Momente und frecher Gags eher bemüht zu seinem voraussehbaren Finale hangelt: Könnte es sein, dass Donny und sein Filius doch mehr im Sinn hatten, als kurz mal in einer Szene aufzutauchen und John ein unmoralisches Angebot zu unterbreiten? Könnte es sein, dass sie sogar kriminelle Energien aufwenden würden, um an ihr Ziel zu gelangen? Während manche Scherze wirklich das Zwerchfell attackieren, entpuppen sich wieder andere als absolute Rohrkrepierer unterster Schiene. Wenn zum Beispiel eine Prostituierte bei einer besonders heiteren Runde Wahrheit oder Pflicht ihre Pflicht zu ernst genommen und ihren Darm auf dem Wohnzimmerteppich entleert hat, mag die Situation auf den ersten Blick ekelig-komisch sein. Wenn Regisseur MacFarlane die Einlage jedoch im Verlauf weiter ausdehnt und Lori und John zeigt, wie sie widerwillig den Fäkalhaufen entfernen, wird der Bogen schlicht überspannt. Bei einer Komödie ist es nicht nur eine Kunst, die Leute zum Lachen zu bringen, sondern auch zu wissen, wann ein Witz ausgereizt ist. Vielleicht muss man auch einfach „Family Guy“-Fan sein, um während der gesamten 106 Minuten seinen Spaß zu haben.
Also gut, wir wollen natürlich die Kirche im Dorf lassen: „Ted“ ist pures Unterhaltungskino, und unterhalten tut er – wenn auch auf recht episodenhafte Weise. Allerdings hätte es eine Laufzeit von 90 Minuten hier auch getan …
Trailer: