Terminator: Dark Fate (2019) Kritik

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Terminator: Dark Fate, CN/USA 2019 • 128 Min • Regie: Tim Miller • Mit: Natalia Reyes, Mackenzie Davis, Gabriel Luna, Linda Hamilton, Arnold Schwarzenegger • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 24.10.2019 • Deutsche Website

Handlung

Sie hat die Zukunft der Menschheit verändert, ihren Untergang aufgeschoben, aber nicht verhindert. Etwa 25 Jahre nachdem Sarah Connor (Linda Hamilton) die Entwicklung von Skynet aufgehalten hat, landet der neue hochentwickelte Terminator REV-9 (Gabriel Luna) aus der Zukunft in Mexico City mit dem Ziel, die junge Dani Ramos (Natalia Reyes) zu eliminieren. Bevor er seinen Auftrag ausführen kann, wird Dani in letzter Sekunde von der taffen Zukunftssoldatin Grace (Mackenzie Davis) gerettet. Grace stammt aus dem Jahr 2042, ihr Körper wurde durch maschinelle Zusätze aufgebessert, damit sie dem Kampf gegen die Killer-Cyborgs standhalten kann. Dem überlegenen REV-9 ist sie dennoch kaum gewachsen und ergreift mit Dani die Flucht. Lediglich durch das plötzliche Auftauchen der schwerbewaffneten Sarah Connor können sie in letzter Sekunde gerettet werden. Während Dani die neue Welt um sie herum zu begreifen versucht, müssen die beiden argwöhnischen Kriegerinnen lernen, sich gegenseitig zu vertrauen, um sie zu beschützen. Doch auch ihre vereinten Kräfte reichen nicht aus, um REV-9 aufzuhalten. Könnte ihnen vielleicht ein mysteriöser Fremder helfen, der Sarah Connor die Koordinaten geschickt hat, die sie zu Grace und Dani führten? Während sich das Trio über die Grenze in die USA durchschlägt, bleibt ihnen der von seiner programmierten Mission getriebene REV-9 dicht auf den Fersen.

Kritik

Die ersten zwei Terminator-Filme von James Cameron sind Meilensteine des Science-Fiction-Kinos. Es ist selten, dass man das gleich von zwei Teilen eines Franchises behaupten kann, aber im Falle des minimalistischen, extrem gradlinigen ersten Films und seiner ambitionierten, bahnbrechenden Fortsetzung, die den ersten Film einerseits wiederholte und andererseits völlig auf den Kopf stellte, wird wohl kaum jemand widersprechen. Danach wird’s schwierig, denn mit drei weiteren Sequels und einer kurzlebigen TV-Show wurde der Terminator-Kanon chaotisch und wirr. Vorhang auf für James Cameron, der 2019 nach 35 Jahren die nordamerikanischen Rechte an der Reihe wieder erhalten hat. Unzufrieden damit, was aus seinem Franchise geworden ist, schritt er nach dem Kassenflop von Terminator: Genisys als Produzent und Ideengeber des neuen Teils aktiv ein. Gemäß Hollywoods neuster Methode, ausgelaugten, in den Sand gesetzten Franchises neues Leben einzuhauchen, sollte der neue Film die Existenz aller Filme nach Camerons eigenem Zweiteiler ignorieren und diesen direkt fortsetzen. David Gordon Green hat das letztes Jahr schon mit Halloween vorgemacht.

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Terminator Dark Fate (2019) Filmbild 1Es ist natürlich ein hehres und vielleicht auch unrealistisches Ziel, an die ersten zwei Terminator-Filme anknüpfen zu wollen, die jeweils auf ihre Weise das gesamte Genre prägten. Wie schon der letztjährige Halloween, ist auch Terminator: Dark Fate letztlich nicht mehr und nicht weniger als eine handwerklich sehr solide Fortsetzung, die inhaltlich zwar ihre ikonischen Vorgänger fortführt, deren zusätzlicher Beitrag und Mehrwert nicht erheblich über den der bisherigen Sequels hinausgeht.

Das größte Verkaufsargument des Films ist die Rückkehr von Linda Hamilton als Sarah Connor, die in Terminator 3: Rebellion der Maschinen kurzerhand für tot erklärt wurde. Auch wenn viele Arnold Schwarzenegger primär mit den Terminator-Filmen assoziieren, waren die ersten zwei Teile im Kern Sarah Connors Geschichte und folgten ihrer Verwandlung von einer naiven Kellnerin zur knallharten Badass-Mutter des Zukunftsmessias. Dark Fate rückt die Perspektive wieder zurecht, indem er Sarah wieder zu einer zentralen Figur macht. Das verdeutlicht der Film bereits in seiner Eröffnung, in der wir die Videoaufnahmen von Sarah in der Nervenheilanstalt aus dem zweiten Film sehen. Als Mitbeschützerin einer neuen ahnungslosen jungen Frau, die von einer Killermaschine gejagt wird, schließt sich für sie in Dark Fate der Kreis. Als ältere Sarah ist Hamilton noch zäher, abgebrühter, aber auch traumatisierter, als wir sie zuvor gesehen haben.

Terminator Dark Fate (2019) Filmbild 2Hamilton hat den Powerfrau-Status im Film jedoch nicht allein, denn seine größte Offenbarung ist Mackenzie Davis (Blade Runner 2049) als mutige Soldatin Grace, die Dani aufopferungsvoll und um jeden Preis beschützen will. Körperlich und emotional steckt Davis alles in ihre Performance. Ihre Statur, ihr gestählter, von Narben übersäter Körper und der wild entschlossene Blick in ihren Augen lassen sie sehr glaubwürdig als eine Kriegerin wirken, die furchtlos in den Kampf gegen einen Terminator zieht. Zugleich wird es auch immer wieder deutlich, welchen schmerzhaften Preis sie für die an ihr vorgenommenen Veränderungen zahlen muss. Neben diesen beiden taffen Frauen wirkt Natalia Reyes als neue Auserwählte etwas blass und es fällt nicht ganz leicht, ihr ihre spätere enorme Bedeutung abzukaufen.

Terminator Dark Fate (2019) Filmbild 5Doch was wäre ein Terminator-Film ohne die titelgebenden Cyborgs? Diese sind in der Haupthandlung doppelt vertreten. Gabriel Luna macht halbwegs erfolgreich einen auf Robert Patrick. Die Idee, dass sein Terminator sich "verdoppeln" kann, indem seine Flüssigmetall-Hülle unabhängig von einem festen Metallskelett agieren kann, sorgt für einige sehr cool aussehende Momente, doch letztlich beweist der Film abermals, dass man den T-1000 als ultimatives, unaufhaltsames Modell einfach nicht toppen kann. Keins der späteren Modelle wirkte gefährlicher oder fortgeschrittener, und da ist REV-9 auch keine Ausnahme. Arnold Schwarzenegger ist wieder als T-800 mit von der Partie, und das in einer deutlich wichtigeren Rolle als die Trailer haben vermuten lassen. Seine Darstellung in dem Film wird sicherlich zum größten Streitpunkt unter vielen Fans werden. Einerseits ist es eine natürliche Weiterentwicklung dessen, was wir bereits Terminator 2 gesehen haben; andererseits geht sie so weit, dass sie an die Grenzen jeglicher Logik stößt. Aber Logik gehörte sowieso nie zu den Stärken der Reihe. Die Rolle ermöglicht Schwarzenegger eine Performance mit der für ihn bislang größten Bandbreite im Franchise (was natürlich nicht viel bedeutet). Doch während Hamilton und er den Film in seinen Wurzeln verankern, ist es Davis' furioser Auftritt, der einen besonders bleibenden Eindruck hinterlässt.

Terminator Dark Fate (2019) Filmbild 3

Arnies Rolle in dem Film stellt eine gewisse Evolution dar, der Film selbst ist jedoch vielmehr ein Best-Of der beiden Teile, die er fortsetzen will, aufgepeppt mit modernsten Effekten. Es ist eine ähnliche Herangehensweise wie bei Star Wars – Das Erwachen der Macht. Die besten Momente und Ideen aus Terminator und Terminator 2 werden mit einer guten Portion Fanservice wieder aufgearbeitet. Dinge haben zum Teil einen anderen Namen – so gibt es statt Skynet nun Legion – aber am Prinzip ändert sich nichts. Kurioserweise bedient sich der Film auch einiger Elemente aus den "ausgelöschten" Fortsetzungen. So ähnelt das Konzept von REV-9 (innen fest, außen flüssig) dem von T-X aus Terminator 3, Grace erinnert als Mensch-Cyborg-Hybrid an Sam Worthingtons Marcus aus Terminator: Die Erlösung, und einen gealterten, an die Menschheit angepassten T-800 haben wir in Genisys schon gesehen. Dark Fate nimmt die Details, die gut funktionierten, verwirft den Rest, und mischt sie unter die DNA von Camerons Filmen. Das Ergebnis ist gute Unterhaltung, die aber ebenso wenig in die Filmgeschichte eingehen wird, wie ihre unmittelbaren Vorgänger.

Terminator Dark Fate (2019) Filmbild 4Vielleicht ist es auch unfair zu erwarten, dass ein neuer Film an die Messlatte der ersten zwei herankommen kann, die in einer ganz anderen Ära erschienen sind. Vielleicht beweist Terminator: Dark Fate aber auch, dass man Perfektion nicht einfach nachahmen kann. Als Nonstop-Actionfeuerwerk geht Dark Fate nie die Luft aus und Tim Miller (Deadpool) inszeniert die Actionsequenzen mit Elan, spürbarer Rasanz und dezenter Brutalität. Die Computereffekte schwanken zwar zwischen großartig (insbesondere in einem gewissen Flashback) und offensichtlichem Greenscreen, doch die Ambitionen der großangelegten Actionszenen lassen gelegentlich den Atem stocken.  Letzten Endes fehlen dem Film die Innovation und der Mut zum Risiko, und er verlässt sich lieber auf Bewährtes. Das macht ihn nicht verkehrt, aber auch nicht so sehr der ersten zwei Teile würdig, wie Cameron es gerne hätte.

Fazit

Tim Millers Terminator: Dark Fate überzeugt als rasantes Actionspektakel, das die besten Elemente der ersten zwei Filme im neuen Gewand wiederverwertet und mit starken Auftritten von Mackenzie Davis und Linda Hamilton als taffe, aber traumatisierte Kriegerinnen punktet. An der hochgesteckten Ambition, an James Camerons Genre-Meilensteine würdig anzuknüpfen, scheitert er jedoch mangels Innovation und Risikobereitschaft. In sich gut abgeschlossen, macht der Film immerhin nicht den Fehler seines aus dem Kanon gelöschten Vorgängers, mögliche Sequels zu stark anzudeuten, die vielleicht nicht kommen werden.

Trailer

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