Artemia salina, besser bekannt als Salinenkrebse gehören zu den widerstandsfähigsten Lebewesen der Welt und bevölkern seit mehr als 100 Millionen Jahren die Erde. In dieser Zeit haben sie sich gar nicht verändert. Daher rührt auch deren weit verbreiteter Name "Urzeitkrebse". Die trockenen Eier der Urzeitkrebse können sogar bei hohen Temperaturen jahrzehntelang überleben und schlüpfen, sobald sie im Wasser sind. Irgendwann sehen sie dann so aus:
Doch das alles wusste ich nicht, als mir und einer Gruppe anderer Blogger vorgeschlagen wurde, zum Heimkino-Start vom tollen Found-Footage-Horrorstreifen The Bay (26.07.), in dem krebsartige, parasitäre Riesenasseln über eine Kleinstadt herfallen, Urzeitkrebse zu züchten. Die aus den legendären Yps-Heften. Urzeit-was? Was für Hefte? Meine Kindheit habe ich nicht in Deutschland verbracht, weshalb mir all diese Begriffe fremd waren. Doch wozu haben wir denn Internet? Eine schnelle Suche ließ mich zu den Erkenntnissen gelangen, die ich Euch eingangs vorgestellt habe. Dennoch, sogar mit mehr Wissen, erschien mir die Vorstellung seltsam, dass ich irgendein Pulver in Wasser kippen könnte und daraus dann Krebse schlüpfen würden. Die Neugier war groß (und außerdem wäre es wohl ein Schlupfloch gegen die "keine-Haustiere"-Regelung der Vermieters) und so machte ich mich daran, parallel zu anderen Bloggern, die für mich noch mysteriösen Krebse zu züchten. Was daraus wurde und ob die Krebse wie die TieRchen in The Bay irgendwann bedrohlich aussahen, das könnt Ihr in meinem unterstehenden Tagebuch zur Mission "Urzeitkrebse" nachlesen.
Tag 1
Es ist Sonntag. Vor dem Wochenende ist das Päckchen mit den Urzeitkrebsen eingetroffen. Und wenn ich sage das Päckchen mit den Urzeitkrebsen, meine ich ein kleines Plastiktütchen, gefüllt mit einer braunen, sandartigen Substanz und kleinen Steinchen. Daraus sollen Lebewesen rauskommen? Die dann auch noch (laut Wikipedia) 1-2 cm groß werden?! Ich bin skeptisch. Die Anleitung ist simpel: 2 Liter Wasser in einem durchsichtigen Gefäß mit 4 Teelöffeln Salz vermischen und auf Zimmertemperatir bringen lassen. Krebspulver rein, umrühren, an eine helle Stelle positionieren (jedoch ohne direkte Sonneneinstrahlung) – und dann warten. Da fangen die Probleme aber schon an. Nach langer Suche stelle ich fest, dass ich gar kein transparentes Gefäß habe, das 2 Liter umfasst. Ein Messbecher mit 1,2 l Fassungsvermögen muss herhalten. Die Salzmenge wird entsprechend angepasst und das Krebspulver ist drin. Schnell setzt es sich wie Sand am Boden des Gefäßes ab. Ich bleibe weiterhin unsicher. Laut Anleitung schlüpfen die ersten Krebse nach 24-36 Stunden. Mal sehen…
Tag 2
Nichts los im Topf.
Tag 3
Immer noch keine Bewegung im Wasser, abgesehen von einigen herumschwirrenden Sandkörnern. Die 36 Stunden sind vorbei, langsam mache ich mir Sorgen um meine noch-nicht-Haustiere. War das doch zu wenig Wasser? Habe ich das mit dem Salz falsch gemacht? Bekommen sie nicht genug Sonne?? Schlüpfen sie nachts und greifen mich an???
Tag 4
Wie jeden Morgen seit dem Ansetzen der Krebse, schau ich nach dem Aufwachen in deren "Aufzuchtbecken" rein. Enttäuscht sehe ich immer noch kein Leben im Wasser. Schade, dabei habe ich die Krebse schon irgendwie lieb gewonnen, noch bevor sie geschlüpft sind. Später am Tag bekomme ich den Tipp, nicht von oben, sondern seitlich ins Wasser reinzuschauen (Vorteil eines transparenten Behälters!). Und siehe da, es bewegen sich ca. 20-30 winzige weiße Pünktchen im Wasser. Es könnten Sandkörner sein, wären da nicht einige ganz gezielte Bewegungen zu erkennen. Die Urzeitkrebse sind DA! Sofort wird der Freundin eine SMS geschrieben, die mittlerweile von der Idee der Krebseaufzucht ebenso begeistert ist wie ich. Sieht man von oben in das Glas hinein, erkennt man aber immer noch nichts. Laut Anleitung muss man regelmäßig das Wasser vorsichtig umrühren, damit es immer frischen Sauerstoff gibt. Doch ich traue mich fast nicht…schließlich sind die Kleinen noch so winzig und fragil! Eine Sekunde lang lasse ich den Löffel im Wasser kreisen – für heute genug.
Tag 5
Oh. Das waren gestern doch noch deutlich weniger… Im Messbecher tummeln sich nun mindestens 100 winzig kleine, immer noch nur von der Seite erkennbare Urzeitkrebslein. Ein gutes Zeichen. Im Internet lese ich, dass es anfangs immer viele sind, dass jedoch später die meisten später sterben – meist durch Kannibalismus. Kannibalenkrebse?! Spannend!
Tag 6
Wow. Das Wasser LEBT. Zwar sind die Krebse immer noch nur von der Seite zu sehen, doch während von oben das Wasser totenstill ausschaut, kann man seitlich sehen, dass mittlerweile mindestens 500 Krebse ein reges Leben im Wasser führen. Steht die Invasion nahe? Schließlichmuss es für sie im Gefäß ziemlich eng sein, sollten es doch eigentlich 2 Liter sein statt1,2. Mittlerweile habe ich auch weniger Hemmungen, das Wasser erumzurühren. Wenn ein paar Dutzend draufgehen, habe ich ja immer noch Hunderte.
Tag 8
Wenn man genau hinguckt, kann man die kleinen Tierchen nun sogar von oben im Glas sehen. Die Anzahl hat sich bei mehreren Hundert vorerst eingependelt. Langsam muss ich mir Gedanken um die Zukunft machen. Laut Tütchenanleitung reicht die Nahrung der Krebse für etwa eine Woche aus. Danach soll man sie mit minimalen Menge Trockenhefe füttern. Doch wie häufig? Und was sind denn genau "minimale" Mengen. Zudem macht mir Sorgen, dass die Krebse sich fast alle nah an der Wasseroberfläche tummeln. Haben sie etwa nicht genug Sauerstoff?! Ich rühre das Wasser fleißig weiter.
Tag 10
Trockenhefe ist besorgt und es ist die erste Fütterung. Wie einst mit dem Umrühren, mache ich mir wieder Sorgen um die Krebse. Ich habe schon gehört, dass manche Fische von zu großen Hefemengen gestorben sind. Also versuche ich "minimal" wirklich minimal sein zu lassen. Mittlerweile ist die Anzahl der Krebse deutlich zurückgegangen. Mehr als 150-200 sind es nicht, doch das war ja auch zu erwarten.
Tag 12
Die Fütterung scheint zu klappen, die Krebse leben noch, auch wenn die Anzahl scheinbar auf ca. 50 zurückgegangen ist. Was mir jedoch jetzt Sorgen macht, ist nich das Essen, sondern der Zustand des Wassers, welches nun doch etwas schmutzig und nicht gerade lebensfördernd aussieht. Zwar sind die Krebse mittlerweile etwas gewachsen und sind sogar von oben mit bloßem Auge erkennbar, doch von denen auf Wikipedia versprochenen 1-2 Zentimetern ist nicht zu träumen. Problematisch für die Fotos! Liegt es velleicht an dem schmutzigen, überbevölkterten Gefäß, bei dem der Boden jetzt auch noch mit Urzeitkrebsleichen übersät ist?! Ich wage ein Experiment: ich fülle ein zweites Glasgefäß mit Wasser auf und lasse es auf Zimmertemperatur kommen. Danach schöpfe ich mit einer Kelle vorsichtig etwas Wasser, samt Krebse, aus dem ersten Gefäß ab und siedele sie in das neue Gefäß mit frischem Wasser um. In das erste Gefäß schütte ich dafür etwas frisches Wasser nach. Aber verdammt! Gerade nachdem ich es getan habe, fragt meine Freundin mich, ob ich denn das zweite Gefäß schon mit Saz versehen habe. Natürlich habe ich das nicht. Verdammt verdammt verdammt! Ist die Umsiedlung schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt? Hastig füge ich noch Salz in den zweiten Behälter hinzu und versuche das Wasser noch vorsichtig umzurühren. Sobald das Salz sich gesetzt hat, schau ich mir mein Werk an. Etwa 15 Krebse wurden umgesiedelt… Im anderen Behälter tummeln sich die Krebse mittlerweile nicht mehr an der Wasseroberfläche rum, sondern stattdessen nahe am Boden. Eine Internetsuche klärt mich auf – während die Jungtiere (die zunächst nur ein Auge haben) in Richtung des Lichts schwimmen, schwimmen die erwachsenen Urzeitkrebse vom Licht weg (und haben dann schon drei Augen!)…
Tag 16
Der Erfolg der Umsiedlung war mäßig. Im neuen Behälter leben nur noch 4-5 Krebse, denen scheint es aber gut zu gehen. Im alten Behälter hingegen, haben sich die Krebse offensichtlich vermehrt oder es sind Nachzügler geschlüpft, denn mittlerweile sind es wieder mindestens 50. Zwar sind sie immer noch alle ziemlich klein (das mit 1 cm glaube ich mittlerweile gar nicht – hat Wikipedia diese Krebse in Tschernobyl beobachtet?!), doch mittlerweile kann man deren Körperbewegungen beim Schwimmen ganz gut erkennen und über tägliche Dosis an Trockenhefe scheinen sie sich zu freuen. Manche werden leicht bräunlich, doch die meisten bleiben weiß. Hier zwei der aktuellen Bilde (durch Anklicken vergrößern)
Tag 18
Die Krebse im ersten Behälter sind munter und wohlauf, im zweiten finde ich leider nur noch zwei tapfere Krebslein. Doch ich werde demnächst einen weiteren Umsiedlungsversuch wagen – nur diesmal richtg, mit Salz im Vorfeld. Gemeinsam mit meinen kleinen Urzeitkrebsfreunden schaue ich mir The Bay – Nach Angst kommt Panik, dessen Wasserbewohner bei weitem nicht so harmlos und klein daherkommen. Der Film ist dafür, wie ich ihn in Erinnerung hatte (da bereits bei den Fantasy Filmfest Nights gesehen), immer noch gut und jagt einem zuweilen wirklich einen Schauer über den Rücken.
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Mein Tagebuch zur Mission "Urzeitkrebs" ist vorerst vorbei, denn heute ist Tag 19, doch ich bin gespannt, was die Zukunft bringen wird und sollten die Krebse irgednwann tatsächlich eine fotogene Größe erreichen, so werde ich noch ein weiteres Bild nachreichen. Bis dahin, viel Spaß mit The Bay, zu dem ich unten noch eine Inhaltsangabe und den deutsche Trailer angefügt habe.
Ich war jedoch nicht alleine. Auch meine Blogger-Kollegen haben sich der Urzeitkrebse angenommen. Wie erfolgreich sie waren, könnt Ihr hier nachlesen:
Myofb
Wewantmedia
Kino7
Cinekie
Filminhalt:
"Die malerische Hafenstadt Claridge lebt vom Tourismus und der Nähe zum Meer. Doch irgendetwas scheint mit dem Wasser nicht zu stimmen. Zwei Millionen Fische werden an die Küste gespült, die Menschen, die mit dem kühlen Nass in Berührung kommen, verhalten sich merkwürdig und sogar die Vögel beginnen zu tausenden vom Himmel zu stürzen. Was geschah wirklich am 4. Juli 2009 in der beschaulichen Küstenstadt? Und warum setzt die Regierung alles daran, die erschreckenden Vorkommnisse zu vertuschen? Nur einige wenige Videoaufnahmen zeigen was tatsächlich an jenem Unabhängigkeitstag geschah. Und die Regierung will unter keinen Umständen, dass man sie zu sehen bekommt!
Mit seinem zutiefst beklemmenden „Found Footage“-Film gelingt es Regisseur und Oscar-Preisträger Barry Levinson ("Wag The Dog", "Rain Man") die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion, Horrorschocker und Ökothriller, Dokumentation und Monsterfilm erfolgreich zu verwischen. Brachial und furchteinflößend glaubwürdig sorgt dieser Film für Gänsehaut – und zwar genau deshalb, weil er der möglichen Realität so erschreckend nahe kommt."
Der Film ist seit dem 26.07.2013 im Vertrieb von Koch Media auf DVD und BluRay erhältich.