The Equalizer, USA 2014 • 131 Min. • Regie: Antoine Fuqua • Drehbuch: Richard Wenk • Mit: Denzel Washington, Marton Csokas, Chloë Grace Moretz, David Harbour, Bill Pullman, Melissa Leo • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 9.10.2014 • Deutsche Website
Handlung
Der Ex-CIA-Agent Robert McCall (Denzel Washington) hat sich mit seiner neuen Identität halbwegs arrangiert. Er versucht seit dem Tod seiner Frau, ein normales Leben zu führen, kann aber einige Angewohnheiten nicht loswerden. Er ist ein penibler Analytiker, schätzt bei jeder seiner Aktionen die Zeit und vergleicht sie mit der tatsächlich benötigten. Nur um es beim nächsten Mal noch besser zu machen. In einer einsamen Stunde trifft er nachts in einem Diner Teri (Chloë Gratz Moretz), eine jugendliche Prostituierte. Die Ungerechtigkeit, die ihr widerfährt, weckt in Robert den Gerechtigkeitssinn. Er kann nicht anders, als ihr aus der ausweglosen Misere zu helfen. Schnell merkt er, dass es um mehr als einen ungerechten Zuhälter im Hintergrund geht. Als die Mafia dann auch noch Teddy (Marton Csokas) auf ihn ansetzt, wird es für Robert lebensbedrohlich. Denn Teddy unternimmt alles, um dieses kleine Ärgernis aus der Welt zu schaffen. Ein Rachefeldzug in zwei Richtungen beginnt.
Kritik
Es ist immer wieder beeindruckend, wie Denzel Washington die zwei Seiten des menschlichen Charakters, also Gut und Böse, auf der Leinwand rüberbringen kann. In The Equalizer darf er beides zeigen. Als Held darf er sich richtig austoben – vor allem, was seine gewaltbereite Seite angeht. Keine sinnlose Gewalt versteht sich. Schließlich kann Robert McCall keine Ungerechtigkeit ertragen – insbesondere wenn diese zulasten von hilflosen Menschen geht, die keine Chance haben, für ihr Recht zu kämpfen. Wie ein Robin Hood, der sich nicht gegen die Obrigkeit, sondern gegen die Korrupten wendet.
Die Rolle des Ex-CIA-Agenten, der aus seinem Ruhestand zurückkehrt und mit seinen Fähigkeiten für das Gute eintritt, ist wie auf den Leib von Denzel Washington geschrieben. Da Washington selbst lieber Bösewichter spielt, kann er hier auf der einen Seite knallhart agieren und auf der anderen Seite der hilfsbereite, nette Typ aus der Nachbarschaft sein. Dass ihm diese Mischung Spaß macht, sieht man in jeder Filmminute. Das gilt auch für die Arbeit mit dem Regisseur Antoine Fuqua. Zusammen haben sie mit Training Day bereits einen Oscar-prämierten Blockbuster produziert. Für den nächsten Oscar wird es dieses Mal wohl nicht reichen, aber unterhaltsam ist der Film allemal.
In der ersten halben Stunde könnte The Equalizer glatt als Drama durchgehen. Der Zuschauer wird mit der Einsamkeit des Protagonisten konfrontiert, mit den Problemen einer jugendlichen Prostituierten, mit der Unterdrückung der Schwachen in einer Welt, die von Korruption bestimmt wird … Doch mit dem Entschluss des Hauptcharakters, diese Ungerechtigkeit und Unterdrückung wieder bekämpfen zu wollen, hält die Action Einzug in den Film. Und das nicht zu knapp. Manchmal möchte man meinen, eine FSK-18-Szene wurde übersehen. Das ist keinesfalls schlimm, aber nach so einem Einstieg arg ungewöhnlich.
Der Film ist sehr charakterfixiert. Im Mittelpunkt steht einzig das Wirken von McCall. Die Nebenrollen sind mit Chloë Grace Moretz und Melissa Leo stark besetzt, spielen aber nur eine stark untergeordnete Rolle. Immerhin kann Marton Csokas als unberechenbarer, skrupelloser Unterhändler neben Washington brillieren. Die Handlung ist in vielerlei Hinsicht unrealistisch, bezieht aber genau daraus die Kraft, das Interesse aufrechtzuerhalten. Denn Superkräfte hat der Hauptcharakter keine, und dennoch legt er sich rigoros mit der Mafia an, ohne dabei größere Probleme zu haben. Umso mehr fragt man sich in brenzligen Situationen, wie er da wohl wieder rauskommt. Und umso kreativer werden auch die Lösungen, die sich die Macher überlegt haben. Dass ein Baumarkt tödlich sein kein, weiß man spätestens seit Final Destination 3. Nur in The Equalizer agiert nicht der Tod, sondern ein Mensch. Der Held baut Fallen à la MacGyver mit allen möglichen Handwerkerutensilien. Was den Unterhaltungsfaktor angeht, funktioniert das wirklich gut. Andere Fragen, die sich vor allem zum Ende des Films hin ergeben, werden ausgeklammert. So auch die Frage, wer er eigentlich ist. Die Anzeichen für einen zweiten Teil sind da schon deutlich klarer.
Fazit
The Equalizer ist in vielerlei Hinsicht unrealistisch, aber dadurch keineswegs weniger unterhaltsam. Es macht Spaß, Denzel Washington auf seinem Gerechtigkeits-Trip mit Robin-Hood-Ambitionen durch den Baumarkt zu folgen. Das Vorhandensein einer unbekannten, dunklen Vergangenheit in Kombination mit seinen Fähigkeiten lässt ihn dabei wie einen Superhelden wirken. Und jeder mag doch Superhelden – zumindest wenn man sich die Box-Office-Zahlen der letzten Jahre anschaut. Ob dem Equalizer ein Sprung an die Chart-Spitze gelingt, bleibt abzuwarten. Ein spannender Film, der hält, was er verspricht, ist es auf jeden Fall.