The Last Stand, USA 2013 • 107 Min • Regie: Kim Jee-woon • Mit: Arnold Schwarzenegger, Johnny Knoxville, Forest Whitaker, Jaimie Alexander, Luis Guzmán, Peter Stormare, Eduardo Noriega • FSK: ab 18 Jahren • Kinostart: 31.01.2013
Inhalt
Seitdem Sheriff Owens (Arnold Schwarzenegger) nach einem missglückten Einsatz seinen Posten beim Los Angeles Police Department aus Schuldgefühlen aufgegeben hat, widmet er sein Leben dem beschaulichen Kampf für Recht und Ordnung im verschlafenen Grenzstädtchen Sommerton Junction. Die Ruhe in der Kleinstadt ist jedoch vorbei als der berüchtigte Drogenboss Gabriel Cortez (Eduardo Noriega) aus einem FBI-Gefängnistransport entkommen kann und mit einer Geisel und den Mitgliedern seiner schwer bewaffneten Gangstergruppe in Richtung mexikanischer Grenze flieht. Dabei steuert er geradewegs auf Sommerton Junction zu…
Kritik
Äktschn-Arnie is bäck! Nach fast zehn Jahren Abstinenz von der großen Bühne in Hollywood, Nebenrollen wie die in The Expendables 2 ausgenommen, kehrt Arnold Schwarzenegger für die Hauptrolle in Kim Ji-woons The Last Stand zurück auf die Kinoleinwand.
An den US-Kinokassen ist Arnies Comeback-Film Mitte Januar bereits eklatant gescheitert, das sollte aber den hiesigen Cineasten nicht vor dem Gang ins Kino abhalten: The Last Stand ist ein konservativer Actionthriller im Stile der 80er Jahre geworden, mit solidem Action-Handwerk ohne Computer-Effekte, vielen Genre-Anleihen und einer großen Portion Arnie für alle Liebhaber des 80er-Jahre Action-Kinos. Vielleicht ist das auch der Knackpunkt für die geringe Resonanz von The Last Stand: Arnies Anhänger sind gemeinsam mit ihrer Ikone gealtert und unterdessen kinoträge geworden. Nach seinem immerhin achtjährigen Intermezzo als Gouverneur von Kalifornien hat der Exil-Österreicher vielleicht versäumt, die nachfolgende Generation an sich zu reißen. Auch Regisseur Kim Ji-woon ist kein großes Zugpferd in den USA und wird den meisten Zuschauern wohl nur ein Achselzucken entlocken, der Südkoreaner feiert mit The Last Stand seinen späten Regie-Einstand in Hollywood. In seinem Heimatland ist er hingegen ein alter Hase, mit seinen Werken I Saw the Devil und The Good, the Bad, the Weird avancierte er zur Koryphäe im asiatischen Action- und Western-Genre. Dieser Einfluß färbt zum Glück auch auf seine ersten Gehversuche in den USA ab: mit Südkorea-Import Kim Ji-yong, der die Kamera schwingt, und einem amerikanischen Autoren-Team bewaffnet, verquickt er seinen Stil mit westlichem Hollywood-Kino.
Das Drehbuch folgt dabei einem eher konventionellen Schema und greift sich diverse Versatzstücke aus Western-Filmen, 70er-Jahre Roadmovies wie Mad Max und dem klassichen Action-Film. Klingt zunächst zwar pfiffig, aber letzten Endes ist die Handlung doch stark monoton und bewegt sich unentwegt auf den Showdown zu, einem handfesten Duell zwischen Schwarzenegger alias Sheriff Owens und dem bösen Langfinger Cortez (Eduardo Noriega), die sich wie in einem staubigen Western-Film in der Kleinstadt Sommerton bis aufs Blut duellieren. Zwischenzeitlich braust Cortez auf der Flucht vor den Behörden in seiner Corvette ZR1 mit 400 Sachen allen Verfolgern davon und schießt dabei mehr Logiklöcher in die Schallmauer rein als der Schweizer Käse Löcher hat. Auch bei dem Cast, der sich um Arnie säumt, gingen die Macher kein Risiko ein und setzten auf Bewährtes: Peter Stormare spielt seine Paraderolle als Kleinstadtganove mit kleinem Geist und bösem Mundwerk, Luis Guzmán mimt Arnies launischen Hilfssherif und auch Forest Whitaker versucht sich in seiner vertrauten Rolle als Hüter des Gesetzes (u.a. bei Street Kings und The Shield), etwas Profil zu erspielen. Mehr als ein üppiger Gehaltsscheck sprang dabei nicht heraus, als FBI-Fuzzi sauft der Oscar-Preisträger leider in einem Meer aus Klischees ab und verschwendet wieder einmal seine Talente. Der Cast wird weiterhin flankiert von der attraktiven Thor-Darstellerin Jamie Alexander und Jackass-Lausbub' Johnny Knoxville, der einen verrückten Waffennarr verkörpert und die kleine Allianz um Arnie im Kampf gegen die anrückende Gefahr mit dicken Wummen aus seinem reichlichen Waffenarsenal versorgt. Der befürchtete Nervfaktor durch Knoxville hält sich dabei zum Glück in Grenzen. The Last Stand ist trotz der namhaften Verstärkung im Grunde eine One-Man-Show geworden mit zu vielen stereotypen Nebenfiguren, die Arnies Wiederauferstehung in Hollywood zelebrieren soll. Das hat aber durchaus auch sein Gutes: eine aufkeimende Lovestory wird dank der starken Präsenz unserer liebsten Action-Ikone noch rechtzeitig abgewürgt.
Während also die Story auf allseits bekannte und etablierte Muster setzt, sticht in The Last Stand vor allem die gediegene Kameraarbeit von Kim Ji-yong heraus. Besonders eine Sequenz wird dem Kinozuschauer lange im Gedächtnis bleiben: eine ungeschnittene Kamerafahrt, die das Flucht-Drama um Drogenboss Cortez begleitet. Während sich besagter Cortez mit seinen Befreiern auf seiner Flucht von einem Hochhausdach zum nächsten abseilt, schwenkt die Kamera nach unten hin ab und hält auf eine fehlorientierte SWAT-Einheit drauf, die in das falsche Hochhaus hineinstürmt. Diese Szene weckt Erinnerungen an Orson Welles' Klassiker Im Zeichen des Bösen, der für seine Eröffnungsszene, einer dreiminütige Kamerafahrt, berüchtigt ist.
Was aber wäre ein Arnie-Film ohne seinen trockenen Humor? Mit einer gehörigen Portion Selbstironie, die sich wie schon in The Expendables 2 das hohe Schaffensalter der Action-Legende vorknöpft,weiß der Film seine Zuschauer zu vereinnahmen. Mit augenzwinkernder und redundanter Gewaltdarstellung, wie in den guten alten Schwarzenegger-Schinken Phantom Kommando oder Der City-Hai, buhlt der Film um das Herz jedes Nerd-Fans. Die fehlenden 22 Sekunden in der geschnittenen Fassung für den deutschen Markt sind ärgerlich, allerdings selbst für das geschulte Auge kaum zu erkennen. Dem Unterhaltungsfaktor tut das Schnittgemetzel zum Glück keinen Abbruch. Arnies charmanter Akzent (im O-Ton) und markige One-Liner runden den Gesamteindruck ab.
An reichlich Nahkampf-Äktschn wird freilich auch nicht gespart, zwar sind die Kampfchoreographien von Arnie nicht mehr ganz so dynamisch und elegant wie früher, aber die eiserne Faust im Gesicht fühlt sich mindestens noch genauso hart an wie vor 20 Jahren, wenn man in das schmerzverzerrte Gesicht seines Empfängers sieht. Während der Mythos von Steven Seagal, mittlerweile 60, mit zahlreichen Doubles am Leben erhalten wird, bewahrt sich der Ex-Gouvernator auf der Leinwand seine Glaubwürdigkeit und verhält und bewegt sich seinem Alter angemessen. So kann es schon mal vorkommen, dass Arnie nach einem harten Kampf etwas länger braucht als sonst, um sich wieder aufzurichten. Nichtsdestoweniger ist The Last Stand aber keine Altherren-Veranstaltung, Arnies Phlegma im Alter wird kompensiert durch viel Wortwitz, satten Gewehrsalven und den jüngeren Kollegen.
Fazit
Knochenharter Action-Thriller und eine konsequente Fortführung der lange brachgelegenen Filmkarriere von Schwarzenegger. Ohne Überraschungen, aber mit einer großen Portion Selbstironie inszeniert sich Kim Ji-woon in Arnies Filmvita weit vorn ins obere Mittelfeld und überholt mühelos einige seiner letzten filmischen Offenbarungseide wie Collateral Damage, The 6th Day oder End of Days.