Hope Springs, USA 2012 • 100 Min • Regie: David Frankel • Drehbuch: Vanessa Taylor • Mit: Meryl Streep, Tommy Lee Jones, Steve Carell, Jean Smart, Ben Rappaport, Marin Ireland, Patch Darragh, Brett Rice, Becky Ann Baker, Elisabeth Shue • Kamera: Florian Ballhaus • Musik: Theodore Shapiro • FSK: ab 6 Jahren • Verleih: Wild Bunch Germany • Kinostart: 27.09.2012
Wie beim ersten Mal, so möchte es Kay (Meryl Streep) gern wieder haben. Seit über dreißig Jahren ist sie nun mit ihrem störrischen Ehemann Arnold (Tommy Lee Jones) verheiratet. Die Kinder sind längst aus dem Haus und scheinbar hat ihre Leidenschaft zueinander zu diesem Zeitpunkt ebenfalls das Weite gesucht. Ihre Beziehung gleicht einer tristen Routine: Wortlos zusammen frühstücken, Abendessen und sich dann schnell in getrennte Schlafzimmer zurückziehen. Kay reicht es, sie will wieder das spüren, was sie einst mit Arnold zusammengeführt hat. Das Feuer. In „Wie beim ersten Mal“, dem neuen Spielfilm von David Frankel („Der Teufel trägt Prada“), kann den beiden Abhilfe verschafft werden, denn in einer Buchhandlung fällt der Frau ein Exemplar des Eheratgebers vom Psychologen Dr. Feld (Steve Carell) in die Hände. Sie können die Ehe führen, die Sie haben wollen lautet der Titel des Werkes, das es Kay sofort angetan hat. Zuhause angekommen stößt sie außerdem auf ein Videos Felds im Internet, das sie schließlich dazu ermutigt, dessen Paartherapieangebot in Anspruch zu nehmen. 4000 Dollar kostet eine Woche beratender Gespräche in dem idyllischen Örtchen Hope Springs (so auch der Originaltitel des Films). Ein ganz schöner Batzen Geld, doch die Investition soll es Kay wert sein. Arnold ist jedoch wenig überzeugt von der vermeintlichen Scharlatanerei und folgt seiner Frau nur äußerst widerwillig auf die Reise. An ihrem Ziel angekommen, möchte er am liebsten gleich wieder kehrtmachen: Das kleine Nest ist nun wirklich das Letzte und erst recht dieser Dr. Feld hat mehr als eine Schraube locker! Doch Kay schafft es, ihren Mann auch zu den folgenden Sitzungen mitzuschleppen. Dem Paar werden nach und nach „Hausaufgaben“ aufgegeben – sich zum Beispiel gegenseitig berühren und offen über sexuelle Vorlieben sprechen. Trotz größter Mühe beiderseits scheint sich das alte Gefühl nicht so einfach heraufbeschwören zu lassen. Sollte es tatsächlich möglich sein, dass ihre Ehe bereits hoffnungslos das Zeitliche gesegnet hat, oder bleibt ihnen doch noch diese eine Chance …?
Mit Liebeskomödien ist das so eine Sache: Bei ihnen verhält es sich fast wie mit Teenie-Slashern. Sie schießen jährlich wie Unkraut aus dem Boden der Filmindustrie, folgen gerne einem ausgelutschten Schema und sind, um es kurz auszudrücken, oftmals einfach nicht gut. Nur wird darin freilich niemand mit dem Fleischermesser niedergestochen. „Wie beim ersten Mal“ startet amüsant, indem er den Zuschauern das Bild einer typischen, eingerosteten Ehe vor Augen hält. Die Frau sorgt still für den Haushalt, während der Mann knurrig den Arbeitstag antritt und später seine Beine vor der Glotze hochlegt. Das kennt man aus der Realität oder eben von Wilma und Fred Feuerstein. Da dürfte eine Menge Überzeugungsarbeit nötig sein, um erneut die Fackel der Leidenschaft zu entfachen. Und hier sollte jetzt eigentlich der Spaß der Geschichte beginnen, denn das Paar nimmt die Dienste eines eigenartigen Eheberaters in Anspruch, der obendrein von einem waschechten Komiker verkörpert wird. Tatsächlich aber geht es mit David Frankels Arbeit ab diesem Punkt eher bergab. Der Film funktioniert dann fast wie eine 100-minütige, nur bedingt vergnügliche Therapiesitzung, während der wir nochmal das erfahren, was wir eh längst wussten: Arnold ist der mürrische Bock und Kay die mit der Situation unzufriedene Ehefrau, die sich einen Neustart wünscht. Über Sexualpraktiken wird auch noch diskutiert. Arnold mag Oralsex, Kay nicht so sehr. Daraus folgt dann eine anfangs witzige Szene in einem Kino, die aber letztlich dramatischer endet, als es ihr gut tut. „Wie beim ersten Mal“ ist nun bestimmt kein abgrundtief schlechter Film, er erfüllt seinen Zweck als sympathischer Happen für den kurzweilen Pärchen-Kinoabend. Mehr aber leider wieder nicht.
Schön wäre es gewesen, wenn das Figurentrio wenigstens gleichsam die Balance zwischen Witz und seichter Tragik halten würde. Das Comedygesicht Carell verbleibt in dieser Story bemerkenswert blass und man könnte die Konstellation fast schon so vereinfachen: Tommy Lee Jones bedient die komödiantischen Aspekte, Meryl Streep das Drama und Steve Carell ist der neutrale Baum, der zwischen den beiden im Garten steht und wenig tut, außer kompetent dreinzuschauen. Dr. Feld hat stets die passenden Fragen und Tipps parat, um den Ratsuchenden auf die Sprünge zu helfen. Das darf man wahrscheinlich auch für ein Honorar von 4000 Dollar pro Woche erwarten. Um ihnen eine Lösung aufzuzeigen, verwendet er gerne seine Nasenbruch-Metapher. Man muss eine Nase schließlich erst brechen, bevor man sie richten kann – ähnlich verhalte es sich auch mit der Beziehung des Paares. Das „Brechen“ besteht eben in diesem Fall aus der ehrlichen Beantwortung heikler Fragen und der Ausübung von Aufgaben, die die beiden wieder zueinander finden lassen sollen. Alles nett anzuschauen, nur wo bleibt nun eigentlich die große Gaudi oder der Part, der einen tatsächlich tief berührt? Natürlich ist es eine Freude, Tommy Lee Jones dabei zuzuschauen, wie er sich empört auf der Couch hin- und herwälzt. Doch damit hat es sich dann fast schon mit dem Witz. Oscar-Wunder Meryl Streep vermag es zumindest nicht, viel Charme aus ihrer Rolle herauszukitzeln. Kay ist eben eine Frau, die sich nach einer echten Ehe mit allem drum und dran zurücksehnt. Das mag man ihr nicht verübeln, nur packen tut das einen auch nicht gerade. Das kleine Kaff Hope Spings hinterlässt dann zumindest einen verwunschen-romantischen Eindruck, und man mag sich durchaus vorstellen, dass dort Beziehungen wieder zur vollen Pracht aufblühen können. Auch wenn die Touristen etwas seltsam anmuten und scheinbar alle nur aus demselben Grund anreisen: Kay und Arnold stehen mit ihrem Problem wahrlich nicht allein da …
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