Wonder Woman, USA 2017 • 141 Min • Regie: Patty Jenkins • Mit: Gal Gadot, Chris Pine, Danny Huston, David Thewlis, Elena Anaya, Connie Nielsen, Robin Wright • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 15.06.2017 • Website
Handlung
Diana (Gal Gadot), Tochter der Amazonen-Königin Hippolyta (Connie Nielsen), verbrachte ihr ganzes Leben auf der paradiesischen, männerfreien und von der Außenwelt durch einen Schutzschild abgeschirmten Insel Themyscira und wuchs als einziges Kind ihres Volkes unter wachsamen Augen ihrer Mutter auf. Nur widerwillig ließ Hippolyta ihre Schwester Antiope (Robin Wright) Diana in der Kriegskunst ausbilden, um sie auf eine größere Aufgabe vorzubereiten, ohne ihrer Tochter diese zu verraten. Dianas Stunde schlägt im Jahr 1918, wenn der US-amerikanische Kriegspilot und Spion Steve Trevor (Chris Pine) den Schutzschild durchbricht und vor der Küste Themysciras abstürzt. Diana rettet sein Leben, doch der Fremde hat deutsche Verfolger im Schlepptau, die die Insel angreifen. Durch Steve erfährt Diana, dass der Erste Weltkrieg wütet und droht, die Welt in den Abgrund zu reißen. Hinter diesem Krieg glaubt Diana das Werk des Zwietracht und Aggression säenden Kriegsgottes Ares zu erkennen, der einst alle anderen Götter des Olymp tötete und von seinem Vater und Amazonen-Schöpfer Zeus mit letzter Kraft gestürzt wurde. Um Ares endgültig das Handwerk zu legen, begleitet Diana Steve zurück in seine Welt und erlebt die Gräuel des Krieges hautnah. Während der kriegsbesessene deutsche General Erich Ludendorff (Danny Huston) und seine sadistische Chemikerin Isabel Maru alias Doctor Poison einen teuflischen Plan aushecken, um das Ruder des Krieges doch noch zu Gunsten der Deutschen herumzureißen, muss sich Diana an der Westfront die Frage stellen, ob die Menschen es wert sind, von ihr gerettet zu werden.
Kritik
In meiner Rezension zum ambitionierten, aber letztlich unter seinem eigenen Bombast und dem konfus überladenen Plot erstickten Batman v Superman: Dawn of Justice schrieb ich letztes Jahr zu Gal Gadots Debüt als Wonder Woman, dass ihr Auftritt im Film zu kurz und beliebig wirke, sie aber durchaus Potenzial erkennen lasse und Lust auf ihren ersten Solo-Auftritt mache. Dieses Potenzial hat sie in Patty Jenkins’ Film nun vollständig entfaltet und damit den Fluch der weiblichen Superheldenfilme beendet, die zuvor von Werken wie Catwoman oder Elektra geplagt waren. Wonder Woman ist ein klassischer Abenteuer-Film, der sich allein durch sein Setting vom heutigen Superheldenkino abhebt und seine Frauenpower-Message deutlich, aber nicht aufdringlich, rüberbringt. Wie die meisten Origin-Filme von Superhelden steht und fällt auch dieser mit seiner Hauptfigur und zum Glück kann ich sagen, dass er erhobenen Hauptes steht und nur an wenigen Stellen stolpert, die jedoch nichts mit seiner Heldin zu tun haben. Jegliche Zweifel über Gal Gadots Besetzung räumt der Streifen erfolgreich aus dem Weg. Mit körperlicher Ausstrahlung und ruhiger Erhabenheit besitzt die statueske israelische Schauspielerin eine starke Präsenz und wirkt nicht nur in ihren zahlreichen Actionszenen als mächtige Kriegerin glaubwürdig. Doch es ist letztlich nicht ihr körperlicher Einsatz, sondern ihre kindliche Naivität und unumstößlicher Idealismus, die sie sympathisch machen und zu einer echten Figur, anstatt einer eindimensionalen Kämpferin, die sie noch in Zack Snyders Film war. Wenn Diana erstmals in ihrem Leben ein Baby sieht oder genüsslich ihr erstes Eis schleckt, erlebt man als Zuschauer durch Gadots Performance die kleinen Wunder dieser Welt. Jenkins erkennt zum Glück, dass die Darstellung einer starken weiblichen Figur es nicht erfordert, dass sie nur stereotyp männliche Attribute zeigt, sondern findet die Stärken in der Weiblichkeit der Heldin.
Viele werden Wonder Woman als eine Mischung aus Marvels erstem Captain America, der ebenfalls einen idealistischen Helden in die Wirren des (Zweiten) Weltkriegs schickte, und dem ersten Thor-Abenteuer, in dem ein Gott unter die Menschen kommt, sehen. Beide Vergleiche sind naheliegend, insbesondere zu Captain America, da hier nicht nur die Ähnlichkeit zwischen dem Retro-Schauplatz und der moralisch unfehlbaren Veranlagung der Hauptfiguren besteht, sondern auch zwischen den jeweiligen romantischen Partnern, die in beiden Fällen für den Geheimdienst tätig sind und sich durchaus auch ohne ihre Beschützer behaupten können (auch wenn ich bezweifle, dass Steve Trevor bald eine eigene Fernsehserie bekommen wird). Jedoch findet Wonder Woman in seinem Stil, seinen Themen und seiner Charakterisierung seine eigene Identität fernab dieser Vergleiche. Im Gegensatz zum Donnergott ist Diana Prince kein überheblicher Hitzkopf, der Demut erst noch lernen muss, und der Film wählte als Setting für die Auseinandersetzung mit der in allen Menschen vorhandenen dunklen Seite bewusst den Ersten Weltkrieg anstelle des Zweiten (wie in der Comicvorlage) aus, weil die Grenzen zwischen Gut und Böse damals noch deutlich verschwommener waren. Steve bringt dies in einer bewegenden Szene gut auf den Punkt, wenn er versucht, Diana klarzumachen, dass jeder möglicherweise Mitschuld an der Situation trägt, ihn eingeschlossen.
Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass der Film keine sehr eindeutigen Bösewichte hat. Danny Huston ist ein eindimensionaler Schurke alter Schule (dessen Figur übrigens eine reale Person im Ersten Weltkrieg war, wobei sich der Film einige, ähm, Freiheiten bei der Darstellung herausnimmt), der den Part jedoch so vergnüglich böse mit einer unerwarteten Sadismus-Spitze in einer Szene spielt, dass man ihm wirklich gerne dabei zuschaut. Elena Anaya, deren Gesichtsmaske so aussieht, als hätte sie ihre Rolle in der Drehpause zu Almodóvars Die Haut, in der ich wohne absolviert, ist leider unterfordert, hat jedoch immerhin eine gute Szene mit Chris Pine, in der sie mit ihrer stillen Mimik alleine mehr Emotionen ausdrückt, als in allen ihren anderen Szenen zusammen. Saïd Taghmaoui, Ewen Bremner und Eugene Brave Rock werden als Kriegsgefährten von Diana und Steve mit ihren eigenen Problemen eingeführt (Rassismus, PTSD, Vernichtung der indianischen Kultur durch Weiße), bleiben für die Handlung jedoch gänzlich unerheblich.
Zum Glück kann man das von Chris Pines Steve Trevor nicht behaupten. Er hat die Love-Interest-Rolle, welche in solchen Filmen in der Regel Frauen vorbehalten ist, die aber zum Glück vielschichtiger geschrieben ist, als man dies von den meisten analogen Frauenrollen leider behaupten kann. Pine füllt die Rolle mit ähnlichem Charme, Leichtigkeit und Großspurigkeit aus, wie bei seinen Auftritten auf der Kommandobrücke der Enterprise, doch er gräbt noch tiefer und bringt die Erschöpfung und die Spuren zum Vorschein, die der Krieg bei ihm hinterlassen hat. Auf diese Weise bildet er einen gelungenen Kontrast zur unschuldig naiven, die Welt in Schwarz und Weiß sehenden Heldin. Beide stellen sich als essentiell für die Entwicklung ihres Gegenübers heraus. Gadot und Pine harmonieren miteinander und entwickeln schnell unwiderstehliche Chemie. Gerade im ersten Filmdrittel führt das zu einigen sehr amüsanten und an Anspielungen und Doppeldeutigkeiten reichen Momenten, wenn Diana den splitternackten Trevor ("überdurchschnittlich") beim Baden erwischt oder ihm sehr sachlich von ihrem umfassenden Wissen um die menschlichen Fortpflanzungsmechanismen erklärt.
Klipp und klar gesagt: Wonder Woman ist die beste DC-Comicverfilmung seit The Dark Knight Rises und findet die richtige Balance zwischen Unterhaltung, Sorglosigkeit und aufrichtiger Ernsthaftigkeit, die trotz der zuvor genannten Vergleiche vermutlich am ehesten noch an den Ton von Richard Donners Superman erinnert. Die Fans der letzten drei DC-Adaptionen müssen jedoch keine Marvelisierung des Universums befürchten. Vielmehr haben die Macher und das Studio endlich eingesehen, dass sich humorvolle Leichtigkeit und eine sehr ernsthafte Herangehensweise an das Thema keineswegs gegenseitig ausschließen. Visuell bleibt Patty Jenkins mit ihrem ersten Film seit ihrem oscarprämierten Regiedebüt Monster vor 14 Jahren (ob zum Besseren oder zum Schlechteren) der dreckig-bunten, untersättigten Farbpalette und der Zeitlupen-Verehrung der Marke Zack Snyder treu. Der Fish-out-of-Water-Humor, die altmodische Screwball-Comedy zwischen Gadot und Pine und die mitreißend inszenierte Action (samt Lasso, Schwert und Armreifen), die bei Wonder Womans erstem Einsatz an der Kriegsfront einen wirklich spektakulären Höhepunkt erreicht, sollten die Zuschauer jedoch breit grinsend zurücklassen und die ersten beiden Akte des Films vergehen wie im Flug, sodass man sich erst hinterher über die diversen Ungereimtheiten und Logiklöcher wundert, die sich vor allem auf das Worldbuilding von Themyscira beziehen. Was machen die Amazonen eigentlich den lieben langen Tag, wenn sie nicht gerade mit tödlichen Waffen trainieren? Welchen Sinn hat ein Schutzschild, wenn jeder problemlos durch ihn durchkommen kann? Wie kommt es, dass Amazonen mehr als 100 Sprachen beherrschen, Englisch jedoch nur mit einem seltsamen Akzent? Und wo genau liegt die Insel, wenn Diana und Trevor nur einen halben Tag von ihr bis nach London mit einem kleinen Segelboot benötigen?
Doch solche Drehbuchschwächen kommen eigentlich in den meisten großen Blockbustern vor und haben mein Vergnügen nicht geschmälert. Jedoch hat sich Wonder Woman noch nicht gänzlich von allen Altlasten seiner DC-Vorgänger befreit und diese kommen im letzten Akt, insbesondere beim finalen Showdown, zum Tragen. Es ist als ob Jenkins vorgeschrieben wurde, dass jede DC-Verfilmung mit einem destruktiven, CGI-trächtigen, Over-the-Top-Showdown zu enden hat, der trotz (oder gerade wegen) seines Bombasts die schwächste Actionszene des Films darstellt und mich leider an den Doomsday-Kampf am Ende von Batman v Superman erinnerte. Die Einsätze sind einfach nicht hoch genug, um den Kampf wirklich spannend werden zu lassen, und man kann sich wirklich nur so häufig eine Gott-gegen-Gott-Materialschlacht anschauen, bevor es nur noch irgendwie ermüdend wirkt. Zum Glück ist das nur eine unglückliche Fußnote in einem ansonsten gelungenen Superheldenfilm, der das Rad vielleicht nicht neu erfindet, doch das Universum zumindest auf den richtigen Pfad bringt, der eine bessere und vielleicht sogar wundervolle (sorry, ich konnte nicht widerstehen) Zukunft verspricht.
Fazit
Wonder Woman vermischt in seiner Darstellung der Figur-Mythologie frei Elemente aus dem Goldenen, dem Silbernen und dem Bronzenen Zeitalter der DC-Comics sowie aus der "The New 52"-Ära, doch letztlich macht sich Gal Gadot mit einer delikaten Mischung aus Furchtlosigkeit, Kampfgeist, Naivität und Idealismus die Rolle mühelos zu Eigen, erhebt diese über ihre Ursprünge hinaus und schenkt uns die beste Comic-Superheldin der Filmgeschichte (zugegeben, die Konkurrenz ist mager). Obwohl einige wenige Probleme der Vorgänger leider auch diesen Film plagen und ein Genre-Meisterwerk verhindern, schlägt er dennoch als bester Beitrag des DC-Kinouniversums einen guten Weg für das Mega-Franchise ein.
ich bin von diesem Machwerk blank entsetzt. Unglaublicher Deutschenhass, billige, rassistisch Propaganda unterster Schublade. Wem nützt das? Wer hat denn so etwas derart primitives nötig?
[…] kommen. Als jedoch Star Wars: Episode IX von Mai bis Dezember verschoben wurde, zog Warner das Wonder-Woman-Sequel zunächst vor und setzte es für Anfang November an. Später entschied sich das Studio […]